~Kp 1~

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"ES IST DEINE AUFGABE!!", fuhr mich mein Onkel an. Ich zuckte zusammen wegen der Lautstärke und dem scheinbar alles entscheidenden Ton in seiner Stimme. Doch diese Bewegung wurde nicht von Angst getrieben. Nein, dafür hatte ich meinen Onkel schon zu oft schreien hören. Das Einzige was ich fühlen konnte war Wut, die hoch und laut in mir loderte und somit die unterschwellige Verzweiflung überschattete. Ich war wütend und wie ich wütend war. "DAS IST VERDAMMT NOCHMAL NICHT-", versuchte ich mich zu wehren. Gegen die sich, um meinen Hals schließende Faust anzukämpfen, die jedoch keinen Besitzer hatte und deren Ursache ich gerade bei meinem Onkel sah. "DU BIST DER PRINZ, GEORGE!! WAS HAST DU ERWARTET? SAG MIR WASSS????", brüllte mein Onkel erneut, sichtlich am Ende mit seinen Nerven. Er war nie jemand gewesen mit dem ich je gerne diskutiert habe, da er immer sofort alles beleidigend aufnahm und allein das Widersprechen für ihn schon ein Fehler in den Manieren war. Man konnte gut mit ihm reden, wenn man seiner Meinung war, doch wenn man einmal was Falsches sagt, hat man gleich eine Bestrafung picken und da er nun mal mein Onkel und ein Erwachsener noch dazu war, hatte ich keine Chance mich gegen seine Befehle aufzulehnen. Wie oft ich es auch versucht hatte, am Ende war er immer zu meinem Vater gekrochen und spätestens dann war es aus.  Doch diesmal war mir das Thema zu heikel, um mich von irgendjemandem stoppen zu lassen, ging es doch hauptsächlich um mich. "ICH BIN DOCH NOCH ZU JUNG!! DU solltest doch an meiner Stelle König werden!", widersprach ich und versuchte meine Lautstärke etwas zu senken, damit nicht zu viele von unserem Streitgespräch mitbekamen und sich dann auch noch einmischen wollten. "GEORGE! Wie oft denn noch? Das haben wir doch schon HUNDERTMAL besprochen!" Das Gesicht meines Onkels wurde immer roter und er schien zu kochen wie ein frisch gemachter Tee. Bei seinen Worten spuckte er widerlichen Speichel auf den Boden vor sich und ich konnte nicht anders als meine Nase krausziehen. Gleich würde er noch einen Herzinfarkt bekommen, wenn er so weiter schrie, denn es war sicher nicht einfach einen so großen und massiven Körper mit Blut zu versorgen. "GLAUBST DU NICHT DASS ICH LIEBEND GERN KÖNIG WÄRE??", seine Stimme zittert vor Zorn. In mir stieg die Wut noch höher. Dieses verdammte Arschloch! Natürlich wollte er König sein! Warum zum Teufel, bestand er dann darauf, dass ich König werde? Ich lachte kalt auf und erwiderte mit monotoner Stimme: "Glaub mir das weiß ich."

Die Stimmung im Raum schien sich zu ändern. Wenn vorher noch Funken in uns beiden gesprüht haben, so glühte nun nur mehr die Glut, die Glut, die sich Hass nannte. "Schön, dass du das weiß, George. Wirklich sehr schön. Aber weißt du was du anscheinend nicht in deinen kleinen prinzenverwöhnten Schädel bekommst? Dass du kein Kind mehr bist. In 5 Tagen bist du 22 und damit fähig ein Land zu regieren! Ich kann den Thron nicht für mich beanspruchen! DU bist der rechtmäßige Erbe und daran gibt es nichts zu rütteln", zischte mein Onkel, mit jedem Satz weiter auf mich zukommend und am Ende seinen wurstigen Zeigefinger in meine Brust bohrend. Doch ich wich nicht zurück. Ich wollte nicht mehr dazu gezwungen werden etwas zu tun, wie es schon mein ganzes Leben so war. "Ich gebe mein Erbe ab", sagte ich kühl und erwiderte den brennenden Blick meines Onkels. "Mein Gott! Hat dein Vater dir auch nur irgendetwas beigebracht?" Er wandte sich von mir ab und schmiss die Hände in die Höhe, wie um mir zu signalisieren, dass alles verloren war. "Zieh mein- "

"MAN KANN DAS ERBE NICHT ABGEBEN!!!", unterbrach er mich und ich biss mir auf die Lippen. Er kam wieder Schritt für Schritt auf mich zu, während er klar und deutlich, extra langsam und betont, als wäre ich ein Kleinkind, dass nichts verstehen würde, sagte: "Du. Kannst. Das. Erbe. Nicht. Abgeben. George!" Wir starrten uns mit finsteren Blicken an. "Ich. Werde. Nicht. König", erwiderte ich, genauso langsam wie er und er kniff noch mehr seine Augen zusammen. "Du nichtsnutziger Idiot! Du bist die Krone nicht wert. Ich hätte mir von deinem Vater, von MEINEM Bruder, etwas Besseres erwartet, als einen 21-jähreigen Rotzlöffel, der seine pubertäre Phase noch nicht hinter sich gelassen hat."

"Und ich hätte von meinem Onkel, dem BRUDER meines Vaters, mehr Verständnis erhofft und weniger Egoismus und Frustration darüber, dass er nicht König wird. Ich nehme diese Krone nicht an!"

Die Träne der Königin// DNFWhere stories live. Discover now