· Kapitel 26 ·

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  Man sollte niemals einen Deal mit dem Teufel machen. Niemals. Ich war viel zu übereifrig und dumm. Wie konnte ich nur so blöd sein? Ich werde den Deal niemals erfüllen können!

  Frustriert schaute ich am nächsten Tag das Ergebnis meiner Google-Suche an. Das 1. Gebot nach dem neuen Testament lautet: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben, das 2. Gebot: Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen, das 3. Gebot: Du sollst den Feiertag heiligen, das 4. Gebot, das ich nicht erfüllen muss, lautet: Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, das 5. Gebot: Du sollst nicht töten, das 6. Gebot: Du sollst nicht ehebrechen, was ich auch nicht brechen muss, das 7. Gebot: Du sollst nicht stehlen, das 8. Gebot: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten, das 9. Gebot lautet: Du sollst nicht begehren deines nächsten Haus, das ich auch nicht brechen muss und das 10. Gebot lautet: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.

  Alles schön und gut, es wäre auch wirklich einfach diese Gebote zu brechen, wenn da nicht das 5. Gebot wäre. Du sollst nicht töten. Wie bitte soll ich jemanden töten? Wieso habe ich nicht daran gedacht, dass es dieses Gebot gibt? Außerdem, wenn ich alle Gebote breche, dann komme ich nach meinem Tod garantiert in die Hölle. Warum hat er also nicht einfach gleich meine Seele verlangt, im Austausch zu der Seele meiner Mum? Das wäre doch viel einfacher gewesen.

  Wahrscheinlich findet er das alles lustig.

  Ich las mir die Gebote noch einmal alle durch und versuchte sie mir zu merken. Danach schloss ich den Tab und schmiss mich auf mein Bett. Wie? Wie nur soll ich das schaffen?

  Was ist, wenn ich den Deal nicht erfüllen kann? Was sind dann die Konsequenzen? Das habe ich ganz vergessen zu fragen. Wahrscheinlich bekommt er dann meine Seele, richtig? Oh, man! Ich hätte niemals auf diesen Deal eingehen sollen! Nie, nie, nie, nie, nie!

  Tja, und doch bin ich es.

  Da hilft jetzt wirklich nichts, ich werde wohl die Gebote brechen müssen. Einfach erst die, die mir leichtfallen und danach die, die ich eben nicht so gerne mache. Es bleibt mir schließlich nichts anderes übrig.

  Seufzend stand ich auf und lief in die Küche. Ich wollte Mia etwas fragen, nur war sie gar nicht in der Küche, wie ich es eigentlich gedacht hatte.

  »Mama ist mit Henry einkaufen gegangen« kam Mikel auf mich zugelaufen, mit seinem Ball in der Hand. »Ach, wirklich? Wann kommen sie denn wieder?« drehte ich mich zu den kleinen Mikel um. »Bald, denke ich« überlegte er kurz und schaute mich dann etwas überfordert an. Mikel war noch nie gut darin, Zeit abzuschätzen.

  »Spielst du mit mir, Riley?« fragte er, nachdem ihm wohl wieder eingefallen ist, warum er zu mir gekommen ist. »Jetzt? Eigentlich habe ich gerade keine Lust...« entschuldigend schaute ich ihn an und trank etwas aus meinem Glas, das auf einem Tisch stand. Ich hatte wirklich besseres zu tun. »Oh, bitte, bitte, bitte. Ich will aber« nörgelte er und lief zu mir und drückte mir den Ball in die Hand. »Bitte« betonte er nochmal.

  Kleine Geschwister sind manchmal schon echt süß. Klar, er ist nicht mein echter Bruder, dennoch. Mikel ist wirklich süß. Und anstrengend natürlich.

  Ein leises Brummen von draußen erregte meine Aufmerksamkeit, bevor ich Mikel antwortete. »Hörst du das, Mikel? Henry und Mia kommen gerade an, dann kannst du doch mit Henry Ball spielen« lächelte ich ihn an. »Henry ist blöd. Ich will aber mit dir spielen!« motze er weiter herum und bevor ich wieder nein sagte, kam mir eine Idee.

  »Mikel, du weißt, dass wir hier im Haus kein Ball spielen dürfen?« fragte ich ihn und legte dabei den Ball auf den Boden. »Ja, natürlich. Ich will auch draußen spielen. Was machst du da, Riley?« fragte er mich neugierig und schaute mich gleichzeitig mit einem verwirrten Blick an, den ich mit einem Lächeln erwiderte.

  »Ich spiele Ball« grinste ich ihn nun an und trat anschließend so fest gegen den Ball, wie ich konnte. Im hohen Bogen flog der Ball gegen ein Bild an der Wand, das dabei herunterviel und das Glas zum zersplittern brachte. Der Ball prallte ab und schmiss eine Vase um, die auch zerbrach, landete auf dem Esstisch, den Mia schon fürs Essen gedeckt hatte und zerstörte auch hier die Gläser und ein paar Teller, die wegen dem Ball auf dem Boden landeten. Irgendwann kam er auch endlich zum Stehen.

  Zufrieden betrachtete ich das Ergebnis und schaute zum kleinen Mikel, der mit offenem Mund dastand und den Ball in mitten des Chaos holte und festhielt. Erschrocken schaute er zuerst den Ball an und dann mich. »Oh. Das ist nicht gut, Riley.« Wo er recht hat, hat er recht.

  Gerade als Mia den Schlüssel in die Haustüre steckte und diese öffnete, rief ich: »Oh mein Gott, Mikel! Mia hat doch schon tausendmal gesagt, dass ihr nicht im Haus Ball spielen dürft! Sie nur, was du getan hast, ich hätte doch draußen mit dir gespielt« rief ich und lief zum Esstisch, um ein paar Teller aufzuheben. Entsetzt starrte mich Mikel an und schaute anschließend zu Mia, die einen leichten Schrei losließ.

  »Oh je, Mia. Ich wollte ihn gerade noch den Ball wegnehmen, aber da hatte er schon drauflosgeschossen. Es tut mir so leid. Ich helfe dir beim Aufräumen« meinte ich und schaute zu ihr, als hätte ich sie gerade erst nach dem Schrei bemerkt.

  »Was? Nein Mama, Ril-« verstand Mikel gerade was passiert ist und versuchte mir die Schuld zu geben, doch er wurde von seiner Mutter unterbrochen. »Mikel! Sie dir nur an, was du getan hast! Ich habe dir doch schon so oft gesagt, dass ihr hier nicht spielen dürft!« wütend blickte Mia Mikel an, der fassungslos seine Mutter anstarrte. Er verstand wohl nicht, warum seine Mutter ihn beschuldigte und rünfte die Nase. »Aber Mama, ich-« versucht Mikel sich wider zu verteidigen. »Was ist denn hier passiert?« kam nun unerwartet auch Alex in das Haus. Scheinbar wurde er heute früher mit seiner Arbeit fertig.

  »Riley hat im Haus mit dem Ball geschossen, Papa!« schrie nun Mikel unter Tränen und drückte sein Ball. Oh je, das bricht mir das Herz. Der arme kleine Junge.

  Alex und Mia schauten zu mir, doch ich schüttelte mit dem Kopf und legte die großen Scherben, die ich in der Hand hatte, auf den Tisch. »Mikel, sag doch lieber deinen Eltern, was wirklich passiert ist, du kannst nicht einfach anderen die Schuld dafür geben, was du getan hast« meinte ich und schaute ihn traurig an.

  »Mikel! Wir haben dir gesagt, dass du hier nicht spielen darfst. Warum sollte Riley hier mit deinem Ball spielen?« fragte Mia ihn streng. Nun wirklich heulend, hatte Mikel auf diese Frage keine Antwort. »Ich war das doch nicht!« heulte er und lies den Ball nun fallen um seine Augen zu reiben, die voller Tränen waren.

  »Das reicht! Ab in dein Zimmer, junger Mann! Es gibt für dich 3 Tage lang kein Fernseh« fuhr nun Alex den armen Mikel an, der mich verweint anschaute und dann aus dem Zimmer rannte. Oh je... Er wird mich erstmal hassen.

  »Tut mir leid, Mia. Ich wollte ihn noch aufhalten. Ich helfe dir beim Aufräumen« sagte ich ihr nochmal und holte einen Besen. »Ach, Riley. Es tut mir so leid, dass Mikel dich beschuldigt. Natürlich wissen wir, dass du so etwas nicht machen würdest« seufzte Mia und trug ihre Einkäufe in die Küche. Ich lächelte ihr kurz zu und kehrte die Scherben auf dem Boden auf und dachte über Mikel nach. Er wird mich für die nächste Zeit wohl wirklich hassen. Vielleicht hätte ich das doch nicht machen sollen. Von seinen Eltern so angeschrien zu werden, hatte der kleine süße Junge wirklich nicht verdient. Er ist doch immer so brav und liebenswert.

  Aber gut. Ich werde mich entschuldigen, nachdem ich weiß, dass meine Mutter im Himmel ist.

  Und somit habe ich das 8. Gebot gebrochen. Fehlen also nur noch sechs. 



Call of HellWhere stories live. Discover now