Rantbook

Intuition

"Ah, hab ich mir gedacht!"

An sich ein völlig normaler, problemloser Satz - würde ich behaupten. Beim Diskutieren mit anderen Menschen habe ich manchmal jedoch das Gefühl, dass sie sich in irgendeiner Weise stolz fühlen, wenn sich ihre ersten Eindrücke als wahr herausstellen.

Klar, es ist zunächst nachvollziehbar, dass es angenehm ist, wenn man sich bewusst wird, dass das "Je ne sais quoi" über die neue Schülerin oder den Nachbarn letztendlich korrekt war.

Aber die Intuition ist das Gefühl, die Wahrheit zu kennen, obwohl man nicht weiß, woher diese Überzeugungen kommen, weil sie schneller als die Gedanken waren.

Es ist faszinierend, wie manche wirklich zu diesem Wahrheitsgefühl halten und es anscheinend mögen, sich zu denken, dass sie seit Anfang an Recht hatten, obwohl sie gar nicht wissen, warum. Also für mich persönlich ist es überhaupt nicht etwas worauf ich stolz sein kann. Es wird sogar gut angesehen, eine intuitive Person zu sein.

Auch wenn es zugegebenermaßen sicherlich niemanden große Sorgen bereitet, finde ich es bei mir selbst meist doch etwas beunruhigend, denn eine Überzeugung, die schneller als die Gedanken ist oder einen starken ersten Eindruck über die Menschen, die Situationen,... das erinnert mich an etwas anderes.

Was ich meine, ist: Entspricht nicht genau diese Beschreibung einem Vorurteil?

Dieser Begriff ist aber ganz anders konnotiert. Ich bin mir sicher, dass wenn wir wahllos Menschen auf der Straße dazu befragen würden, würde man meisten hören, dass Vorurteile schlecht sind, dass man sich von ihnen trennen soll, weil sie schlechte Ratschläge sind, die zu schlechten und eventuell gefährlichen Schlussfolgerungen führen.

Ich denke nicht, dass dieser 298-Wörter-langer Text diejenigen zum Selbstreflektieren bringen wird, die es am nötigsten haben, weil sie auch die Intuition haben, dass ihre Intuitionen keine Vorurteile sind, aber wenn der Wille fehlt, kann man eigentlich auch nichts machen.