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Kapitel 13

„Hört mir zu", forderte Nael, während seine Hand immer noch meinen Arm festhielt. Wir standen in dem Türrahmen eines etwas größeren Raumes, voll mit Männern, vor denen mich meine Eltern gewarnt hätten, als mir mit einem Mal bewusst wurde, dass ich verloren war.

Wie sollte ich hier rauskommen? Sofort verstummten die Gespräche, sobald sie Nael sprechen hörten. „Morgen früh findet die Übergabe der neuen Waren statt. Als putzt auch ihr den Lauf eurer Patronen"

Waffen. Er sprach hier von gottverdammten Waffen. „Lass mich los", zischte ich ihm schweratmend entgegen. Vergeblich versuchte ich meine Arme loszureißen, doch er drückte bloß fester zu, ohne mich anzublicken, denn er schaute auf die Menge, die ihn anblickte, wie ich zu meinem Vater. Voller Hingabe, Stolz und Respekt blickten sie Nael an.

Alle nickten und somit war die Ansprache beendet. Neben mir tauchte ein schwarzhaariger Junge auf, den ich noch nicht erkannt hatte. „Muran", sprach Nael zu ihm seufzend, als wäre er genervt.

Was für ein außergewöhnlicher Name dieser Junge hatte. „Er lässt dich rufen", antwortete Muran mit einem kindlichen Grinsen. Was er hier wohl zu suchen hatte? Welche Vergangenheit hatte ihn zu diesen Biestern geleitet?

Genervt folgte Nael Murans winzigen Schritten, denn der Junge war einer der jüngsten Personen aus der Halle. Wenige Minuten und Schritte später saß ich auf dem Sofa, neben dem Schreibtisch des Mannes, mit dem Nael sprach und der zuvor auf dem Podest stand.

„Mein Junge", sprach er zu Nael, der die Augen rollte und sich achtlos auf den Sessel gegenüber setzte. „Sprich. Komm zum Punkt", forderte er unverschämt. Was hatte der sein Leben lang für ein Problem? Konnte er nicht einmal höflich und normal sprechen? In seiner Stimme schwang jedes mal eine Demütigung mit.

„Sie kann hier nicht bleiben" Der Mann nickte in meine Richtung. Dieses miese Monster. Ich würde auch gerne weg, falls das Nael noch nicht aufgefallen war. „Ich hatte auch nicht vor das Miststück zu behalten" Ich sprang auf. Es reichte mir. So lies ich nicht über mich reden. „Dann lass mich gehen, Bastardo!", brüllte ich.

Woher kamen diese Worte und diese Brutalität in mir? Das war nicht ich. So sprach ich normalerweise nicht, doch ich bin am Ende meiner Kräfte und die Verzweiflung übernahm mich. „Setz' dich sofort wieder hin" Ich schüttelte den Kopf. „Vielleicht kannst du jedem Befehle geben, doch nicht mir, Nael"

Der Grund, weshalb ich meine Worte nicht mehr filterte oder sie überhaupt zurückhielt, war dass ich ohnehin nichts mehr zu verlieren hatte. Außer mein Leben, welches Nael mir früher oder später nehmen würde. Lieber verließ ich diese Welt mit dem letzten bisschen Stolz und der Würde in mir, anstatt hoffnungslos aufzugeben und die Waffe, mit der er mich umbringen möchte, mit offenen Armen zu ergangen.

Nael haute mit der Faust auf den Schreibtisch, der einen kleinen Riss bekam, auf den ich wie gebannt starrte. Mit weit aufgerissenen Augen nahm ich seine nächsten Worte wahr.

„Sie wird eine von den Frauen" Er war so verflucht wütend, während ich versuchte zu realisieren, was er da sagte. Seine Augen spuckten Feuer. Eine von den Frauen? „Was soll das sein? Hallo, ich spreche mit euch. Por dios, das ergibt keinen Sinn", bemerkte ich und sah panisch zwischen den beiden Männern hin und her.

Was bedeutet das? Definitiv demütigte es mich und daraus schloss ich, dass es nichts Gutes bedeutete. Natürlich nicht. Niemals. Als würde der herzloseste Mann, den ich kannte, mich jemals als etwas Gutes bezeichnen. „Gute Idee" Der Mann am Schreibtisch gegenüber von Nael nickte zufrieden.

„Ihr seid schlechte Menschen. Gott, so unfassbar schlechte Menschen seid ihr", hauchte ich mit glasigen Augen, doch Nael verzog das Gesicht keine einzige Sekunde. Es wäre eine Wunder, wenn er sich eine Emotion anmerken ließe. Nicht in diesem Leben. Eine unbändige Angst breitete sich in mir aus und das war alles einzig und allein Nael Yureks Schuld. Dieses Biest von Mann. Er gehörte eingesperrt. Für immer.

GANGSTER OF THE STREETSWhere stories live. Discover now