Kapitel 35

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«Mum!» rufe ich, während ich gegen die Tür klopfe. «Mum, bitte mach die Tür auf!»

Spät am Abend hatte ich mich dazu entschieden, meine Post abzuholen und auch noch ein paar mehr Klamotten. Jedoch musste ich vor fünf Minuten feststellen, dass mein Schlüssel nicht mehr in das Schloss passt.

Meine Eltern sind zuhause, das weiß ich, denn unser Auto steht unten und ich höre das der Fernseher läuft. Es ist verletzend zu wissen das Sie mich ausgesperrt haben. Sie tun so, als wäre ich eine große Schande. Dabei ist es nichtmal etwas schlimmes gewesen.

«Dad, bitte.» Meine Knochen tun vom festen klopfen langsam weh, aber ich gebe dennoch nicht auf. Sie können mich doch nicht einfach hier stehen lassen.

«Habt ihr das Schloss ausgewechselt? Mum! Dad! Ich will nur meine Post holen, bitte.»

Seufzend setze ich mich vor die Tür und gehe mir verzweifelt durch meine Locken. Mein Leben hat sich innerhalb von zwei Monaten so drastisch verändert das es mir vorkommt, als würde ich diesen Mist schon eine halbe Ewigkeit durchmachen. Ich bin in ein tiefes Loch gefallen und ich komme dort auch nicht mehr raus. Selbst die Hände von meinen einzigen zwei Freunde könnten mich dort nicht mehr rausziehen. Vermutlich muss ich alleine mit diesem Chaos umgehen. Aber das Problem ist, dass ich nicht weiß wie man mit Chaos umgeht. Vor zwei Monaten war mein einziges Chaos der Mathe und Bio Unterricht.

Wütend und verletzt zugleich springe ich auf, trete gegen die Haustür und gehe die Treppen hinunter.

Ich brauche eine dicke fette Ablenkung. Eine Ablenkung von alldem Stress und all der Trauer. Deshalb entscheide ich mich zur Bar zu gehen, denn wenn Hunter (der Barkeeper) dort ist, dann kann ich mich mit ihm unterhalten.

Die Fahrt vergeht schneller als gedacht und in weniger als fünfzehn Minuten betrete ich die Bar meines Vertrauens. Zu meinem Glück im Unglück steht Hunter an der Bar und bedient Leute. Mit schnellen Schritten gehe ich auf die Theke zu und setze mich auf einen der Hocker die davor stehen. Hunter bemerkt mich sofort und lächelt mich an.

«Hey, Emery. Du hast dich lange nicht mehr hier blicken lassen.» lacht er und macht gerade ein Bier auf, um es dem alten Knacker der zwei Hocker weiter von mir sitzt zu geben. «Ja, war viel los. Schön dich zu sehen.» Ich versuche zu lächeln, was mir halb gelingt. Zum Glück bemerkt Hunter es nicht.

«Was kann ich dir bringen?» Er dreht sich jetzt zu mir.

«Überrasch mich.» sage ich lachend, bevor mein Handy klingelt. Genervt stöhne ich auf und schaue auf das Display. Der Anruf ist von Travis, aber ich ignoriere es einfach. Daraufhin ruft Samuel mich ebenfalls an, dich den ignoriere ich auch. Ich brauche jetzt Ruhe und Zeit für mich.

Ein paar Minuten später stellt Hunter mir einen Cocktail hin, den ich innerhalb weniger Minuten leer trinke. «Krieg ich etwas starkes?»

«Natürlich.» sagt er und fängt schon an etwas vorzubereiten. «Du siehst ziemlich gestresst aus. Alles klar?» Ich nicke. Auch wenn es eine totale Lüge ist, nicke ich.

-

Ein paar Drinks und Shot später, sitze ich total betrunken auf dem Barhocker und erzähle Hunter alles was in den letzten zwei Monaten passiert ist. Keine Ahnung wie es dazu kam, aber hier bin ich und kotze mich bei ihm aus.

Während er mir ein letzten Drink zubereitet, weil er gleich Feierabend hat, erzähle ich ihm von Dakota's Verrat und davon das meine Eltern wahrscheinlich das Schloss ausgewechselt haben. Die Sache mit Matteo weiß er schon seit einigen Minuten.

«Bin ich jetzt quasi obdachlos?» frage ich am Ende meiner Geschichte und lege frustriert meinen Kopf auf die Theke. «Ich bin obdachlos!»

Hunter stellt mein Getränk neben mich auf die Theke, zieht sich seine Schürze aus und kommt einmal rum. Daraufhin sitzt er schon neben mir. «Ich dachte du bleibst bei Travis.»

«Ja! Tue ich auch. Aber der meckert mich doch an, wenn ich sturzbetrunken vor seiner Tür auftauche.» Meine Augen werden glasig und durch das Alkohol bin ich viel emotionaler als sonst. «Ich bleibe einfach die ganze Nacht hier! Hier ist es cool und außerdem gibt's Alkohol.»

«Für dich gibt es heute nichts mehr. Du bist betrunken genug, Em.» Oh! Wir sind mittlerweile so weit, dass er mich Em nennt. Hunter ist echt cool und man kann sich gut mit ihm unterhalten.

Der letzte Kunde verlässt nun auch die Bar. Nur noch Hunter, ein paar Kellner und ich sind hier. Ich sehe in seinen Augen das er endlich nach Hause will, aber ich bin heute so egoistisch das ich es ignoriere.

«Weißt du, was überhaupt nicht cool ist?» frage ich ihn und hebe meinen Kopf wieder von der Theke. Ich spüre wie mir Tränen über die Wangen laufen, aber stoppe mich selbst nicht, da ich zu betrunken bin.

«Was denn?» fragt er mich neugierig und besorgt.

«Das Matteo mich verlassen will!» Ein Schluchzer verlässt meinen Mund. «Ich liebe ihn, aber er.. er sagt ich soll nicht auf ihn warten!» Doch plötzlich wechselt meine Stimmung und ich stehe entschlossen vom Barhocker auf. Hastig wische ich meine Tränen weg. «Aber mir doch egal! Dann suche ich mir eben einen besseren Freund.»

Ein paar Sekunden bleibt es still. Anschließend fange ich wieder an zu heulen.

Und genau das ist der Moment, in dem Hunter es nicht mehr mit mir aushält. «Ich glaube ich fahr dich jetzt zu Travis. Zum Glück weiß ich wo er wohnt.»

Während ich mich frage woher Hunter weiß wo Travis wohnt, sitze ich schon im Beifahrersitz in seinem Auto. Schneller als erwartet stehen wir dann vor Travis' Haustür und erst dann realisiere ich, dass ich bei Hunter mitgefahren bin.

Was, wenn mein Barkeeper des Vertrauens ein Serienkiller ist? Oh mein Gott.

«Em!» höre ich jemanden schreien, aber meine Augen werden schwer und ich will schlafen. Ich höre wie meine Tür geöffnet wird und kurz daraufhin werde ich hochgehoben. «Was machst du nur für Sachen, Emy?»

Sofort erkenne ich an dem Geruch und an der Stimme das es mein bester Freund ist. Nur Travis benutzt nämlich so ein gewöhnungsbedürftiges Parfüm. Gott, ich sollte ihm zum Geburtstag ein neues kaufen. Das ist doch gar nicht mehr auszuhalten. Trotz seinem starken Parfüm lege ich meinen Kopf auf seine Schulter, während er mich hoch in sein Zimmer trägt.

Minuten später liege ich in seinem warmen Bett. Das letzte an das ich mich erinnere, ist das er mich zudeckt.

A/N:
Holy shit! Es sind schon 2K!
Ich danke euch so sehr. Ich kann meine Freude echt nicht in Worte ausdrücken. Ich bin unglaublich dankbar.

Außerdem hoffe ich euch hat das Kapitel gefallen. Bis zum nächsten Mal! xoxo

illegal love | ✓ #wattys2021Where stories live. Discover now