Aquarius

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Als Alea aufwachte, lag sie in einem weichen Bett. Sie hatte die Augen noch geschlossen und genoss das Gefühl kurz nach dem Aufwachen, dass sie sich an nichts erinnern konnte. Doch dann schlug sie die Augen auf und die Ereignisse prasselten wieder auf sie ein.

Lennox saß neben ihr und hielt Aleas Hand. „Misch Lateyna, Yavani", sagte er lächelnd und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

Alea lächelte und atmete seinen Duft nach Weite, Wärme und Wasser ein. „Wie lange war ich bewusstlos?"

Lennox lächelte noch breiter. „Nur zwei Tage. Du machst Fortschritte."

Alea kniff ihn grinsend in die Seite und Lennox tat so, als krümmte er sich vor Schmerz. Aber es war wirklich ein Fortschritt. Nachdem die Talassiopa sie vor ein paar Monaten entlassen hatte, hatte es einmal drei Wochen gebraucht, bis Alea wieder zu sich gekommen war. In diesen drei Wochen und wie immer, wenn sie „wie weggetreten" war, so Sammy, schien sie weder etwas zu Essen noch zu Trinken zu brauchen. Es waren noch die Nachwirkungen vom Tod, in dem Alea vier Tage lang gewesen war, so hatte Ben ihr erzählt. Alea war es damals nur wie ein paar Stunden vorgekommen.

Lennox war seither immer an ihrem Bett, wenn sie aufwachte, und immer hielt er ihre Hand und lächelte sie an. „Du wirst es nicht glauben", sagte er. „Weitere dreiundzwanzig Landgänger sind gekommen, sieben Meerkinder, dazu noch sechs Seh-Saffiere, achtzehn Kobolde und vier Finde-Finjas. Zeirus ist auch da, mit Siska. Und dein Vater ist auch mit Ramin und Murphy gekommen!"

„Was, echt?" Alea sah ihn an und schwankte zwischen Begeisterung und Entsetzen. Einerseits freute sie sich, dass so viele gekommen waren, und andererseits musste sie vor all diesen Leuten und Magischen auch etwas über die Lippen bringen.

Bevor Lennox etwas antworten konnte, stürmte Tess ins Zimmer. „Tess!", rief Alea überrascht.

Tess lief an Aleas Bett und Lennox machte ihr Platz. Es machte ihm inzwischen nichts mehr aus, wenn er Alea und Tess zusammen sah, vor allem, wenn sie so fröhlich waren wie jetzt.

„Das war die letzte Überraschung", sagte Lennox und lächelte.

„Gestern haben die Ferien in Frankreich begonnen", sprudelte es aus Tess. „Ich habe Bens Nachricht erhalten, dass ich unbedingt hier her kommen soll. Meine Eltern waren ja nicht sonderlich begeistert, dass sie in eine versunkene Landgängerstadt kommen sollten, aber ich konnte sie überreden! Und jetzt sind sie auch hier, und ich bin auch hier und..."

Alea nahm Tess in den Arm. Sie hatte ihre beste Freundin schon länger nicht gesehen und war überglücklich, dass sie ihr an ihrem großen Tag beistehen konnte.

Als Tess sich löste, hatte sie Tränen in den Augenwinkeln. „Ich bin ja so froh, dass ich hier sein kann!", rief sie.

„Ich bin auch froh", sagte Alea. „Wenn ich an all die Leute denke, die mir zuhören werden..."

„... da schlottern dir die Knie?", beendete Tess ihren Satz. „Das wirst du so was von grandios hinbekommen, ich bin mir ganz sicher."

„Sind deine Eltern auf dem Versammlungsplatz?", erkundigte sich Alea.

„Nee, die müssen sich noch herausputzen. Das solltest du auch. Immerhin stehst du in einer Stunde vor all den Leuten!"

Alea sank zurück in ihr Kopfkissen. Vor ein paar Wochen waren sie in Vendorra, der einstigen Landgängerstadt, die nun versunken auf dem Meeresgrund lag, angekommen. Sie hatten diesen Platz gewählt, um Aleas große Rede stattfinden zu lassen, da Vendorra unter einer großen mit Sauerstoff gefüllten Kuppel lag, in der sich auch Landgänger aufhalten konnten. Denn sie wollte zu beiden Welten sprechen; sowohl zu der Meerwelt als auch die Landwelt. Davor hatte Alea allerlei mit dem neuen Virus von Orion zu tun gehabt. Sie und Nelani haben täglich überlegt, wie sie vorgehen sollten. Nelani hatte sämtliche Proben vom Wasser, von Magischen und von Alea genommen. Alea war zwar nicht von dem Virus betroffen, aber immer, wenn sie die Augen schloss, sah sie die Wellen der Zeit, und immer sah sie dann die Risse und Sprünge, die darauf hinwiesen, dass sie nicht mehr viel Zeit hatten. Nelani hatte vermutet, dass in Alea noch Spuren von den Wellen der Zeit waren, und hatte tatsächlich etwas gefunden, mit dem sie herumexperimentiert hatte.

Mein Alea Aquarius 8Where stories live. Discover now