~Kp 21~

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Ein plötzliches lautes Klopfen riss mich aus meinem Schlaf und ich schreckte auf, sodass ich nun kerzengerade in meinem Bett saß. Verwirrt öffnete ich meine Augen, schon fast bereit mich darüber zu beschweren, dass es viel zu früh sei zum Wecken, als ich statt auf einen mit einem weichen Teppich belegtem Boden auf alte und morsche Hollzdielen blickte. Schnell scannte ich einmal den gesamten Raum, bis mir einfiel, wo ich war und schon bemerke ich die Härte des Bettes unter mir.

"Wir brechen bald auf. Zieh dich an", ertönte eine durch die Tür gedämpfte Stimme, die ich als die Dreams identifizierte. Es dauerte einige Minuten, bis ich verstand, was er gerade gesagt hatte und mir ein theatralisches Seufzen entwich. Mein gesamter Nacken war verspannt von dem Schlafen auf dieser harten Matratze und ich hievte mich aus dem Bett. Die Müdigkeit zog mich förmlich nach unten und erinnerte mich an die vielen verlorengegangenen Stunden an Schlaf, die ich hätte haben können, würde ich mir nicht immer so furchtbar viele Gedanken machen.

Langsam wankte ich zur Tür und öffnete sie. Sogleich erblickte ich Dream, welcher mit geübten Griffen eine Decke auf einen großen ledernen Rucksack schnallte und diesen dann auf seine Schultern hob. Er wandte sich zu mir um und ich sah, wie sich der Ansatz eines Schmunzelns auf seinen Lippen bildete. "Kein Morgenmensch?", fragte er und energisch schüttelte ich meinen Kopf und wollte mir lieber nicht vorstellen, wie ich gerade aussah. Verstrubbelte Haare, dunkle Augenringe und zerknitterte Kleidung wären wahrschienlich noch eine milde Beschreibung dessen, was Dream gerade sah. Gut, dass es hier keinen Spiegel gibt, dachte ich und konnte ein Gähnen nicht mehr unterdrücken. Müde lehnte ich mich gegen den Türrahmen, als Dream sagte: "Die Schuhe sind hinten im Kasten, erinnerst du dich?" Ich nickte nur. "Zieh sie an und dann müssen wir auch schon los"

Einige Minuten später stand ich mit erstaunlich gut passenden Schuhen und einem mit Proviant und Kleidung gefüllten Rucksack mit Dream neben mir vor der Hüttentür, welche gerade von ihm geschlossen wurde. Ich war nun etwas munterer und verspürte wenig Lust darauf den ganzen Tag zu wandern. "Dann mal los", wisperte ich zu mir selbst, als Dream schon ebenfalls beladen mit einem Rucksack anfing in den Wald zu gehen.

Es war ein wunderschöner Morgen, die Vögel um uns zwitscherten ihr schönstes Lied und die Luft war noch klar und unverbraucht. Die angenehmen Temperaturen ermöglichten uns mit einfachen Stoffmänteln bekleidet durch die Bäume zu spazieren und so gingen wir, in einem erneuten Schweigen hintereinander her. Ich war fasziniert von der Natur und ließ meinen Blick wärend wir marschierten immer wieder nach links und rechts wandern. Auch wenn ich nicht alle Farben sehen konnte, so erahnte ich doch ihre Kraft, die in diesem Wald durch den Schein der Sonne hervorgerufen wurde. Es war vielmehr ein Empfinden von Lebensenergie, als das wirklich bewusste Sehen des frischen Waldgrüns. Ich schritt durch diesen Wald wie ein kleines Kind, das nie etwas bessers gesehen hatte, doch ich musste nicht darauf achten, wie ich mich verhielt, denn hier war niemand, der mich sehen könnte. Die einzige Person, war Dream in dem ebenfalls grünen Mantel vor mir, der sich jedoch umdrehen müsste, um mein wahrscheinlich hell erleuchtetes Gesicht zu sehen. Wie lang ich schon nicht mehr frei in einem Wald spaziert war, wollte ich mir gar nicht überlegen, denn es war schon viel zu lange her. Wichtig war nur, dass ich es jetzt genoss.

Wir waren schon einige Stunden unterwegs und meine Füße taten schon von dem vielen Gehen weh, als Dream sich plötzlich neben mich zurückfallen ließ und mich über das gedämpfte Auftreten unserer Schuhe auf dem Waldboden hinweg fragte: "Hast du eigentlich irgend eine Ausbildung erhalten?" Ich war anfangs verwirrt, was er damit meinte und es erstaunte mich auch, dass er ein Gespräch mit mir anfangen wollte. "Ich bin Latein gelehrt worden und kann dir so ziemlich alles über die Geschichte unseres Landes aufzählen.", erwiderte ich und dachte dabei an die grauenvolle Zeit zurück, in der ich täglich Unterricht bekommen hatte. Mein Lehrer war nicht die sympathiste Person gewesen und deshalb hatte ich auch als Trotz nichts gelernt oder so getan, als wüsste ich nichts. Damals hatte ich gedacht, dass es ihm dann zu langweilig werden würde und er schließlich aufhören würde mich zu unterrichten, doch mein Vater hatte ihn gut bezahlt, weshalb er natürlich alle Strapazen meinerseits schweigend aushielt.

"Ich meinte irgendeine Kampfausbildung.", widersprach Dream und ich wandte mich ihm zu. Er jedoch blickte weiter geradeaus und auch keine Emotion umspielte seinen Mund. "Nein, sowas hatte ich nie. Sah man wohl als unnötig an, wenn man mich eh nur wie ein Haustier im Schloss halten würde." Ich zuckte dabei mit meinen Schultern und richtete meinen Blick auf meine Füße. Wie oft ich meinen Vater angebettelt hatte, wie ein Ritter trainiert zu werden. Wie oft ich heimlich versucht habe ein Schwert zu stehlen und damit selbst zu üben und wie oft ich dafür dann mit Zimmerarrest bestraft wurde.

"Also kannst du dich gar nicht verteidigen, wenn dich jemand angreifen würde?", fragte Dream mit einer ungläubigen Stimme und ich spürte wie mir Röte in die Wange stieg. Für ihn musste ich wirklich lächerlich wirken. "Nein, ich könnte nur aus Reflex irgendiwe versuchen mich zu wehren." Meine Stimme war etwas belegt und ich sah wie Dream aus dem Augenwinkel nur nickte. "War auch bis jetzt nicht nötig, schätze ich.", ertönte seine tiefe Stimme und ich spürte seinen Blick auf mir, doch entschloss mich dazu einfach stur gerade aus zu blicken, denn ich war zu beschämt, als dass ich ihm hätte standhalten können, auch wenn ich nur in eine weiße Maske geblickt hätte. Wir verfielen wieder in ein Schweigen, doch Dream ging weiterhin noch neben mir. Unsere Schritte formten einen eigenartigen Rhythmus, als wir über Wurzeln, Steine und Gras stiegen, einem Ziel entgegen, dessen genauen Standtpunkt nur Dream kannte.

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~S.~

Die Träne der Königin// DNFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt