~Kp 31~

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Dreams POV:

Ich bemerkte, wie Georges Atem immer ruhiger wurde und er langsam in den süßen und erlösenden Schlaf sank, während in mir immer mehr verschiedene Gefühle aufeinander krachten. Es brodelte eine tief entspringende Wut auf das Schloss und diese sinnlosen Traditionen und Beschränkungen, die mit einem Leben in diesen Mauern kamen, in mir. Doch gleichzeitig wurde ich überschwemmt mit Mitleid für George, denn die wenigsten Menschen hatten es verdient von klein auf in einer Umgebung aufzuwachsen, die einen, so wie man ist, abstoßt und niemals akzeptieren wird. Auch schwang ein Schuss Trauer mit, da ich es immer noch nicht geschafft hatte dieses verdammte System, das so vielen Menschen Unglück bringt, zu verbessern oder zu stürzen.

Wie sollte jemals jemand glücklich werden, wenn ein ignoranter Tyrann nach dem anderen regiert und es den Angehörigen der königlichen Familie nicht erlaubt ist auch nur den leisesten Fehler zu haben? Wie sollten Menschen ihr Leben genießen können, wenn sie jeden Tag darum bangen müssen, ob sie genug zum Essen haben, während die im Schloss immer fetter wurden und sich nur oberflächlich um die Probleme kümmern? Das war einfach nicht das richtige System! Wann würden die Könige endlich einmal realisieren, dass es ihrem Volk nicht gut ging und sie einfach nur menschlich regieren müssten, anstatt den Anschein einer fehlerlosen Person imitieren zu wollen, dabei selbst kaput gehen und am Ende des Tages verbittert zu werden?

Ich realisierte, dass ich versunken in meinen Gedanken und über die Jahre gesammelten Gefühle, meinen Griff um George noch verstärkt hatte und ihn nun beinahe an mich drückte. Schnell lockerte ich meine verkrampften Arme und sein Kopf rutschte in der Bewusstlosigkeit des Schlafes von meiner Schulter, meinen Arm entlang auf meinen Unterarm. Ich blickte in sein ruhiges schlafendes Gesicht und konnte nur den Kopf schütteln.

Kein Wunder, dass er den Drang dazu gehabt hatte abzuhauen, wenn er allein schon wegen seiner Farbenblindheit nicht akzeptiert wurde. Wie hatten sie ihn sonst noch terrorisiert und traumatisiert? Ich musste etwas dagegen unternehmen. Ich musste dieses ganze System von Monarchie, dass nur einen emotional unstabilen Herrscher nach dem anderen hervorbrachte, stoppen und der erste Schritt war George in Sicherheit zu den Vanitas zu bringen. Den Herrschenden ihren Thronfolger entreißen, damit sie endlich einmal aufwachen und realisieren, dass es so nicht weitergehen kann und wenn das nichts half, dann müsste ich wohl oder übel die gesamte Monarchie auf irgendeine weise stürzen, doch dies sollte meine allerletzte Taktik sein.

Davor würde den Deal mit George beenden, die Träne der Königin bekommen, sie derweil noch gut verwahren und dann mich dieser Aufgabe widmen. Das andere musste noch warten. Dafür hatte ich ja schließlich noch genug Zeit. Ein ironisches Auflachen entfuhr mir, was dazu führte, dass George sich in meinen Armen bewegte und mich dadurch wieder aus meinen Gedanken zurückholte.

Seine langen dunkeln Wimpern ruhten auf seinen blassen Wangen und er machte einen solche friedlichen und kindlichen Eindruck, dass ich es einfach nicht übers Herz brachte ihn in seinem Schlaf zu stören und ihm die verdiente Ruhe zu stehlen. Einfach weggehen konnte ich auch nicht, da er ja immer noch in meinen Armen lag und sich wahrscheinlich einen ordentlichen Schnupfen geholte hätte, wenn er sich versehentlich in den Regen gerollt hätte. Es blieb mir keine andere Möglichkeit, als ihn in sein Bett zu tragen. Vorsichtig richtete ich mich mehr auf und hob seine Beine an den Kniekehlen mit meinem linken Arm hoch. Als ich in einer aufrechten Position war, wartete ich kurz, ob George durch die Bewegung vielleicht ungewollt wach wurde, doch er schlief noch seelenruhig, sein Kopf Richtung meiner Brust gedreht. Ich machte mich mit möglichst sanften Schritten auf in Richtung seiner Nebenhöhle.

Dort angekommen legte ich seine Beine auf das bett und achtete darauf, dass sein Kopf sanft auf den kleinen Polster landete, bevor ich ihn mit der dünnen Decke zudeckte. In meinem Kopf begannen erneut Erinnerungen ihren Weg zu bahnen, wollten meine Wahrnehmung täuschen und mir vorspielen sie läge in dem Holzbett, doch ich hielt meinen Fokus fest auf Georges schlafendes Gesicht und schaffte es dadurch alles zurückzuhalten.

Ich wusste, dass es nicht gut war. Dass die Erinnerungen immer mehr wurden. Es machte mir Angst, doch gleichzeitig ignorierte ich die kleine Stimme in meinem Kopf, die mir panisch zu rief wieder mehr auf Abstand zu gehen. Die mich anschrie, dass das, was heute passiert war, zu nah war, zu persönlich. Die mich als Idiot beschimpfte, dass ich mehr von dieser Seite von mir durchlies. Von einer Seite, die ich mir geschworen habe zu verbannen. Die Seite, die mein größter Fehler war. Ich wusste, ich sollte auf sie hören, doch ich konnte nicht. Etwas anderes in mir war stärker, gab mir die Kraft diese kleine nervende Stimme zu ignorieren.

Ich wandte mich von George ab und ging aus seiner Höhle wieder zurück zu dem Feuer. Ich hatte mir die Zeit hier mit dem Prinzen hier ganz anders vorgestellt. Ich hatte erwartet, dass ich mich mit einem eingebildeten verwöhnten Schnösel herumschlagen müsste, doch dem war nicht so. Stattdessen verbrachte ich nun meine Zeit mit einem neugierigen ... Kind.

Ich nickte mit einem leichten Lächeln auf meinen Lippen. Es stimmte. George erinnerte mich teilweise an ein Kind. Ein Kind, dass gerade zum ersten Mal die Welt entdeckt und sich für alles begeistern kann. Dass von dem Gedanken selbst Feuer zu machen ganz überwältigt ist. Dass eine für Kinder typische Sturheit besitzt. Dass unbedingt lernen will sich zu verteidigen. Mein Lächeln verschwand. Und ein Kind, dass noch nichts über seine wahren Schwächen und Stärken wusste. Und so jemand sollte zum König gekrönt werden. Jemand, der in seiner Entwicklung noch nicht komplett fertig war. Jemand, der nichts über sich selbst wusste und sich nie mit Problemen außerhalb des Schlosses auseinandergesetzt hatte. Was sollte man von so einem König schon erwarten? Einem König, der noch so wenig in sich gefestigt war und den jeder noch so viel umformen konnte, wie er wollte?

Plötzlich schoss mir eine Idee und ich blieb wie angewachsen stehen. Was ist, wenn ich George forme? Was ist, wenn ich George so forme, dass er ein König wird, wie ich ihn mir vorstelle? Dass er der erste gute König seit Jahrhunderten werden würde?

Die Idee fing an sich in meinem Kopf zu verselbstständigen. Ich hatte die Macht das verdammte schreckliche System von innen heraus zu ändern, nur dadurch, dass ich George in die richtige Richtung stieß. Ich könnte, statt hier nutzlos herumzuhocken und darauf zu warten, dass Sapnap kam, aktiv daran arbeiten diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Und alles nur, indem ich George zu einem guten König machte. Indem ich ihm lehrte, was ein echter König wirklich braucht. Indem ich ihm Menschlichkeit lehrte, die ich selbst auf meinem Weg verloren und verdrängt habe. 

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Die Sonne hatte gerade erst begonnen den Himmel zu erklimmen und ich konnte jetzt schon sagen, dass es ein wunderschöner Tag werden würde, denn durch den gestrigen Gewittereinbruch, der wahrscheinlich der Beginn der Sommergewitter war, hatte die Luft an ihrer Schwüle abgenommen, sodass man nicht gleich ins Schwitzen kam. Der Moosboden unter meinen Füßen dämpfte jeden meiner Schritte, während ich suchend durch den mit saftigen grünen Farben protzenden Wald streunte. Der erste Schritt, wie ich meinen gestrigen Geistesblitz in Realität umwandeln konnte, hatte ich mitten in der Nacht noch ausgearbeitet und nachdem der Regen aufgehört hatte der Erde sein Leben spendendes Wasser zu geben, mich sofort auf den Weg gemacht. Jetzt fehlte nur mehr eine Sache und dann hätte ich alles, was ich brauchte. Ich schaute mich um, lies meinen suchenden Blick über den Waldboden gleiten in der Hoffnung es endlich zu finden und tatsächlich versteckte es sich hinter einem Baum. Vögel zwitscherten links und rechts von mir ihren morgendlichen Gesang, als ich  schnell dorthin ging und es aufhob. Erneut schlich sich unbemekrt ein Grinsen auf meinem Gesicht, denn nun konnte ich endlich meinen Plan ausführen. Die kleine Stimme in meinem Kopf, die mich erneut daran erinnerte, dass es gefährlich war diese Seite von mir zu zeigen, ignorierte ich so gut es ging und versuchte mir keine Gedanken darüber zu machen. 

Ich hatte nun ein Ziel. Ich musste die Prinzessin zur Königin erzielen.

Zweites Kapitel aus Dreams Sicht. Woooooooo. Ich bin so gehypt nach MCC. Let's gooo.

~S.~

Die Träne der Königin// DNFWhere stories live. Discover now