~Kp 76~

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Es war schön euch alle gekannt zu haben und denkt daran, ich mag euch alle :]]] *rennt panisch in ihren schon vor Monaten vorbereiteten geheimen Unterschlupf, um sich vor möglichen Attacken zu schützen*

George Pov:

Hoffnung keimte plötzlich in mir auf. Hoffnung, dass die Legende der Träne der Königin wieder wiederholt werden könnte und so verharrte ich regungslos als die salzige Träne in Dreams zerfurchten Lippen sickerte.

Der Wind fuhr durch meine Haare, wirbelte sie auf und ließ sie in der frostigen einsamen Luft tanzen, während ich jede schmerzvolle Sekunde darauf hoffte, dass er einen heftigen Atemzug nehmen würde und der Glanz, das Leben in seine Augen zurückkehren würde. Darauf hoffend, dass er mich in seine warmen starken Arme schließen würde und mir versichern würde, dass alles okay war. Darauf hoffend, dass er meine Tränen mit seinen sanften Händen abwischen und mir dabei tief in die Augen blicken würde. Darauf hoffend, dass ich erneut gefangen von dem verzauberten grünen Wald ihm sagen könnte, dass ich ihn niemals verlieren möchte und dass wir für ewig beieinander sein würden. Dass ich von dem ersten Moment an von ihm beeindruckt gewesen war, dass jeder Blick von ihm mein Herz höherschlagen ließ, dass der Klang seiner tiefen Stimme mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Dass ich ihn verstand, dass ich ihm helfen würde seine Vergangenheit hinter sich zu lassen, dass er mein Leben erst zu etwas Besonderem gemacht hatte. Dass ich ihn liebte. Dass ich ihn auf ewig lieben würde.

Auf dies alles wartete ich. Wartete mit jeder Faser meines Körpers, mit jedem einzelnen schmerzhaften Atemzug, doch die Zeit, in ihrem ununterbrochenen regelmäßigen Takt, verstrich, ohne dass er sich regte. Ohne dass sich seine Augen öffneten, seine Lippen mich noch einmal anlächelten, sein Brustkorb sich noch einmal hob. Ohne meine Hoffnungen zu erfüllen.

Es war aus. Es war vorbei. Für immer und ewig. Dream war Tod. Die Realität krachte über mir zusammen, zerriss mein Herz direkt in der Mitte und begrub mich unter ihrem schweren Gewicht, während ein nicht mehr menschlicher Schrei, mehr dem eines verletzten Tieres gleichen, meiner von einem so dicken Kloß, dass ich das Gefühl hatte keine Luft mehr zu bekommen, besetzten Kehle und unzählige Tränen tropften nun mein Kinn hinab auf Dreams im grässlichen Tod ruhendes Gesicht.

Durch meinen verschwommenen Blick sah er so entspannt, so jung und unschuldig aus, dass es mich wie eine Faust in meinen Magen schlug und ich am liebsten diese gesamte grausame Welt um mich verflucht hätte. Schluchzend vergrub ich mein schmerzverzerrtes Gesicht in seiner flachen Brust, welche sich nie wieder mit Luft füllen würde, nie wieder dazu benötigt würde Sauerstoff in seinen Körper zu befördern, sondern immer in diesem fruchtbaren stillschweigenden Stadium der Bewegungslosigkeit verharren würde. Auf ewig ihres Lebens beraubt.

Ein erneuter Schrei, unterdrückt durch mein Schluchzen und meinen stoßartigen Atem wollte meinem Mund entkommen, doch ich hatte in mir die Kraft nicht mehr, meinen Schmerz an die Außenwelt zu tragen. Hatte die Kraft nicht mehr, meine Wut, meine Verzweiflung zum Ausdruck zu bringen, wog doch die Realisation und die darauffolgende Ungläubigkeit, dass Dream tot war, zu schwer auf meinen Schultern. Ich krallte meine Finger in das nun rot bis rosafarbenes Hemd, das Dreams immer noch etwas warmen Körper bedeckte und versuchte verzweifelt einen Herzschlag von ihm zu hören. Versuchte vielleicht zwischen all den Krämpfen, die mich durchzogen, zwischen all den Beben, die meinen Körper immer wieder aufs Neue schüttelten und den unzähligen Tränen, die den Pflasterstein unter uns zu benetzen begannen, das leise Pochen seines Herzens zu hören. Oder irgendein Lebenszeichen, dass mir zeigte, dass er noch nicht von mir gegangen war. Dass er noch bei mir war. Dass nicht alle Hoffnung verloren war.

Doch wieder nur diese alles beanspruchende und alles mir raubende Bewegungslosigkeit und Stille, während die Welt um mich, die der Wind gemeinsam mit der sich immer wieder versteckenden Sonne spielend begleiteten, in seine Stücke zerbrach und immer noch in einer unkenntlichen Masse um mich verschwamm. Ich nahm nichts wahr, außer Dreams schlaffen Körper in meinen Armen. Nahm nicht wahr, dass sich der Platz nun langsam zu lichten begann, nahm nicht war, wie mir manche Ritter einen verwirrten Blick zuwarfen, nahm nicht war, wie sie die Leiche meines Onkels wegbrachten, nahm nichts wahr, außer Dream. Denn er war meine einzige Welt. ER war das Einzige, was zählte.

Die Träne der Königin// DNFWhere stories live. Discover now