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Kapitel 20

„Früher oder später wird sie abhauen. Wenn du sie nicht jetzt nutzt, wann möchtest du es dann tun?", stellte Bronco schamlos Naels Macht in Frage, als er seine Mundwinkel provokant hob. Nael schnaubte verärgert und lies Bronco bedacht auf eine Antwort warten.

„Sie wird niemals abhauen" Kurze Stille füllte den Raum. „Was macht dich da so sicher?" Nael ließ sich mit der Antwort Zeit. "Es sind Waffen aufs Haus ihrer Eltern gerichtet"

Ich schrie auf. Ihre Augen richteten sich schnell auf mich. Hätte ich bloß die Waffe von vorhin, dann würde ich beide töten. Und dabei war ich mir zu sicher. Das von Nael geschaffene Monster in mir, das sich bereit dazu fühlt Menschen weh zu tun, ist erwacht und ich verabscheue es so sehr. Gleichzeitig möchte ich Nael und Bronco ehrlich weh tun.

„Was hast du gerade gesagt?", flüsterte ich erschreckt. Der bittere Geschmack in meinem Mund lies mich abrupt würgen. Es war still, doch so stark, wie ich die Ruhe mochte, genau so stark, hasste ich den Sturm, der folgte.

„Bronco. Raus" Auf sein Kommando stolzierte Bronco leise davon mit einem neutralen Gesichtsausdruck, den ich ihm so gerne rausgeschlagen hätte. Zeige doch Reue, du scheußlicher Hund. „Nael. Nael. Sag', dass es nicht stimmt. Sag', dass du meine Eltern nicht umbringen möchtest" Er blieb komplett ernst und zuckte nicht mal mit der Wimper, als er sprach.

„Es liegt an dir" Ein empörter Ton verließ meine Kehle. „Es liegt an mir? Du bist krank im Kopf, Yurek. So richtig krank" Es machte ihn wütend, doch eine andere Reaktion hatte er mit Sicherheit nicht verdient. „Pass auf, wie du sprichst", drohte er mir. „Sonst was? Bringst du mich sonst sofort um? Tu es. Na los, tu es."

Er bewegte sich nicht, also ging ich ein Schritt auf ihn zu. „Du bist ein hoffnungsloser Fall, Nael. Du bist nicht mehr zu retten und hast keine ordentliche Zukunft, kein richtiges Leben" Ich riskierte mit meinem Wutausbruch mein Leben, doch ich wünschte, man könnte seine Gefühle und Emotionen kontrollieren, jedoch lief das Leben anders. War das überhaupt noch ein Leben, das ich führte? Gab es denn noch Hoffnung?

„Meine Eltern haben mit dieser ekelhaften dunklen Szene überhaupt nichts zu tun. Lass sie da raus. Ich flehe dich an, lasse sie da raus" Ich weinte.

Er bemerkte dies, sobald ich ein Schluchzen nicht zurück halten konnte. Verdammt, wie peinlich es mir war, vor ihm zu weinen. Ich wirkte so schwach und zerbrechlich, doch es wäre eine Lüge zu sagen, dass ich es nicht war. Meine starke Maske fiel, denn er traf meinen wundesten Punkt. Meine Familie.

„Was soll ich hier?", fragte ich und blickte mich suchend im Raum um. „Ist das hier mein zu Hause? Wie stellst du dir das vor? Das ergibt alles doch gar keinen Sinn. Ich werde hier nicht leben und so lange du mich so behandelst, werde ich jede einzelne Chance nutzen, um abzuhauen"

Er schlug knallend mit der Faust gegen die Wand hinter mir. Unkontrolliert schrie ich auf. Angst. Oder war es Furcht? War es Todesangst, die ich diesem Mann gegenüber empfinde? Wieso zur Hölle, hatte ich ihn dann nicht verbluten lassen? War nun der Zeitpunkt gekommen, wo er seine Geduld und Kontrolle verloren hatte?

„Du kannst froh sein, dass ich dich Bronco nicht überlassen habe. Verdammte Scheiße, wie kann man bloß so viel reden?" Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust und zog die Nase hoch, wie ein kleines Kind. „Zuerst einmal wirst du mich nicht mehr so respektlos ansprechen. Ich töte dich nicht, also zügle deine Zunge" Seine tiefe Stimme jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken.

„Erwartest du Dank?", spottete ich und rollte die Augen. „Genau solche Aussagen wirst du in Zukunft lassen, wenn du es dir selbst nicht schwerer machen möchtest" Es war wieder still und erst nachdem ich langsam nickte, sprach er weiter.

„Trotz all dem wirst du mir helfen und ein Mittel zum Zweck sein" Ich lachte auf. „Na, wenigstens weiß ich das von Anfang an und mache mir keine Hoffnungen" Nael atmete langsam aus. „Milana", knurrte er verärgert. „Okay, ich höre auf" Ich fuhr mir müde über das Gesicht. „Was muss ich tun?" Es war still. „Eine Übergabe", sprach er.

GANGSTER OF THE STREETSWhere stories live. Discover now