~Kp 13~

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Es ist Zeit, Eure Majestät.", sprach Marc, mir ein aufmunterndes Lächeln schenkend. Ich warf noch einmal einen Blick auf mein Spiegelbild, betrachtete mich in dem himmelblauen Gewand, das sich sanft um meine Figur schmiegte. Der Designer hatte sich wirklich selbst übertroffen, denn die Kleider waren wirklich atemberaubend. Es würde das letzte Mal sein, dass ich so etwas Edles tragen werde.

Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und automatisch schweifte mein Blick zu der unauffälligen braunen Tasche, die geduldig auf mich wartend gegen meinen Kleiderschrank lehnte. Ich hatte zwar keine genauen Details mit Dream über meinen Plan besprochen, doch ich würde schon irgendwann Zeit finden, sie zu holen.

Ich spürte Marcs fragenden Blick über meine gute Laune auf mir, war ich doch sonst immer so schlecht gelaunt, wenn es um Sachen ging, die das Königsein meinerseits betrafen. Deshalb erstaunte es ihn nun bestimmt, dass ich lächelnd vor ihm stand und eine Ruhe ausstrahlte, die mir gar nicht ähnlich war. Zumindest nicht so kurz vor einem Ball, der nicht nur meine Krönung war, sondern auch gleichzeitig die Verkündung meiner Verlobung. Der Zeitpunkt, an dem man mich für immer fesseln würde, mich endgültig dazu verdammen würde in diesem goldenen Gefängnis zu krepieren.

Das dachte er bestimmt, hatte allerdings keine Ahnung, dass ich mich gerade auf den heutigen Tag gefreut hatte. Wenn alles glatt lief, was ich einfach mal nicht anzweifelte, dann würde ich endlich ein freier Mann werden.

Mit federnden Schritten verließ ich mein Zimmer und begab mich auf den Weg zu dem großen Saal, wo schon bereits hunderte von Gästen sich miteinander unterhielten oder einige schon zum Tanz angestimmt haben. Ich konnte mein Grinsen nicht unterdrücken. Es war die Ironie daran, dass sie alle dachten, sie würden mir hier und jetzt, am heutigen Abend unausweichliche Ketten anlegen, aber bevor sich dieses Metall mich für immer in seinen Griff bekommen würde, würde ich wegfliegen. Einfach so. Ohne mühen und Sorgen, wie die Möwen am Hafen, über ihre Köpfe hinweg segeln in ein besseres Leben.

Man öffnete mir die schweren Holztüren zum Saal und sofort schlug mir die Ballatmosphäre entgegen. Die Unterhaltungen vieler Menschen gemischt mit frohlockender Musik, zu der wieder andere noch frohlockender tanzten.

Als ich eintrat und die Wache an der Tür meinen Namen lautstark über den Raum hallen ließ, lag sofort jedes einzelne Augenpaar auf mir. Auf den, nach ihrem Wissen, baldigen König. Ich schritt die Treppe hinab, die Musiker hatten eine Pause gemacht, um mir die Möglichkeit für ein paar Worte an meine eingeladene Gesellschaft zu geben, doch ich entschied mich dagegen.

Was wollten sie auch tun? Morgen war ich schon nicht mehr hier, um die Rüge meines Onkels zu kassieren und mir seinen Monolog über die Verhaltensweisen auf einem Ball vortragen zu lassen. Mein Grinsen wollte einfach nicht kleiner werden.

Als ich schließlich unten angekommen war, fingen die Musikanten wieder an zu spielen und langsam wandten sich die Blicke wieder von mir ab, was mich nur erfreute. Sogleich sah ich schon einen Lord, dessen Name ich nicht mehr wusste, mit seinen Töchtern und seiner Frau bestimmt auf mich zusteuern, doch ich drehte mich, als nichtsahnend ausgebend, um und betrachtete zum wahrscheinlich letzten Mal diesen so großen und prunkvoll eingerichteten Saal.

Keine Zweifel, es war ein atemberaubender Raum. Die riesigen Fenster teilweise geöffnet, um der noch erwärmte Abendluft Einlass zu gewähren, die weit über unseren Köpfen thronenden Kronleuchter, deren Licht sich auf dem mit äußerster Hingabe verzierten Marmorboden spiegelte und zu guter Letzt, der Macht ausstrahlende Thron am anderen Ende des Saals. Dieser Koloss an Gold und Verzierungen, die wohl Edel wirken sollten, passte so gar nicht in diesen sonst so stimmigen Raum und man erkannte sofort, dass er nur für den heutigen Abend aufgestellt worden war.

Ich schüttelte meinen Kopf. All diese Mühen, für einen Mann, der sich heute aus dem Staub machen würde. Langsam taten meine Wangen weh von dem andauernden Lächeln.

Eure Majestät?" Eine weibliche Stimme, die zwar etwas kratzig wirkte, jedoch keinesfalls unangenehm. Ich senkte meinen Blick von dem Thron auf die nun vor mir stehende Person. Es war ein Mädchen in einem prunkvollen wunderschönen ebenfalls himmelblauen Kleid. Ihre dunkleren Haare, die vielleicht violett sein könnten, hatte sie zum Teil zu einer komplizierten Hochsteckfrisur verflochten und ein dunkler Lidschatten umgab ihre Augen, welche mich gerade ebenfalls zu mustern schienen.

Prinzessin Minx, eure...eure Verlobte", sprach sie erneut und ich brachte nur ein Nicken zustande. Das war sie also. Die Frau, mit der ich mein Leben verbracht hätte, gäbe es dort draußen nicht einen Verbrecher, der verrückt genug war, den Prinzen von seiner eigenen Krönung zu entführen.

Schönen Abend, Prinzessin Minx." Nun war sie an der Reihe zu Nicken. Ihr Kleid ist wirklich atemberaubend", ging ich weiter die Liste an Höflichkeiten durch, die man bei einer ersten Begegnung immer abarbeiten sollte.
Schmeichet mir doch nicht, Prinz George" Die typische Antwort mit der darauffolgenden typischen wegwerfenden Handbewegung. Es war immer der gleiche Kreislauf und nichts langweilte mich mehr. Plötzlich spürte ich einen brennenden Blick auf mir und als ich nach dessen Besitzer meinen umherschweifen ließ, traf ich auf die Bände sprechenden Augen meines Onkels, der erneut mit seinen Beratern beisammenstand. Erlaube dir keine Blamage", schien er mich stumm anzuschreien.

Schnell wandte ich mich wieder Prinzessin Minx zu. Sie war ein hübsches Mädchen, dies stand außer Frage, jedoch kannte ich sie noch zu wenig, um auch über ihren Charakter ein Lob sprechen zu können. Würden sie mir den nächsten Tanz schenken, Prinzessin?", fragte ich und brach damit den Kreislauf. Eigentlich hätten wir nun anfangen müssen über ein leichtes Thema, wie das Wetter oder die überraschende Menge an Gästen, zu reden, doch ich wollte ja nicht, bevor ich verschwinden würde, an einem Tod durch Langeweile sterben.

Die Prinzessin schenkte mir einen interessierten Blick, nahm den Tanz jedoch an und so schritten wir nun, ihre Hand in der meinen, auf den Tanzboden. Gerade wurde ein neues Lied angesetzt und ich legte meine rechte Hand an ihren Rücken, während die ihre auf meine Schulter glitt. Wir tanzten mit dem angemaßten Abstand, so wie es sich für einen Prinzen und einer Prinzessin gehörte.

Zum Kotzen.

Ich mochte tanzen, ja, würde sogar so weit gehen, als zu behaupten, ich liebte es. Jedoch nicht dieses gezwungene auf Abstand gehaltene hin und her trippeln. Ich wollte viel lieber mit Gefühl im Takt umherschweben, mich von ihm leiten und führen lassen und dabei nicht daran denken müssen, ob der Abstand genug war, um nicht aufdringlich zu sein, jedoch auch nicht zu weit entfernt, als dass es unhöflich wirkte.

Ihr seid ein vortrefflicher Tänzer", stellte Prinzessin Minx fest und ich lächelte nur wieder. Ich hatte ihr ein Kompliment gemacht, sie hatte mir ein Kompliment gemacht, wir waren quitt. Schweigen trat wieder zwischen uns ein und ein Schauer überlief mich, wenn ich daran dachte, dass ich unter normalen Umständen heute Nacht neben dieser Frau einschlafen müsste. Sie wirkte nicht unsympathisch, keinesfalls, jedoch grauste es mir mit einem Fremden das Bett zu teilen. Prinzessin Minx ging es damit bestimmt gleich, doch würde sie heute nicht in den Genuss kommen von Dream entführt zu werden und diesem Gefängnis zu entfliehen. Auf einmal keimte Mitleid in mir auf. Sie wollte wahrscheinlich genauso sehr wie ich ihr Leben in Ruhe verbringen, würde jedoch wahrscheinlich sofort nach meinem Verschwinden mit jemandem anderen verheiratet werden. Darf ich mit ihnen ehrlich sein, Prinz George?"

Ich habe gerade eine Idee für das Ende der Geschichte bekommen und ich habe das Gefühl, dass ihr mich hassen werdet hahah.
~S.~

Die Träne der Königin// DNFWhere stories live. Discover now