· Kapitel 09 ·

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  Wieder vergingen ein paar Tage und heute war es so weit. Heute würde ich wieder aufwachen.

  Und Sina wird sterben.

  Den ganzen Tag spielte ich mir ihr verstecken. Man würde nie glauben, dass sie heute sterben würde, wenn man sie so sah. So ausgelassen und fröhlich.

  Inzwischen war Sina wieder bei Maria und ich wanderte mal wieder in den Gängen herum und traf zufällig auf Mario, der gerade mit einem Arzt zu diskutieren scheint. Also nutzte ich meine Situation als Seele aus und stellte mich zu den Beiden und zu erfahren, worüber die denn redeten.

  »So leid es mir tut, aber wir bezweifeln, dass Ihre Frau jemals wieder aufwachen wird, da sie hirntot ist. Für Ihre Frau und auch für Sie selber würde ich ihnen raten die Geräte abstellen zu lassen. Sie sind schon stark verschuldet, doch die Entscheidung muss ich ihnen überlassen « sprach der Arzt gerade. »Ich gebe doch nicht meine Frau auf! Sie ist alles was ich noch habe! Sie bekommen schon noch ihr Geld sie Geizkragen« schimpfte Mario.

  Keine Ahnung wie ich ihn dazu bringen soll, die Geräte abstellen zu lassen, doch ich konnte nicht weiter darüber nachdenken, da ich mich merkwürdig fühlte.

  Es fühlte sich an, als würde mich jemand rufen und ich stand ohne es zu wollen auf einmal in meinem Zimmer. »Da bist du ja.« »Reaper?« »Ne, Gott?« sagte er ironisch und verdrehte seine Augen.

  »Ich schätzte mal, dass du sterben willst?« meinte er und fing an etwas auf seinen Notizblock zu schreiben. »Nein, will ich nicht« und sofort hörte er auf zu schreiben. »Nicht?« »Nein.« »Du willst leben?« »Ja« nickte ich und es blieb eine Weile still.

  »Das kam bis jetzt noch nie vor. Jeder der Aufschub bekommen hat, wollte am Ende sterben. Du bist dann wohl die Erste, die dem Tod entkommen ist. Aber gut, dann muss ich dir noch ein paar Dinge erklären und du musst hier unterschreiben« sprach er und gab mir einen Stift und einen Zettel, den ich unterschrieb. »Was steht denn auf dem Zettel?« »Das, was ich dir jetzt sage. Du darfst mit niemanden über diese Zwischenwelt reden. Dir ist es verboten dich in das Leben derer einzumischen, die du als Seele kennengelernt hast, sonst wird es Konsequenzen geben« ratterte er herunter und ich nickte. »Welche Konsequenzen?« wurde ich neugierig. »Das weiß ich nicht. Noch niemand hat es gewagt, die Regeln zu brechen. Zumindest nicht, seitdem ich als Reaper arbeite.« Aha.

  Warte, was? Das bedeutet, ich kann Sina nicht mehr sehen und darf Maria nicht mehr helfen?!

  Ach, egal. Scheiß auf die Konsequenzen.

  »Das wars, viel Spaß beim lebendig sein« verabschiedete er sich und wollte gerade gehen, doch ich hielt ihn auf. »Warte bitte, ich habe noch eine Frage!« »Ja?« »Wo ist meine Familie? Sind sie im Himmel?« wollte ich wissen. Ich musst einfach wissen, dass sie glücklich sind.

  »Du gehst mir echt auf die Nerven, Riley Cordes. Aber da ich dich dann endlich loshaben werde, werde ich es dir sagen. Dein Vater und dein Bruder befinden sich im Himmel. Deine Mutter in der Hölle. Viel Spaß noch.«

  Und dann war er weg.

  Meine Mutter ist in der Hölle?

  Doch bevor ich weiterdenken konnte, fühlte sich mein Körper komisch an. Alles prickelte an mir und auf einmal wurde alles ruhig. Ich fühlte mich ausgewogen, leicht wie eine Feder. Ich hatte das Gefühl nach Hause zu müssen, weil man mich dort erwartete. Nach Hause in meinen Körper. Als ich an mir herunter sah, bemerkte ich, dass ich begann mich aufzulösen, wie Finn es getan hatte. Also schloss ich meine Augen und ...

  ... machte sie wieder auf. In meinem Körper!

  Ich lebe wieder.

  Und niemand war hier, der auf mich wartete.

Call of HellWhere stories live. Discover now