Kapitel 7

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«Willst du mir nicht erzählen, warum du hier bist?» fragt er mich nach ein paar Minuten peinlicher Stille. Nervös spiele ich mit meinen Händen und überlege mir eine gute Ausrede nach Hause gehen zu können. Das ist so dumm von mir gewesen hierher zu kommen. Verdammt.

«Nein.» sage ich unüberlegt, aber halte mir danach schnell mit meiner Hand den Mund zu. Manchmal ist es echt nicht gut so direkt zu sein. Das ruft doch nur nach ganz viel Stress. «Ich meine, ich weiß nicht wie ich anfangen soll zu erzählen.» füge ich noch schnell hinzu und gebe mir innerlich dreißig Ohrfeigen.

«Lass dir Zeit.» antwortet mein Möchtegern Lehrer. Okay, ich sollte wirklich aufhören ihm so komische Spitznamen zu geben. Zum Beispiel der Biologe. Really, Emery? Ich bin sowas von unkreativ.

Ich atme tief ein und aus. «Es ist nur so, dass ich in letzter Zeit sehr viel familiäres um die Ohren habe. Das ist jedoch nicht der Rede wert.» fange ich an nervös zu erzählen und meide jeglichen Blickkontakt mit Mr. Coleman. «Und Sie wissen bestimmt, dass mehr als die Hälfte der Klasse schon Bewerbungen an Universitäten abgeschickt hat. Ich hatte bereits drei Absagen erhalten und dachte mir, dass es nicht schlimmer werden kann. Immerhin gibt es genug Universitäten auf der Welt.»

Langsam hebe ich meinen Kopf. Sofort stechen mir die hellblauen Augen von meinem Lehrer entgegen. Er schaut ziemlich neugierig und auch besorgt, weil sich schon langsam Tränen in meinen Augen bilden. Ich hatte nicht einmal die Möglichkeit, dass mit Dad verdauen zu lassen und dann kommen mir schon die nächsten Hürden entgegen.

«Heute, als ich wieder zuhause war, da ist schon der nächste Brief da gewesen. Ich habe schon wieder eine Absage erhalten. Diese hat mich viel trauriger gemacht, als alle drei Absagen davor. Es ist schon immer ein Traum von meinen Freunden und mir gewesen alle zusammen an der Princeton zu studieren. Alle drei haben eine Zusage nur ich habe wieder versagt.» Ich blinzele meine Tränen weg, weil ich nicht will, dass Mr. Coleman meine Schwache Seite sieht.

«Ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Ich weiß nicht mal, warum ich zu Ihnen gekommen bin. Ich brauche einfach mal eine Auszeit, denke ich.» ergänze ich noch. Ich bin echt froh, dass Mr. Coleman mich nicht ein einziges Mal unterbrochen hat, während ich am erzählen war. Er ist ein echt guter Zuhörer.

«Erstmal muss ich sagen, dass ich froh bin das du dich bei mir gemeldet hast. Mich würde auch gerne interessieren, was dich so sehr in der Familie bedrückt, aber solange du es mir nicht erzählen willst kann ich dich auch nicht zwingen. Ich respektiere deine Entscheidung völlig.» Ich lächele ihn schwach an. Er erwidert mein Lächeln und legt seine Hand vorsichtig auf meine Schulter, als würde er versuchen mir mit dieser Berührung Stärke zu schenken.

«Und was die Princeton angeht.. ich glaube, dass viele andere Universitäten dich auf jeden Fall annehmen würden. Ich habe deine Noten gesehen und du bist ein super schlaues Mädchen.» Er zwinkert mir aufmuntert zu und ich muss erneut neben ihm kichern. Argh, ich hasse diese Seite an mir.

«Mag sein, dass es ein Traum von dir und deinen Freunden ist, aber manchmal da muss man eben Träume opfern.» «Danke.» gebe ich lächelnd von mir. «Ich glaube das musste ich mal hören.»

«Sie sollten wirklich nochmal überlegen den Beruf aufzugeben. Als Nicht-Lehrer sind Sie viel cooler.» ergänze ich, nach dem ich aufstehe und ein paar Schritte rückwärts gehe. Grinsend schaut er auf den Boden und kratzt sich am Nacken. Dabei entblößt er mir seinen trainierten Arm. Kurz, aber nur ganz kurz, bin ich darauf fixiert. Ich schüttele meinen Kopf um diese Gedanken loszuwerden.

«Sollte das eine Beleidigung oder ein Kompliment sein?» fragt Mr. Coleman lachend. Er steht ebenfalls auf, lässt mich dabei nicht aus den Augen.

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