»Ich bin geflasht.«

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Grace P.O.V.

Der Mister schleppte mich in ein gutgefüllten Pub.

Ein Raunen ging durch die Runde. Wegen mir oder wegen ihm?

Alle verbeugten sich ehrfürchtig und die Frage wurde mir schnellstmöglich beantwort.

»Sir, was führt sie in meinen kleinen Pub?«, kam ein offensichtlich sehr gut gelaunter Barkeeper auf uns zu. »Das Bier soll hier besonders gut sein.« Sofort lachten alle herzlich.

»Ich dachte, in die Hölle kommen die Menschen, die Schlechtes getan haben?«, flüsterte ich erstaunt. »Die verrotten im Fegefeuer. Die hier haben sich gegen den Himmel entschieden.« »Ich bin geflasht.« »Das will ich auch hoffen.«, lachte er.

»Sir, ich will nicht unhöflich oder neugierig klingen, aber wer ist die reizende Begleitung an ihrer Seite? Denn es kursieren so einige Gerüchte...« »Das muss sie schon selbst erklären.«

Plötzlich herrschte komplette Stille und alle Augen lagen auf mir.

»Lucifer, du Arsch, ich danke dir dafür, aber nun gut, ich bin Grace und wie mir von dem Deppen neben mir versichert wurde, nicht tot, sondern nur ein Gast.«

Es schien, als überlegten sie, ob es angebracht wäre, zu lachen.

»Ihr habt es gehört! Die reizende Begleitung an meiner Seite ist frech und hinterlistig, also passt sie perfekt hierher.« Für den Kommentar schlug ich ihm kräftig gegen seinen Oberarm.

Einer konnte sich nicht mehr halten und spuckte vor lachen sein Bier aus. Augenblicklich stimmten alle mit ein.

Der Barkeeper brachte uns beiden ein Bier und wir setzten uns an die Theke, jedoch folgten uns die Augenpaare.

»Ich hab da mal eine Frage...«, rief ein junger Mann, wie alt er wohl war, als er gestorben ist...

»Äh, okay?«, verunsichert, was jetzt kommt, versuchte ich seine Körpersprache zu verstehen, doch er saß gelassen auf seinem Stuhl. Arsch.

»Sie reden so selbstverständlich mit dem Teufel, als wäre es ihr Vertrauter und da er sagte, sie wären ein Gast, darf ich fragen, wer er für sie ist?«, überlegend schaute ich zu Lucifer, der nur entspannt nickte.

»Ähm, wo soll ich anfangen? Ich mach es einfach kurz. Das Oberaffengesicht neben mir, ist leider Gottes mein Schutzengel. Er könnte mir so oder so kein Haar krümmen und außerdem ist er mein männlicher zweitbester Freund.« »Nicht der Erstbeste?«, empört schnalzte Lu mit der Zunge. »Da muss ich dich enttäuschen, dass ist und bleibt nun mal Adam.« »Nicht mehr lange.«, murmelte er. »Überleg dir lieber vorher, ob du meinen Bruder umbringst, denn dann hast du ernsthafte Probleme mit Gabe.« Er seufzte verstehend.

»Sie sind echt eine großartige Frau. Auf Grace!«, alle stießen gleichzeitig an und ich war glücklich. Einfach glücklich, denn die Hölle ist einfach der Wahnsinn.

Im Laufe des Abends redete ich mit vielen Leuten und erfuhr deren Lebensgeschichte. Bei manchen stiegen mir Tränen in die Augen und bei anderen konnte ich nicht anders als zu lachen.

Lucifer behielt mich die ganze Zeit im Auge und seine Mundwinkel bildeten ein verträumtes Lächeln.

Plötzlich klingelte mein Telefon und erschrocken darüber fiel ich beinahe vom Stuhl.

Also auch Netz in der Hölle. Ist doch GANZ normal, oder?

Adam leuchtete auf meinem Display auf und ich nahm den Anruf an.

»Adam du störst.« »Dir auch einen guten Tag Schwesterherz.«

»Ist das dein Bruder? Mach mal auf Lautsprecher!«, rief ein amüsierter Mann aus einer Ecke.

Okay?

Gesagt getan.

»Grace! Wo zum Teufel steckst du schon wieder?« Oh nein, dass verrate ich doch nicht.

»Hallo Adam, sie ist in einem Pub voller gutaussehender Typen, die ihr regelmäßig schöne Augen machen, von den vielen Liebschaften will ich mal nicht reden...«, riefen ein paar durcheinander. »GRACE VERDAMMT NOCHMAL! WO ZUM FUCKING TEUFEL BIST DU?« »Was hast du gerade gesagt?«, Lucifer kam auf mich zu. »Oh hallo, lieber Lucifer. IST JA SCHÖN UND GUT, DASS ES ANFÄNGT WIE DAMALS, ABER WO ZUM SCHEISS BEFINDET IHR EUCH? ALLE MACHEN SICH SORGEN!« »Mann Adam, mein Schutzengel ist doch bei mir.« »Du weißt schon, wer dein Schutzengel ist oder?« »Zweifelst du etwa an meiner Sicherheit?« »Nein, du geflügeltes Arschloch, ich vertraue dir nur nicht so sehr.« »Hm, Adam? Ist zufälligerweise Stella bei dir?« »Was ist Luz?«

»Kannst du bitte den lieben Adam deine Heimat zeigen?« »Bist du noch ganz dic-Okay.«, der rote Hörer blinkte auf.

»Was ist mit Stellas Heimat gemeint?« »Ach stimmt, dass weißt du ja nicht nicht. Stella ist ein Halbdämon.« »WAS?« »Ja.« »Das bedeutet, dass sie herkommt, mit Adam, richtig?« »Goldrichtig.« »Du machst die Stimmung kaputt.«, schmollte ich, als ich meine Arme ineinander verschränkte.

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1. Teil der Lesenacht.

GraceWhere stories live. Discover now