~Kp 8~

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Zwischenspiel

Er stand dort, wusste nicht, was über ihn gekommen war. Alles in ihm schrie nach Gefahr, schrie danach es zu vergessen, sich abzuwenden, wie er es immer getan hatte, doch diesmal durfte er dies nicht tun. Diesmal war es zu wichtig. Diesmal ging es um alle Bewohner Tortaniens. Seit Generationen schon wurden in seiner Familie Legenden gehütet, Schätze aus verloren geglaubten Zeiten weitergereicht, vor den neugierigen Augen der normalen Bürger verborgen und doch hatte er in den vergangenen Tagen nichts zu seiner letzten Vision gefunden. Es war ihm ein Rätsel, ein Rätsel, dass er selbst knacken muss. Ein Rätsel, dass über den Verlauf jedes Schicksals in Tortanien entschied. Es war seine Aufgabe die Dinge richtig in die Wege zu leiten. Seine Aufgabe darauf zu achten, dass alles nach Plan verlief, dass seine Rechnung aufging. Doch seit heute wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er hatte eine ganz große unbekannte und unberechenbare Variable übersehen, war über sie hinweg geschritten mit dem Gedanken, dass sie nichts ausrichten würde. Doch nun hatte sich diese Variable gezeigt. In all ihrer unberechenbaren und ungewissen Pracht. Hatte ihn aufgesucht, anstatt sich in ihrem Käfig einsperren zu lassen. Hatte beschlossen, die Dinge selbst zu regeln. Und das war der Fehler. So steuerte er nun ein Schiff, über das er schon lange keine Kontrolle mehr hatte. Unaufhaltsam würde es auf den Abgrund zuhalten, in die ewige Tiefe fallen und seine Vision würde sich bewahrheiten. Dieser Sturm an unermesslicher Macht und so intensiven Emotionen würde alles mit sich reißen. Der Hunger nach allem Menschlichen würde aufkommen und alles zur Gänze aufsaugen. Das Monster in dem Abgrund würde erwachen. Das Monster hinter der Maske. Es würde den Sturm entfachen, verzweifelt auf der Suche nach der Variable, da das Monster die Ungewissheit liebte. Die damit verbundene Gefahr, die Angst vor dem Unbekannten, den Reiz etwas Neues zu entdecken. Und die Variable würde dem Monster nicht widerstehen können. Würde sich ihm hingeben und gemeinsam würden sie den letzten tödlichen Tanz vollführen, der das Ende des Königreichs Tortanien besiegelte. Er hörte eine Stimme hinter sich und nahm sofort den Geruch nach frischer Minze war. "Phil, alles okay bei dir? Ist er schon weg?" Die tiefe Stimme verhallt in dem Raum. Er regte sich nicht. Ja, das Monster und die Variable, zwei Welten, die miteinander kollidieren und eine so große Supernova kreieren würden, dass nichts mehr danach übrig war. Er musste es verhindern. Er musste es verhindern und doch gleichzeitig entfachen. Denn so war nun mal der Lauf der Dinge. Ohne Ende kein Neuanfang.

Kurzes Kapitel heute, aber ich hoffe es gefällt euch. Zur Erklärung Zwischenspiele sind Kapitel die etwas mehr Einsicht geben und anderen Charakteren als George folgen. Ich hoffe ihr könnt erraten, wer diese Gedanken hatte und dass es nicht zu verwirrend war.

~S.~

Die Träne der Königin// DNFWhere stories live. Discover now