· Kapitel 03 ·

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  Die Fahrt zum Krankenhaus war anstrengend. Nicht das ich irgendetwas fühlen könnte. Mittlerweile habe ich mitbekommen, dass ich wohl eine Art Geist war. Menschen konnten durch mich hindurchlaufen und mich auch nicht sehen. Da ich so auch niemanden zum Reden hatte, wurde mir schnell langweilig und mir blieb nichts anderes übrig als mich selbst zu beobachtete, wie die Sanitäter mich mit verschiedenen Geräten verbunden, während der Fahrer dabei mit Blaulicht und Sirene zu seinem Ziel fuhr. Da Reaper aber sagte, dass er solche wie mich nicht mochte, musste es ja heißen, dass es mehr Geister gibt. Dementsprechend hoffte ich darauf im Krankenhaus ein paar Geister zum Reden zu finden. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich jemals so etwas denken würde. Und hallo? Geister? Es gibt also tatsächlich Geister?

  Da ich in meinem Zustand aber nichts tun konnte, konnte ich mich nur schwer ablenken. Ich versuchte etwas über meine Lage herauszufinden und schaute den Sanitätern zu, wie sie sich irgendetwas notierten, doch ich verstand keine Medizinersprache, weshalb ich auch bald aufgab. Letztendlich blieb mir nichts anderes übrig, als über meine Situation nachzudenken. Das bedeutete, dass ich über meine Familie nachdenken musste. Über meine Eltern, die nun irgendwo im Himmel waren, das hoffe ich zumindest. Und über meinen Bruder, dem ich so oft gesagt hatte, er solle doch zur Hölle fahren, was hoffentlich nicht passiert ist. Hoffentlich ist er bei Albert Einstein und den anderen schlauen Genies, die sein Vorbild waren. Hoffentlich ist er glücklich, da wo er jetzt ist.

  Ich bereue es, dass ich nicht sofort gesagt habe, dass ich mit ihnen mitgehen wollte. Ich habe das Gefühl, dass ich sie im Stich gelassen hatte, in dem Moment als ich sagte, dass ich Leben wollte. Meine Familie hatte nicht die Möglichkeit zu entscheiden, also sollte ich auch nicht das Recht dazu haben. Ich hätte mit ihnen sterben sollen und genau das werde ich dem Tod sagen, wenn er in einem Monat wiederkommt.

  Ich wurde aufgrund von lautem Piepsen aus meinen Gedanken gerissen. Was ist los?

  »Wir verlieren sie schon wieder! Du stirbst mir hier nicht weg, Kind! Nicht so lange ich hier Dienst habe!« motzte mich die Sanitäterin an und ergriff Maßnahmen, um mich wieder stabil zu bekommen und genau da kam mir eine Idee.

  Wenn ich es schaffe mich selbst zu töten, dann kommt Reaper früher und ich kann sterben.

  Das nenne ich mal einen Plan.

  Dummerweise schafften sie es mein sterbendes Ich wieder zurück ins Koma zu befördern. Aber ich hatte noch einen Monat um mich zu töten.

  Lasset die Spiele beginnen.

  Ich achtete nicht mehr viel auf unserem Weg, da ich mir ein paar Pläne überlegte. Da ich wissen musste, wie weit ich mich von meinem Körper entfernen konnte, sprang ich ein paar Mal aus dem Krankenwagen um es zu testen. Das Ergebnis war, dass ich mich ungefähr einen halben Kilometer entfernen konnte. Das Gefühl war unglaublich komisch. Wenn ich mich zu weit weg entferne, dann fühlt es sich an, als würde ich von einem riesigen Staubsauger eingesaugt werden und neben meinen Körper wieder herauskommen. Und das alles in nicht mal einer Sekunde! Das letzte Mal als ich den Abstand getestet habe landete ich in einem Zimmer. Wahrscheinlich das Zimmer, in dem ich untergebracht wurde.

  Es herrschte noch etwas Tumult, bis ich dann endlich auch alleine in diesem Zimmer war.

  Ich betrachtete meinem Körper, der an ganz vielen Geräten hing, dann schaute ich mich etwas um und erkannte den Raum sogar. Es war der Raum in dem mein kleiner Bruder schon einmal lag, weil er sich das Bein gebrochen hatte. Soweit ich weiß, war dieses Zimmer auch sehr teuer gewesen. Vielleicht haben sie mich extra hier verfrachtet, weil sie wussten, dass ich Geld hatte und meinen Aufenthalt zwangsläufig irgendwann zahlen müsste.

Call of HellWhere stories live. Discover now