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Kapitel 17

Als wäre um uns herum jeder verstummt und in der Mitte dieser Stille befanden sich Nael und ich. Wie konnte ich so herzlos handeln? Seit wann konnte ich Menschen töten?

Nael hustete schwach auf, was mich ablenkte und kurz vergessen lies, dass ich für den Tot eines Mannes zuständig war. Die Wunde blutete weiterhin so stark, dass mir für einen kurzen Moment übel wurde.

„Was soll ich tun, Nael? Sag mir, was ich tun kann", brüllte ich und schüttelte seine Schultern hektisch. Ich wusste nicht, was in mich gefahren war, doch ich war so panisch und verwirrt, wie noch nie. Das war auch der Grund, weshalb ich vor wenigen Minuten die Waffe in die Hand nahm. Ich wollte nicht dran denken, es mir bewusst machen, oder es überhaupt realisieren, doch ich konnte nicht anders.

„Hilf mir hoch", sprach er endlich keuchend, woraufhin ich sofort nickte. Seinen Arm legte ich um meine Schulter und erhob mich zu schnell, weshalb er kurz aufstöhnte.

„Tut mir leid" Tollpatschigkeit, Verwirrtheit und Angst ist eine Kombination die in solchen Momenten gefährlich werden könnte. „Pass besser auf", knurrte er.

So schnell wie möglich zog ich Naels förmlich über den Platz. Drinnen angekommen zeigte er mir eine Tür, auf die ich zulief und sie öffnete. Naels Körpergewicht kombiniert mit der seelischen Belastung ließ mich fast umkippen. Doch wenn ich umkippte, so würde Naels Zustand bloß schlimmer und das konnte ich mir nicht erlauben.

Langsam lehnte ich mich etwas nach vorne, so dass er sich auf die Couch legen konnte.
Für einen Augenblick lang, blickte er mich an, da es durch die Nähe es nicht anders ging. Naels Gesicht war meinem so nah, wie noch nie.

Wann war ich einem Mann so nah, wie gerade? Als wäre er gerade aus seiner Rolle gewesen, schien er nachzudenken, denn er schüttelte den Kopf so leicht, dass ich es fast nicht bemerkt hätte und zog sich dann zurück.

Sobald er saß, wendete ich ihm seufzend dein Rücken zu und strich mir durcheinander über die Haare. Die Nervosität lies mich meine Lippe blutig beißen. „Denkst du, er hatte eine Familie?", fragte ich Nael, immer noch ohne ihn anzublicken. Es war still zuerst, doch dann hörte ich Nael auflachen. So lustig war für ihn also ein Tod? So ernst wurde das genommen? Warte ab, bis du erschossen wirst, Nael.

„Ob er einen Sohn hatte? Oder doch eine Tochter? Vielleicht beides" Ich konnte mal wieder nicht meinen Mund halten und fing an meine Fingernägel in meine Handfläche zu pressen. „Milana" Seine Stimme lies mich augenblicklich verstummen. Seit dem Schuss hatte er kaum gesprochen und ich benötigte diese klare, tiefe und feste Stimme um wieder zu mir zu kommen. Diese Feststellung machte mich verrückt.

„Nael, ich habe ihn erschossen" Nachdem ich diesen Satz ausgesprochen hatte, musste ich weinen. Ich drehte mich zu ihm und konnte erkennen, wie sein Blick sich veränderte. Hatte da jemand Mitleid? „Wieso hast du es getan?", fragte er mich.

Wieso stellte er bloß so eine Frage? In dem Moment war sie für mich die komplizierteste. Doch ich antwortete das, was mir in dem Moment durch den Kopf ging, als ich mit der Waffe zielte.

Ich" Stockend atmete ich und blickte mich nur im Raum um, als könnten sich meine Augen nicht auf einen Punkt fixieren. Ich musste aussehen, wie eine Verrückte. Wurde ich denn auch nicht immer verrückter?

„Langsam. Beruhige dich" Naels Stimme hatte leider eine verdammte entspannende Wirkung auf mich, wofür ich mich schämen wollte. Wie konnte er Einfluss auf mich haben, wo ich ihn doch so gerne los haben wollte?

„Du lagst da verletzt. Mich machte es wütend, dass sie trotzdem nochmal schossen. Du warst doch schon am Boden? Wieso wollten sie dich töten? Wieso reichte die Verletzung nicht? Wie kann man so hasserfüllt sein?"

GANGSTER OF THE STREETSWhere stories live. Discover now