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Kapitel 8

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Kapitel 8

Mittlerweile waren fünf Wochen vergangen, seit ich ihn gehen lassen habe. Die Universität besuchte ich nur noch passiv, doch setzte mich abends direkt an den Schreibtisch und ackerte, wie verrückt. Dieses Semester würde sich ganz sicher lohnen.

Eines Abends saßen wir alle im Wohnzimmer, als mein Vater sich an seinem Tee verschluckte. „Stirb uns bloß nicht weg, Padre", lachte mein kleiner Bruder, weshalb mein Vater ihm einen warnenden Blick zuwarf.

Wie ich meinen Bruder für diesen unschuldigen Blick doch liebte. Ich wusste, dass in dieser Familie niemand lange auf ihn böse sein konnte. Er hatte uns bestens unter seiner Kontrolle, doch dagegen hatte niemand was zu sagen, denn im Endeffekt wollte man ihm doch nur in seine Wange kneifen und ihn ganz lange umarmen. Zumindest ging es mir so.

„Hört euch das mal an" Mein Vater hob die Zeitung an, die er seit Minuten still las, richtete seine Brille und las vor.

Seit Wochen suchte der ganze Bezirk nach einem unbekannten Mann, der die Läden und Firmen auf den Kopf stellt. Es sind oftmals mehrere Gruppen, doch man geht von einem Oberhaupt aus", zitierte er und schüttelte währenddessen den Kopf geschockt.

Mein Kopf schaltete ab dem Moment ab. Sofort wusste ich, um wen es ging. Man suchte ihn mittlerweile. Idiot. Es war doch klar, dass es so weit kommen würde. Sowas konnte er in kleinen Dörfern machen, aber nicht in Madrid, verdammt. Ich musste ihn auffinden.

Wie nur? Rein gar nichts wusste ich von ihm. Keine Nummer, oder Adresse. Nicht mal seinen Namen wusste ich. Ob mehr in den Zeitungen stand?
Nachdem meine Familie schlafen ging, zog ich meine Jacke an und machte mich auf den Weg. Während ich wegen der Kälte mir die Jacke enger um den Körper drückte, fragte ich was in mir vorging.

Woher kam dieser Wille, mehr über ihn zu erfahren, sogar ihn zu warnen? Als ich am Kiosk ankam, sah ich die angeketteten Stände, mit den Zeitschriften. Wie blöd dieser Kioskverkäufer doch war, dass er die Stände nachts nicht in den Raum zog.

Jeder Bürger bemerkte, wie seine Zeitschriften immer weniger wurden, bloß er merkte nicht, dass man sie sich nachts rausnehmen konnte und die Ketten rein gar nichts brachten.

Ich nahm mir das erste, das mir ins Auge sprang, doch darin stand nichts sonderlich interessantes über die Verbrechen dieser Stadt.

Gerade als ich die Hoffnung bei der 3. Zeitung aufgeben wollte, sah ich die große Titelseite mit der Aufschrift „Wer ist der unbekannte Verbrecher? Ist es die Mafia?" und packte sie mir.

Neugierig faltete ich sie auf und setzte mich auf die kalten Steine neben den Kiosk. „Heilige Scheiße" Sie berichteten über die Verbrechen, die begangen wurde, die letzten zwei Monate, die immer das selbe Motiv hatten. Das alles wäre jedesmal so plötzlich, dass die Kommissare komplett verwirrt waren und nicht wussten in welche Richtung zu ermitteln war, weil doch fast jeder verdächtig wirkte.

„Interessant, nicht wahr?" Diese tiefe und raue Stimme erschrak mich so sehr, dass ich die Zeitung fallen lies.

Er war da. Dieses Mal trug er keine dreckige Jacke, sondern ein pechschwarzes Jackett. Es ließ ihn um so viel mächtiger und einschüchternder wirken. Letztes Mal sah ich einen Räuber mit verdreckten Hosen, dieses Mal stand ein reicher Geschäftsmann im Armani Anzug vor mir. Furchtlos, einschüchternd und ruchlos wirkte er. Diese dunkeln Augen, welche meine fixierten, ließen mich sprachlos sein Gesicht betrachten.

Ich wollte wegsehen, aber sein markantes und angespanntes Gesicht hielt mich fest. Nervös presste ich meine Lippen aufeinander. Ich schämte mich so sehr für das, was ich getan hatte.

„Warum liest du, wie eine besessene Irre, um diese Uhrzeit die Zeitung, in der sie über mich berichten?", war seine einzige Frage, die zu mir drang und mir eine Gänsehaut verpasste. Es war kalt, doch innerlich wurde mir warm.

„Antworte mir" Ich schüttelte trotzig den Kopf. Wie schnell komme ich von hier weg, war die einzige Frage, die ich beantworten wollte. Er kam mir näher und meine Nervosität sank dadurch nicht. Ich muss auf der Stelle diesen Ort verlassen. Dieser Duft verwirrte mich und benebelte kurz meine Sicht. Komm zu dir.

„Ich habe dich etwas gefragt, Milana"

„Sie suchen nach Ihnen"

„Gut erkannt"

„Was werden Sie tun?"

„Halte dich da raus" Ich blickte vom Boden auf. Um zu antworten, öffnete ich meinen Mund, jedoch kam er mir zuvor. Wütend trat er direkt vor mir. „Hör mir zu, Mädchen" Da war es schon wieder, diese degradierende Bezeichnung; Mädchen. Er griff nach meinem Arm. „Ich habe dir einmal geholfen. Und Geld gegeben. Gebe ich dir einen Finger, reiß mir nicht dir ganze Hand ab"

Mein Mund klappte vor Schmerz auf, da er nicht gerade leicht zudrückte. „Sie haben psychische Probleme, wissen Sie das?", fragte ich. Er lies mich mit einem Ruck los. „Du hältst auch nie deinen Mund", zischte er und drehte den Kopf weg. „Wie kannst du bloß so viel reden? Tut dir der Mund nicht irgendwann weh?"

Ich sah auf meine Hände. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Wieso war ich nur gekommen? Die Reue fraß mich innerlich auf. Tiefe Demütigung nahm meinen kompletten Verstand ein. „Ich wollte Ihnen bloß sagen, dass sie nach Ihnen suchen" Er klatschte in die Hände, weshalb ich kurz zusammenzuckte. „Erwartest du Dankbarkeit dafür?"

Er kam mir näher mit diesem todernsten Gesichtsausdruck, das nur eine Emotion zuließ, die ich als bloßen Zorn aufnahm. „Hören Sie auf mich zu beleidigen. Alles, was Sie können ist es Menschen auszurauben und ihnen die Zukunft zu zerstören. Wieso helfe ich Ihnen überhaupt? Ich bin so dumm, wenn ich denke, dass man Menschen wie Ihnen noch ansatzweise helfen sollte" Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust. Wieder antwortete er nicht auf meinen Konter.

„Kriegen Sie den Mund nicht mehr auf? Habe ich Sie sprachlos gemacht?", zischte ich gehässig. Plötzlich kam er mit wenigen Schritten auf mich und packte meine Arme gegen die Wand. Unkontrolliert seinerseits war er mir mit seinem Gesicht sehr nah. Mein Herz schlug viel zu schnell, so dass es beinahe schon ungesund sein musste.

„Pass auf", zischte er und meine Augen landeten auf den Lippen, die diese warnenden Worte von sich gaben. Doch was darauf folgte, hätte ich nicht erwarten können.

„Bevor ich dir den letzten Atemzug nehme, wie ich es bei hundert anderen Menschen getan habe"

Dieser Satz hallte in meinen Kopf mit solch einer Lautstärke, dass meine Schläfe pochte.

Mörder. Mörder. Mörder.

Es wiederholte sich so lange, bis ich ihn mit voller Wucht von mir schubste. In seinem Gesicht veränderte sich nichts, gewiss behielt er seine herzlose Maske auf.

„Sie lügen", sprach ich kopfschüttelnd, ehe ich Schritte nach hinten trat.

„Du wärst nicht mal eine Lüge wert", sprach er daraufhin.

„Sie wirst in die Höhle gehen, wissen Sie das?" Meine Unterlippe zitterte, genauso wie meine Hand, die ich sofort hinter meinem Rücken zu verstecken versuchte.

„Wenn du mir noch einmal über den Weg läufst, mache ich dir dieses Leben zu deiner Hölle" Seine Worte hörten sich emotionslos und schneidend an.

Dann drehte ich mich um und lief davon.






































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GANGSTER OF THE STREETSWhere stories live. Discover now