Das Konzert

192 10 5
                                    

Ben hatte nicht übertrieben. Es dauerte geschlagene zwei Stunden, bis jemand anhielt. In denen hatte Sammy auf seiner Cajón getrommelt, Tess mit ihrem MP3-Player Musik gehört, Alea auf ihrem Brötchen herumgekaut, Lennox immer wieder seine Gitarre gestimmt und Ben mit Siska Hajara geübt, indem sie die Worte auf Englisch übersetzte. Schließlich war der Dacia vor ihnen angehalten und die Frau, die mit ihren zwei Kindern drinsaß, konnte sie bis nach Rom mitnehmen.

„Bei Lennox und mir hat es auch nicht so lange gedauert, bis jemand angehalten war", murrte Alea, als sie ausstieg.

„Ihr wart auch nur zu zweit", sagte Tess hinter ihr und Lennox nickte.

„Schaut mal!", rief da Sammy plötzlich und wies auf einen Parkplatz. „Da sind schon die Ocean Knights!" Alea drehte sich um. Tatsächlich! Dort stand Magnus mit ein paar anderen Knights und besprach etwas. Dann schien auch er sie zu bemerkten. „Ben!" Er kam zu ihnen gejoggt. Sie klatschten sich gegenseitig ab und begannen aufgeregt auf Englisch zu reden.

„In einer halben Stunde beginnt das Konzert", übersetzte Sammy. „Und wir müssen uns beeilen, da ein paar Gäste schon da sind. Wir sollen vor Anfang des Konzerts fertig gespielt haben."

„Dann mal los", sagte Lennox und schulterte seine Gitarre. Die anderen nahmen auch ihre Instrumente und folgten Magnus in das große Gebäude, das am anderen Ende der Straße lag.

„Heute werden wir berühmt!", säuselte Sammy, als er die Treppen zur Garderobe hochsprang. Tess schüttelte tadelnd den Kopf.

„Das wollen wir doch gerade vermeiden." Sie schloss in einem Spind ihre Jacke und Aleas Bauchtasche ein. Sammy seufzte. Er wusste, wem sie das zu verdanken haben.

„Na ja, ein kleines bisschen berühmt werden wir bestimmt. Mit unseren Songs öffnen wir die Türen zu den Herzen des Publikums und unser Auftritt wird ihnen in Erinnerung bleiben bis sie alle alt und grau sind. Jawohl!" Er setzte seinen schwarzen Zylinder auf, den er von der Crucis mitgebracht hatte und straffte die Schultern. Er war vor einer großen Tür stehengeblieben. „Noch weiß das Publikum gar nicht, was für ein Glück es hat, uns spielen sehen zu dürfen."

Alea zog eine Grimasse. Bei ihr hatten sie dieses Glück bestimmt nicht. Außerdem haben sie die Songs gar nicht richtig geprobt! Lennox trat neben sie.

„Du wirst das super machen", sagte er zuversichtlich.

„Ich werden keinen einzigen Ton hervor bringen können!"

„So wie die letzten Male?" Alea stutzte, denn sie hatte sich bei allen Auftritten, die sie auf der Straße oder vor der Alphpa Cru gehabt hat, letztendlich immer getraut zu singen – oder wenigstens nur auf ihren Gläsern zu spielen. Und in Marseille war sie ganz allein gewesen! Vor einem größeren Publikum, als sie je zuvor gehabt hatte! Und nun, bei diesem Umweltkonzert, waren auch noch die anderen der Alpha Cru da. Alea schüttelte den Kopf. Was machte sie sich bloß immer für Gedanken? Sie würde das super machen, ganz bestimmt! Und falls sie sich mal verhaspelte, konnten die anderen kurz für sie einspringen.

„Ganz genau", sagte Lennox, als hätte er ihre Gedanken gelesen.

„Aber du stehst direkt neben mir, okay?" Sie bekam zur Antwort bloß ein breites Grinsen.

Are you ready?", fragte Magnus gerade und alle nickten – auch Alea. Dann öffnete er die Tür.

Der Vorhang war noch geschlossen. Sie liefen auf die Bühne, gefolgt von Gesprächen der Gäste und Gemurmel, das auf der anderen Seite immer lauter wurde. Alea packte ihre Gläser schnell aus und Ben und Lennox halfen ihr mit dem Wasser. Sammy setzte sich auf seine Cajón und trommelte ganz leise, sodass man es fast nicht hören konnte. Seine leicht zittrigen Hände zeigten seine Nervosität. Er schob noch einmal seinen Zylinder zurecht.

Mein Alea Aquarius 8Where stories live. Discover now