· Kapitel 23 ·

2.3K 155 39
                                    

  Inzwischen lag ich zu Hause bei Mia auf meinem Bett. Was genau ich nun tun sollte, wusste ich nicht. Meine momentan einzige Chance hatte ich vergeigt, nur weil ich nicht nachgedacht hatte. Reaper konnte mir auch nicht helfen, da er nicht hineingezogen werden wollte und weil er außerdem auch nichts wusste.

  Ich konnte nicht weiter nachdenke, da es leise an meiner Tür klopfte und Henry und Mikel, die Kinder von Mia, hereinkamen.

  »Rileeeeyy, willst du mit uns spielen?« rannte Henry zu mir. »Ja, bitte, bitte« kam auch Mikel zu mir ans Bett und sprang auf mich drauf.

  Es dauerte eine Weile, doch mittlerweile sahen die Beiden mich wohl als ihre große Schwester an. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie sie mal nachts zu ihren Eltern gingen und fragten, wann ich denn endlich wieder gehen würde. Sie fanden mich unheimlich und waren auch etwas schüchtern und mir war das damals ganz recht, da ich meine Ruhe haben wollte. Jetzt fand ich beide Jungs einfach toll. Klar, teilweise erinnerten sie mich an meinen Bruder, aber es ist trotzdem schön sie um mich zu haben. Daher konnte ich den beiden leider auch nichts abschlagen.

 »Mh, an was habt ihr denn gedacht?« überlegte ich und drehte mich zu ihnen. »Fußball!« riefen beide gleichzeitig und ich musste lachen. War ja klar, dass sie Fußball spielen wollten. »Na, dann lasst uns Fußball spielen« nickte ich und beide rannten jubelnd aus der Tür heraus in den Garten.

  In Gendanken bei meinem Bruder, lief ich den beiden lächelnd hinterher. Ich hatte wirklich Glück, dass diese Familie mich nach dem Unfall aufgenommen hatte, auch wenn ich es am Anfang nicht einsehen wollte.

  Im Garten angekommen schickten sie mich ins Tor, was eigentlich nicht unbedingt das Schlauste war, da ich wirklich gar nichts halte. Ich meine, klar, ich bin gut im Sport, aber wer lässt sich schon freiwillig von einem Ball abwerfen? Und dann darf man noch nicht einmal ausweichen, sondern musste auf den Ball zulaufen. Meinen Respekt an die, denen das Spaß macht. Ich salutiere für euch.

  »Riley! Du darfst dem Ball nicht ausweichen, du bist Torwart, du musst ihn schon halten« rief mir Mikel entgegen, was ich mit einem Schnauben kommentierte. Mein Plan war also gescheitert.

  »Ich geh ins Tor« meinte irgendwann Henry und stapfte mir entgegen. Somit hieß es also Mikel gegen mich.

  Wir spielten gefühlt eine Ewigkeit, bis ich mich auf das Gras legt und kapitulierte. »Ich kann nicht mehr. Das wars für heute« rief ich den Beiden zu, die mich enttäuscht anschauten. »Aber dafür spielen wir morgen wieder, ja?« bat Henry und ich musste mir Mühe geben nicht aus Reflex gleich 'Nein' zu sagen. »Mal sehen, ja?« sagte ich stattdessen und schaute in den Himmel.

  Irgendwo dort oben sind Janus und Dad. Was macht man eigentlich so im Himmel? Obs da was zu essen oder Freizeitparks gibt? Wäre doch wirklich mal interessant zu wissen.

  »Wo denkst du ist deine Familie gerade?« fragte Henry und legte sich zu mir ins Gras. Ich war überrascht über diese Frage. Bis jetzt hat er den Fakt, dass meine Familie gestorben ist immer ignoriert und nie angesprochen. Woher also der Sinneswandel?

  »Im Himmel...« Außer meine Mutter. »Woher weißt du das? Sie könnten doch auch in der Hölle sein, oder?« fragte nun auch Mikel. Ich antwortete nicht auf die Frage, sondern stellte stattdessen eine andere Frage: »Sagt mal, wie würdet ihr Kontakt mit Luzifer aufnehmen?«

  »Mit Luzifer? Wer ist das?« fragte Mikel, woraufhin ich schmunzeln musste. »Das ist der Teufel, du Idiot« verdrehte sein älterer Bruder Henry die Augen. »Nana, du sollst nicht deinen Bruder beleideidigen, Henry« mischte ich mich ein. »Ist doch wahr« schmollte er und drehte sich weg. »Ich würde es so machen, wie in der Serie Supernatural! Ich würde den Teufel einfach beschwören« grinste mich Henry anschließend an. »Beschwören? Wie denn?« richtete ich mich auf. »Na, eben so, wie in der Serie Supernatural. Und dann würde ich noch das eine Symbol aufmalen, damit er sich nicht mehr bewegen kann. Das würde ich natürlich unter einem Teppich verstecken, sonst würde der Teufel es ja merken« beriet mich Henry und ich musste zugeben, dass er gar nicht mal so Unrecht hatte.

  Warum versuche ich nicht einfach einmal den Teufel zu beschwören? Vielleicht sollte ich mir mal diese Supernatural Folgen anschauen.

  »Ich geh jetzt duschen« richtete ich mich und lief ins Haus. In meinem Zimmer holte ich mir ein paar Wechselklamotten und lief anschließend ins Bad. Schnell zog ich mich aus und entschied mich anstelle einer Dusche doch lieber ein Bad zu nehmen. Das ist um einiges entspannender.

  Das Wasser war angenehm warm und ich konnte mich unheimlich entspannen. Ich hatte das Gefühl, dass ich endlich einmal für ein paar Minuten entspannen konnte. Während ich in der Badewanne lag, starrte ich die Decke an und dachte nach.

  Ich wollte meine Mutter aus der Hölle retten, das war mir klar, aber ich hatte noch wirklich darüber nachgedacht, warum sie eigentlich in der Hölle ist. Was ist, wenn es gerechtfertigt ist, dass sie sich in der Hölle befindet? Was ist, wenn sie irgendetwas getan hat? Meine Mutter war immer nett zu mir, sie hat mich geliebt, genauso wie Janus. Ich könnte mir nie vorstellen, dass eine so herzensgute Person irgendetwas getan haben soll. Aber scheinbar hatte sie irgendetwas getan, nur was? Kommt man wegen Lügen auch in die Hölle? Nach den 10 goldenen Regeln, darf man ja nicht Lügen. Wie wird das alles gemessen? Vielleicht hat sie ja jemanden getötet – aus Versehen, versteht sich.

  Wie bin ich überhaupt auf die Idee gekommen, meine Mutter aus der Hölle zu holen? Wäre ich nicht in der Lage gewesen mit dem Reaper zu reden, hätte ich nicht gewusst, dass es überhaupt Himmel und Hölle gibt. Ich frage mich wirklich, wie ich das hinbekommen soll.

  Ich merkte gar nicht wie die Zeit verstrich. Mein Badewasser war inzwischen nur noch lauwarm und ich stieg seufzend aus der Wanne und trocknete mich ab.

  Meine Haare geföhnt, mich abgetrocknet und angezogen, lief ich zurück in meinem Zimmer und holte mein Laptop heraus.

  3 Bücher, 3 Staffeln Supernatural und 5 Tage später fühlte ich mich bereit den Teufel zu beschwören. Wenn es Geister gibt, den Sensenmann und Dämonen, dann sollte es wohl auch möglich sein den Teufel zu beschwören, oder nicht? Auf irgendwelche wahren Informationen muss diese Serie doch aufgebaut worden sein.

  Mit dem Fahrrad und Straßenkreide bewaffnet, fuhr ich zu einer abgelegenen Stelle, an der mich auch wirklich niemand stören würde. Ich malte mehrere Kreise auf den Boden auf, wie es in einen der Bücher abgebildet wurde. Die Zeichnungen waren nicht exakt wie die, die man in Supernatural sehen konnte, aber sie wiesen dennoch gewisse Ähnlichkeiten auf. Ich streute ein paar Kräuter und las einen lateinischen Text durch und tatatataa...

  Es passierte nichts.

  Da habe ich mich wohl gerade zum Affen der Menschheit gemacht.    


Call of HellWhere stories live. Discover now