· Kapitel 15 ·

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  »Okay, langsam. Wo leben Werwölfe und Vampire? Was sind Geister? Warum zum Henker fliehst du vor dem Reaper?« sprudelten meine Fragen nur so heraus.

  »Vampire und Werwölfe leben unter euch Menschen. Vampire leben da, wo es Menschenblut gibt und Wölfe meist in der Nähe eines Waldes, aber mehr weiß ich auch nicht darüber. Was Geister sind, fragst du? Mh. Ich versuche es dir mal so zu erklären: Es gibt Seelen und Geister. Seelen sind, naja, eben die Seelen von Menschen, die aus dem Körper weichen, weil es für sie zu schmerzhaft ist in ihm zu bleiben. Das ist meistens bei Krankheiten oder Unfällen der Fall. Bei einer Seele ist der dazugehörige Körper noch nicht verstorben und die Seele kann wieder in den Körper zurück, manchmal freiwillig, manchmal wird sie auch vom Körper angezogen. Der Reaper, so nennst du ihn ja, kann nichts gegen Seelen machen, weil der Mensch ja noch nicht tot ist. Außer der Mensch will sterben und der Körper macht nicht mehr mit. Dann stirbt der Körper und man kommt in den Himmel oder in die Hölle. Also soweit ich weiß. Bei Geister ist es anders. Bei Geistern ist der Körper des Menschen tot. Ist man zufrieden mit allem und jeden, dann kommt man eben in die Hölle oder in den Himmel. Manche wollen aber noch nicht sterben. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Sie haben zum Beispiel noch eine Nachricht an verstorbene, das wäre die einfache Variante. Dann gibt es aber auch Geister, die sich rächen wollen, also zum Beispiel an ihrem Mörder. Dann gibt es natürlich noch welche, die von Grund aus Böse sind. Hoffe lieber, dass du solche nie begegnen wirst. Menschen können von Geistern besessen werden: in schwachen Momenten, wenn sie betrunken sind, einfach so, kommt eben auf dem Menschen drauf an. Reaper muss dafür sorgen, dass die Geister der Menschen, die auf unnatürliche Weiße gestorben sind, also Mord, Unfälle, die, die noch nicht bereit sind zu sterben und so weiter, so zu sagen eingesammelt werden und ihren Schicksal ins Auge blicken müssen. Und manche fliehen eben. So wie ich. Ende der Geschichte« erzählte er mir, während ich wohl mit offenen Mund vor ihm saß.

  Zusammenfassend gibt es also Vampire und Werwölfe, den Himmel und die Hölle, Seelen sind gut und Geister, naja, kommt auf die Geister an und Reaper hat den Job Geister einzufangen.

  »Das heißt, du bist nicht eines natürlichen Todes gestorben? Wie bist du gestorben? Wie bist du Reaper entkommen« fielen mir neue Fragen ein, doch bevor er Antworten konnte, klopfte es an der Tür.

  »Bist du taub geworden, Riley? Kommst du, ich habe Hunger, ich will essen« kam Mikel in mein Zimmer und zog mich an meiner Hand in die Küche.

  »Da bist du ja Riley!« freute sich Mia und ich half ihr die Töpfe auf den Tisch zu stellen. Während des Essens erzählten die Jungs von der Schule. Der Kleine kam in die erste Klasse und ist total begeistert von der Schule. Naja, klar, in der ersten Klasse fand ich die Schule auch ganz cool. Das änderte sich in dem Laufe der Jahre. Erst in der 11ten und 12ten Klasse sah ich wieder die positiven Seiten der Schule. Man konnte täglich seine Freunde sehen und man war viel früher wieder zu Hause. Mein Vater war zum Beispiel immer bis abends bei seiner Arbeit. Mein Vater...

  »Und Riley, was hast du heute so gemacht?« fragte mich Henry. »Nichts« antwortete ich knapp. Ich hatte nicht viel Lust zu reden. Generell redete ich kaum in den letzten drei Wochen. Warum auch. Die Leute mit denen ich reden wollte waren nicht hier.

  »Dein Leben will ich haben« antwortete Henry darauf, womit er einen bösen Blick von seiner Mutter einfing. Ich kommentierte es nicht.

  So lief es eigentlich fast jeden Tag und das schon seit 3 Wochen. Ich verkroch mich in meinem Zimmer und half Mia im Haushalt und den Kindern bei den Hausaufgaben. Manchmal gab mir Mia die Aufgabe einzukaufen und eine Einkaufliste. Ein Auto habe ich nicht verwendet. Irgendwann werde ich mich vielleicht wieder in ein Auto setzen. Aber lieber später.

  Nach dem Essen räumte ich das Geschirr weg und lief wieder in mein Zimmer. Ich wollte Antworten von Theo, der gelangweilt auf meinem Bett saß.

  »Da bist du ja wieder« freute er sich und lächelte mir zu. »Du hast meine Fragen noch nicht beantwortet« kam ich gleich zur Sache.

  »Jaja, ist ja okay. Erinnere mich nicht an alles. Aber das Haus meiner Familie hat gebrannt und die Feuerwehr kam und holte mich heraus. Ich habe gesagt, dass meine Schwester noch im Haus wäre, meine Eltern waren auf der Arbeit, doch sie meinten, sie hätten niemanden gefunden. Aber meine Schwester hat sich versteckt und ich wusste wo. Ich erklärte es den Polizisten, doch sie sagten man könne nicht mehr in unser Haus. Als der Feuerwehrmann nicht hinschauten rannte ich wieder in unser Haus und fand Franziska, meine Schwester. Ich half ihr nach draußen, aber irgendetwas fiel auf mir und dann war alles schwarz und ich war ein Geist. Ende", erzählte er ohne weiteres. »Wann ist das passiert?« wollte ich wissen, weil ich nichts von einem Haus gehört habe, das abbrannte.

  »Mh, vor 5 Jahren glaube ich« überlegte er. »Und du fliehst jetzt 5 Jahre vor dem Reaper? Warum?« befragte ich ihn weiter. »Na, weil ich meiner Schwester noch sagen möchte, dass es nicht ihre Schuld ist, dass ich gestorben bin.« Und wie will er das schaffen? »Okay, viel Glück « wünschte ich ihn und wollte gehen, doch er hielt mich auf.

  »Und du wirst mir helfen« grinste er. »Ich verzichte« »Du musst aber! Ich habe dir alles erzählt, was ich wusste und ich glaube der Reaper findet mich bald und ich habe jetzt endlich jemanden gefunden, der mich sieht und der das meiner Schwester ausrichten kann!« flehte er, doch ich ignorierte ihn. Ich hatte keine Lust mit anderen zu Reden, wollte ganz sicher nicht nach draußen gehen.

  Und daher ignorierte ich ihn wieder.

  Er geht mir auf die Nerven, so wirklich.

  Die Tage verliefen wie immer. Ich stand auf, ignorierte Theo, half im Haushalt, ging einkaufen, ignorierte Theo, half beim Kochen, deckte den Tisch, ignorierte wieder Theo, half den Jungs bei den Hausaufgaben, kochte Abendessen, ignorierte mal wieder Theo und abends ging ich ins Bett. Und das viele Wochen bis es mir zu bunt wurde.

  »Riley!« rief Theo mal wieder. »Ist ja gut! Aber du musst mir eins versprechen: Wenn ich die Nachricht deiner Schwester überbracht habe, dann gehen wir zum Reaper – wo auch immer er ist – und du gehst, okay? Du lässt mich dann in Ruhe« verlangte ich von ihm.

  »Einverstanden. Morgen gehts los!« freute er sich.



Call of HellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt