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Kapitel 7

Wenn ich meine Laune beschreiben müsste, würde ich die Person schlagen, die überhaupt verlangt, dass ich sie beschreibe, so wütend wie ich bin. Was dachte der Kerl von sich? Durch meine Hysterie hatte ich gar nicht bemerkt, dass ich meine Hände in die Hüfte gestemmt hatte und deshalb unvorsichtig gegen einen anderen Mann knallte.

„Pass auf", schimpfte ich unkontrolliert. Der junge Mann schnaubte kurz lachend auf und blickte dann zu seinen drei mindestens genauso widerlich lachenden Kumpels. „Wie läufst du durch die Gegend? Bist du geisteskrank, oder wieso redest du mit dir selbst?" Er hatte noch nicht den Räuber, der mir vor wenigen Augenblicken angedroht hatte mir die Augen auszustechen, kennengelernt, denn erst dann wüsste er, was wirklich geisteskrank bedeutete.

Wie kam er aufs Augen ausstechen? Das sprengte wirklich alle Rahmen.

„Wieso rempelst du mich dann mit Absicht an?", provozierte ich ihn und wollte an ihm vorbei marschieren. So unhöflich, wie dieser Mann doch war, packte er meinen Arm und zog mich unsanft zurück. Es war offiziell der Tag der Männer mit einer psychohaften Art. Mein neuer Lieblingstag

„Du drückst ein wenig zu fest", sagte ich dann durch zusammen gebissene Zähne und wollte meinen Arm losreißen. „Und du bist etwas zu frech, junge Dame", konterte er schlecht.

„Es reicht jetzt. Lass meinen Arm los" Genervt seufzte ich auf. Er drückte schamlos fester zu. Dann, so ungeduldig wie ich war, knallte meine Hand an seine rechte Wange, weshalb er sofort los ließ.

Schlampe", stöhnte er auf und riss den Mund erschrocken auf. "Gehört sich sowas? Besitzt du denn gar keinen Anstand?", wagte er es noch mich zu fragen, nachdem er mir beinahe einen Bluterguss verpasste.

Seine Augen kniff er zusammen und kam einen Schritt auf mich zu, als mir die Sicht versperrt wurde. Wenn es so sein sollte, dass mich der Kriminelle jetzt so klischeehaft, wie noch nie, rettete, dann gebe ich mir die Kugel. Das kann wohl nur ein schlechter Scherz sein. Meinte er nicht, dass ich ihn nerve?

Der Duft, der mit in die Nase stieg, ließ mich sicher stellen, dass er es war. Der Mann verstummte augenblicklich, was ich erkannte, da ich ein Schritt zur Seite trat. Täusche ich mich, oder zittert seine Hand? Was ist überhaupt mit den Freunden passiert? Haben alle gleichzeitig eine Panikattacke?

„Geh' mir aus den Augen" Das ist das einzige, was ich hörte. Seine tiefe Stimme. Ich blinzle kurz und sehe, wie der Mann förmlich davonrannte. Gott, wie peinlich. Ich packte den Mann vom Überfall energisch an seiner Schulter und drehte ihn in meine Richtung. Der Mann von davor muss ihn wohl kennen, denn anders kann ich mir das nicht erklären.

Ich habe es in seinen Augen gesehen. Fast wäre er umgekippt. Das passiert nicht grundlos. Nur an seinem Aussehen konnte es nicht liegen. Er hatte einen Ruf. Nur welchen? Wer zur Hölle war dieser Mann? Was war sein Image? Woher kannte man ihn?

Dieser Mann war bekannt für etwas Bestimmtes und die Leute hatten demzufolge Angst vor ihm. Was wussten sie schon alles über ihn und wieso wusste ich nichts davon? Lebten wir in Paralellwelten?

"Was soll das?", fragte ich. Ich wünschte, ich wüsste, was mit mir los war, doch diese Wut war nicht aufzuhalten. Meine Emotionen und Gefühle spielten mir böse Streiche, seit dem Überfall. Auch er wirkte wütend und zog seine Augenbrauen zusammen. „Rede anständig, du Undankbare", konterte er und versuchte sich wegdrehen, gerade als ich ihn wieder festhielt.

„Wie haben Sie mich gerade genannt?", fragte ich, als hätte ich mich verhört. „Undankbar, ein Kind. Bist du mit deinem leeren Kopf gegen die Wand gerannt, oder kapierst du nicht, dass sie dich verletzen wollten?" Er presste seine sonst so fülligen Lippen aufeinander.

„Wieso sind Sie aufgetaucht?", stellte ich direkt die interessanteste Frage. Er war so wütend, wie noch nie. So sah ich ihn zum ersten Mal. Seine Worte hallten in meinem Kopf. Ich wünschte, sie würden mich wütend machen, doch sie enttäuschten mich bloß und hinterließen eine unangenehme Taubheit in meinem Kopf.

„Sie können es zurück nehmen", antwortete ich. Er atmete einmal tief ein und aus, ehe er sich seine pechschwarze Mütze tiefer ins Gesicht zog. „Behalte das scheiß Geld" Ich blickte zu ihm auf, um zu bemerken, dass er seinen Blick nicht abgewendet hatte.

Die Dunkelheit und die bloße Kälte in seinen Augen ließ mich kurz darüber nachdenken, wieso er so war, wie er sich mir präsentierte. Seine Augen zuckten und auch seine Lippen presste er fester aufeinander, als hätte er bemerkt, dass ich über ihn nachdenke.

Als hätte er bemerkt, dass ich mir Gedanken über ihn mache und Fragen über seinen Charakter stelle. Als würde er diese Fragen beantworten wollen, doch als könnte er es nicht.

„Wie heißen Sie?"

„Wenn du das weist, denkst du noch mehr an mich, als du es ohnehin schon tust. Das tut deinem schönen und leeren Kopf nicht gut", antwortet er und seine Augen strahlen für eine kurze Zeit eine gewisse Ruhe und einen Frieden aus, dass ich nur naiv zurücklächeln kann.

Er dreht sich um und verlässt mich. Mal wieder.

Kapitel 8

Dieses Mal akzeptierte ich es nicht, dass er mich einfach so stehen lies. Ich besaß auch noch meinen Stolz. So langsam machte es mich wütend, dass er kam und ging, wann er wollte. Das war unanständig, wobei ich vermutete, dass man diesem Mann noch nie irgendwelche Manieren beigebracht hatte.

„Warten Sie" Ich sah, wie er einmal tief ausatmete. „Du bringst mich an meine Grenzen", zischte er drohend und blickte gerade nach vorne, während ich ihm ins Gesicht schaute.

Leider bemerkte ich dabei nicht, dass ich über ein Stein stolperte. Ich blickte um mich und erkannte, dass wir an einer Baustelle vorbeiliefen, auf dem große Bauklötze lagen. Meine Wangen erhitzten sich.

„Pass auf", zischte er direkt und rollte die Augen genervt. „Oh, okay, ich bin ja mit Absicht gestolpert", antwortete ich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Um dich umzubringen, braucht man keine Pistole. Man muss dich einfach in einen Raum stecken, denn du würdest schon selbst irgendeinen Weg finden, dich umzubringen", sagte er ohne mit der Wimper zu Zucken mit einer eisernen Stimme.

Der Mann hatte irgendwas Verstörendes, dennoch Beeindruckendes an sich und mit diesen Gedanken war ich wohl nicht alleine, denn ich bemerke die Blicke von den Menschen, die an uns vorbeilaufen.

„Warum schauen die Menschen uns an?", fragte ich ihn immer noch ahnungslos darüber, wohin wir gingen. Er ignorierte meine Frage gekonnt und wieder mal schien es mir, als würde er sich beeilen.

Wovor rannte er weg? Nicht doch vor mir. Plötzlich blieb er stehen, weshalb ich ihn verwirrt anblickte. Ich würde töten für diese dichten Wimpern und diese dunklen Augen.

„Hast du kein zu Hause? Zieh' ab, Mädchen" Ob er immer so redete? Hatte er überhaupt Freunde, mit denen er so reden konnte? Welcher Mensch hatte ihn zu dieser Person gemacht? Die Demütigung in der Bezeichnung ‚Mädchen', obwohl ich offensichtlich kein Mädchen mehr, sondern eine junge Frau war, bemerkte ich sehr wohl.

„Was ist Ihr Problem?", zischte ich. Er rollte zu Tode genervt die Augen und packte seine Tasche noch fester. „Nein, ehrlich. Immerhin kamen Sie noch mal zurück und haben mich gerettet", sprach ich energisch auf ihn ein. Er ignorierte mich mal wieder so emotionslos, als hätte er nie etwas anderes gemacht und wendete sein Blick ab, ehe er tonlos weiterlief.

Bastardo. Soll er doch gehen, wohin er will. Am besten in die Hölle, genau dorthin gehören Menschen wie er hin.

GANGSTER OF THE STREETSWhere stories live. Discover now