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Kapitel 27

„Deshalb bist du hier her gefahren? Allein deshalb?" Mit einem Blick auf seine gespannte Haltung wusste ich, dass er mit einer anderen Absicht, als mir nur zu schmeicheln, auftauchte.

„Nein" Trotz seiner so harschen Antwort versuchte ich keinerlei Enttäuschung an die Oberfläche meiner Ausstrahlung zu lassen. Es war ein Spiel zwischen den Gefühlen, die ich spürte und der brutalen Realität, die direkt vor mir stand.

„Du wusstest das ebenfalls. Wieso schaust du dann jetzt, als hättest du etwas anderes erwartet?", fragte

Nael während auch seine doch so starke Miene bröckelte und die Frage eine gewisse Neugier in ihm präsentierte. Aber auch seine besonders gute Menschenkenntnis und die Art, wie er jede Regung meines Gesichtes zu Analysieren schien, brachte ihn dazu, die Veränderung meiner Mimik zu erkennen und sich schließlich zu fragen, wieso.

Das wiederum deutete an, dass er sich wohlmöglich doch Hoffnungen machte. Ähnlich wie ich. Doch wofür?

„Ich werde ehrlich zu dir sein, Nael." Während ich wusste, wie falsch es war und wie naiv ich wirkte, wenn ich dem Mann die Wahrheit gestehe, der meine Welt innerhalb weniger Wochen komplett auf den Kopf stellen konnte.

Wie lächerlich konnte es sein, dass jemand so etwas schaffte? Das grenzte allmählich an psychischen Problemen. Trotz, dass er diese Macht in der Hand hatte, entschied ich mich ehrlich zu sein. Welche Absicht ich dabei verfolgte, schien dabei so offensichtlich, dass es fast schon armselig war.

„Ich hatte erwartet, dass du zu mir kommst und dich entschuldigst.", behauptete ich mit einer festeren Stimme, als erwartet. „Wofür?", entgegnete Nael und zog misstrauisch die Augenbrauen zusammen.

Wofür fragst du? Vor dir, vor -„ Wild gestikulierte ich zwischen seinem und meinem Körper umher, ehe ich kraftlos die Arme fallen lies. „Vor dem, was hier ist, war alles anders, Nael."

Fast hätte ich es von ihm erwartet, doch da war dieser kleine Funken von Hoffnung in mir, der mir versprach, dass er es nicht tun würde, doch er seufzte. Als hätte er sich denken können, dass es irgendwann zu diesem Moment kommen würde.

„Du hast mich entführt, mir eine Waffe an die Schläfe gehalten, mich in einer Halle voller Kriminellen festgehalten und mich zu einer Übergabe gedrängt.

Ich habe zugesehen, wie Menschen leblos auf dem Boden lagen und Blut aus ihren Mündern lief. Verdammt, ich selbst habe jemandem das Leben genommen, obwohl ich kein Recht habe, darüber zu urteilen, genau so wenig wie du. Doch dich interessiert so etwas nicht, genau so wenig, wie ich dich interessiere.", erzählte ich mit einem erleichternden Rausch in den Adern, da ich all meine Gedanken los wurde.

„Milana.", flüsterte er mit seiner sanftesten Stimme, für die ich ihn verfluchte, weil sie zeigte, dass auch in dem Teufel ein Engel steckte.

„Dann tauchst du hier auf, sagst diese Dinge , die ich nicht hören sollte, aber doch hören möchte, nachdem ich-„

Schnell riss ich mein Kopf zum Fenster meines Bruders und zeigte dann mit dem Finger drauf, während ich einen Schritt auf Nael fast schon stolperte.

„Nachdem ich meinen Bruder ins Bett gelegt habe. Weist du noch, Nael? Den Jungen, den du bedrohst hast. Den du als Druckmittel gegen mich benutzt hast, so dass ich nicht aus dieser Halle verschwinde." Alles in mir spielte verrückt und die Luft war wie eine erdrückende enge Weste, die sich um mich gelegt hatte.

„Aber Nael." Der direkte Blick in seine dunklen Augen, voller Stolz und Eleganz machte es mir nicht leichter, die Dinge loszuwerden, die es mir ermöglichten leichter zu atmen. „Ja, Milana?", fragte er fast schon verzweifelnd nach dem Ende der Geschichte, die er begonnen hatte.

„Dieses Mal musst du ihn nicht als Druckmittel benutzen. Sag mir, weshalb du hier bist."

Es war ein stilles Angebot, dass ich ihm damit machte, doch seine immer noch verwirrten Augen schienen es nicht ernst zu nehmen. Für eine zu lange Zeit war es still und möglicherweise genossen wir beide die Ruhe, in der wir einander anblicken können, ohne Gedanken, an das Böse im Anderen.

Doch mit einem Mal änderte sich all das, denn Nael schien den Kampf mit sich selbst noch nicht aufgegeben zu haben.

„Komm mit mir."

Für diesen jedoch, brauchte er Halt und Rückgrat, selbst wenn er nicht den Eindruck machte.

Doch selbst die Stärksten, haben ihre Schwächen und es liegt an den Menschen, die diese schätzen, ihnen zu helfen.

Und mit Allem was ich hatte, eingeschlossen meines Stolzes, war ich bereit, die Rolle seiner Partnerin in diesem Krieg zu übernehmen.

GANGSTER OF THE STREETSWhere stories live. Discover now