Was ist das Problem mit Vermieter*innen?

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Was ist das Problem mit Vermieter*innen? In den Köpfen vieler Menschen ist es legitim, sein eigenes Kapital durch den Besitz von Immobilien zu vergrössern. Aber warum ist Wohnen eine Ware, die gehandelt wird? Das System der privaten Vermietungen war nicht immer so selbstverständlich wie heute. 

In Grossbritatien begann die Regierung 1919 mit dem Housing and Town Planning Act mit dem umfassenden Plan, Sozialwohnungen zu bauen. Dieses Programm erstreckte sich bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschleunigte sich es, weil die Regierung mit der Zerstörung durch den Krieg und der Notwendigkeit, heimkehrende Soldat*innen unterzubringen, konfrontiert war. Also wurden Programme zum Bau von Sozialwohnungen durchgeführt, die Millionen gewöhnlicher Menschen die Stabilität langfristiger Mietverträge zu niedrigen Mieten boten. In den dreieinhalb Jahrzehnten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden 4,4 Millionen Sozialwohnungen gebaut. Allerdings hielt das nicht lange, weil Margret Thatcher auf die politische Bühne trat und aus Grossbritanien ein Land von Eigenheimbesitzer*innen machen wollte. "Hartarbeitende" Familien sollten in der Lage sein, ihre eigenen Häuser zu kaufen, was ihnen Sicherheit, Würde und Freiheit geben würde, und auf diese Weise zu besseren Bürger*innen machen.
Man könnte dagegen darauf hinweisen, dass es doch auch Menschen gibt, die ihr ganzes Leben har arbeiten und sich trotzdem kein Haus leisten können, jedoch handelt es sich dabei um ein neoliberales Argument, wenn es impliziert, dass hartes Arbeiten eine Bedingung für ein Zuhause sein sollte. Wohnen ist jedoch ein grundlegendes Menschenrecht und keine Ware, die verdient werden muss.

Woraus besteht die Arbeit von Vermieter*innen? Ihre Dienstleistung ist es, Wohnungen auf den Markt zu bringen, sich um sie zu kümmern und sie zu renovieren (zumindest sind sie gesetzlich dazu verpflichtet). Das Problem ist, dass es eine Diskrepanz zwischen dem Wert gibt, den sie produzieren und dem Geld, das sie dafür erhalten. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb Vermeiter*innen manchmal die Realität verdrehen, um den Eindruck zu erwecken, dass sie mehr Wert produzieren, als sie tatsächlich tun. Es kommt vor, dass sie sagen:

"ICH habe die Küche renoviert"

"Ich habe den Boden ausgetauscht"

"ICH habe die Wände gestrichen"

Diese Wortwahl überträgt die Subjektivität der Arbeiter*innen auf die Vermieter*innen. Wert wird aber nicht von wenigen Investor*innen geschaffen, sondern von den vielen Menschen, die Ingenieur*innen, Maurer*innen, Klempner*innen, usw. sind. Die Vermieter*innen haben nicht so viel getan: Sie haben nur dieses Eigentum entdeckt oder vererbt, haben geschaut, was man damit machen kann, sind zur Bank gegangen, haben die Hypothek bekommen und andere Leute gebeten, dieser Ort zu renovieren, damit sie Mieter*innen unterbringen und passives Einkommen von ihnen erhalten können. 

Man sieht heute, dass es mehr leere Wohnungen als obdachlose Menschen gibt. Ein System, das es ermöglicht, Wohnraum zu kommodifizieren, ist nicht gerecht. Ein dereguliertes System auszunutzen, um sich zu bereichern, ist nicht ethisch vertretbar. Und das ist das Problem an Vermieter*innen.

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