warum Wattpad > Twitter, Instagram

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Zunächst möchte ich erklären, dass es mir in diesem Text nicht darum geht, warum Wattpad als ganzes besser als Twitter und Instagram als ganzes ist. Es geht mir darum, zu äussern, warum ich Wattpad viel besser finde, wenn es darum geht, Aktivismus zu betreiben. Und Achtung, denn mit "Aktivismus" meine ich in diesem Kontext auch nicht alle Formen von Aktivismus, denn dann würde meine Behauptung auch nicht mehr ganz die gleiche. Ich meine den Teil von Aktivismus, wo es darum geht, Informationen, Ansichten und sonstige politische Inhalte im Internet zu verbreiten, die allgemein nützlich sind, die also Menschen etwas beibringen sollen (ein Money-Pool zu teilen ist beispielsweise auch Online-Aktivismus, aber da sind Instagram und Twitter dann wahrscheinlich doch besser geeignet, als Wattpad).


Viele sprechen darüber, dass man durch soziale Medien heute eine geringere Aufmerksamkeitsspanne hat, aber es wird selten über den Aspekt gesprochen, wie sich das auf Freundschaften auswirkt. Wenn wir online kommunizieren, geht das hauptsächlich nur durch kurze Nachrichten, obwohl ich mich erinnere, dass es vor 10 Jahren noch so viel einfacher war, Menschen zu finden, mit denen man regelmässig E-Mails und Briefe schreiben konnte. Meine Online-Freundschaften sehen heute so viel anders aus als damals und ich habe den Eindruck, dass es kein Zurück mehr gibt, obwohl ich es damals viel bereichender fand. Viele benutzen WhatsApp, sogar nur WhatsApp, und E-Mails zu schreiben würden viele seltsam finden. Selbst regelmässig lange Texte auf WhatsApp zu schreiben wäre komisch und sowieso ist sowas auch echt unpraktisch. Für lange Texte ist WhatsApp nicht gedacht, und noch weniger ist es auf Twitter und Instagram der Fall, denn da haben Privat-Nachrichten(!) eine Zeichen-Begrenzung. Was ist der Sinn dahinter?
Heute bekommt man von der Anzahl her vielleicht mehr Nachrichten und von viel mehr Menschen als als zu Zeiten, wo Online-Kommunikation mehr durch beispielsweise E-Mails oder Foren lief, aber wir kennen unsere andere Menschen (darunter Online-Freundschaften) nicht besser als damals, im Gegenteil, weil alles oberflächlich geworden ist. Wenn es darum geht, Freund*innen zu helfen, sagen viele sehr schnell, dass sie dafür "keine Kapazitäten" haben, obwohl gar nicht so viel gefragt wurde, z.B. nur eine kurze Diskussion, um etwas zu klären oder sogar noch weniger als das.

Ich habe gestern schon wieder darüber nachgedacht, wie Instagram in Wahrheit wirklich sehr schlecht ist, um Aktivismus zu machen. Ich mache aber trotzdem weiter, weil ich dort das Gefühl habe, mehr Menschen zu erreichen und somit allgemein mehr zu erreichen, als wenn ich etwas auf Wattpad oder einem Blog hochladen würde.
Wenn Menschen auf Instagram Posts hochladen, werden Informationen getrennt von Kontext wiedergegeben und dann denken Menschen, sie würden ein Thema kennen, weil sie die Definitionen eines Begriffs kennen. Aber sie kennen nicht den Kontext und wenn ein Konzept ursprünglich von beispielsweise TERFs oder anderen Gruppen, mit denen sie "eigentlich" nicht übereinstimmen, erfunden wurde und heute noch hauptsächlich von ihnen verwendet wird, merken sie das nicht. Aber eigentlich stimmen sie ja mit ihnen überein, weil sie ihre Konzepte sonst ja nicht verbreiten würden. Manche sind nur gegen TERFs, weil irgendwo "TERF" steht. Wenn sie auf TERF-Content aber ohne das Label stossen, stimmen sie dann doch zu. Deshalb finden es Menschen manchmal legitim, TERF-Memes oder -Posts zu screenshoten und zu reposten, wenn sie den Usernamen wegmachen, weil sie "TERFs keine Reichweite geben wollen". Aber sie geben ihren Konzepten, Begriffen und Analysen Reichweite. Wenn diese Dinge auch von anderen Menschen als TERF gesagt werden würden, dann wir würden sie diese Inhalte von eben diesen Menschen verbreiten können.

Ich hatte sowohl Instagram als auch Twitter schon davor, aber es war erst 2018, als ich angefangen habe, diese Plattformen zu nutzen, um diese Art von Aktivismus zu machen. Davor habe ich das ab 2015 auf Wattpad gemacht und hatte im Laufe der Jahre Blogs.
(Kleine Randinformation: Auf Wattpad war das nicht dieses Account hier und ihr könnt nicht lesen, was ich damals geschrieben habe. Als ich mein altes Account gelöscht habe, um auf einen Blog weiterzumachen, hatte ich um die 200 Texte, die auf 3-4 Bücher verteilt waren. Ich erinnere mich, dass ich mehrmals pro Woche etwas Neues hatte, weil ich damals zum Einen nicht ständig beim Schreiben von Texten abgelenkt war, zum Anderen auch weil ich niedrige Erwartungen an mir selbst hatte.)
Dadurch, dass ich also Texte geschrieben hatte, hatte ich mich seit Anfang an viel mehr mit den ganzen Thematiken, wie Feminismus, Veganismus, Antirassismus, Kapitalismus, etc. auseinandergesetzt. Das sind keine Themen, die ich durch Instagram oder Twitter, geschweige denn TikTok (gab es damals ja nicht) gelernt habe. Als ich später in Twitter-Communitys involviert war, hatte ich irgendwann das Gefühl, dass andere nur was von ihrer "Bubble" kannten, dachten, dass ihr Linksein das absolut einzig existierende Linkssein auf der Welt darstellt, dass sie sich gar nicht für die soziologischen und philosophischen Aspekte von Politik interessieren und nur dann für Geschichte, wenn es um den Nationalsozialismus oder einzelne Ereignisse der Queer History geht. Ich merkte, dass Leute oft offensichtliche widersprüchliche Meinungen hatten, wahrscheinlich deshalb, weil sie Themen nicht ganzheitlich verstanden haben (was man in Diskussionen merkt, wo sie auf Argumente eingehen müssen) und daher Zusammenhänge zwischen Themen und ihre Doppelmoral nicht sehen. Auf Instagram ebenso, wobei ich das Gefühl habe, dass Menschen dort ein kleines bisschen mehr nachdenken, denn es kostet mehr Zeit, ein Instagram-Post herzustellen, als ein Tweet zu schreiben. Vielleicht denken Menschen da ein bisschen mehr nach, über das, was sie gerade sagen, während sie auf Twitter einfach nur gerade sagen, was ihnen gerade durch den Kopf geht, während sie gerade eh mit etwas anderem beschäftigt sind.

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