Jahr 1: Kapitel 3 - Die Ankunft

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Der Tag war gekommen. An diesem Dienstag trat Amina die Stelle als Professorin in Hogwarts an. In einer Stunde müsste sie vor den Toren des Schlosses stehen. Noch einmal lief sie durch ihre kleine Wohnung und inspizierte jedes Zimmer, ob sie nicht etwas Wichtiges vergessen hatte, doch es schien nichts zu fehlen.

Mit einem letzten prüfenden Blick schloss sie ihre zwei großen Koffer, welche sie auch gleich verkleinerte und in ihre Hosentasche fallen ließ.

Sie hatte die Hose schon ein paar Jahre. Ihr Meister hatte sie mit ihr entworfen. Sie war aus dunkelgrünem Stoff und besaß acht Taschen, wovon die Hälfte mit unaufspürbaren Ausdehnungszaubern belegt war, eine weitere konnte lediglich ihren Zauberstab beherbergen, welchen sie mithilfe ihrer Gedanken aus der Tasche schießen lassen konnte. Das Fangen des Stabes hatte sie einiges an Übung gekostet, doch inzwischen sah das Ganze nicht nur gut aus, sondern war eine schnelle Variante den Stab zu ziehen. Die restlichen drei Taschen waren nicht speziell verzaubert, lediglich so wie alle anderen auch, dass nur Amina als ihre Besitzerin etwas aus ihnen holen konnte. Ein beeindruckendes Kleidungsstück, das sie gute drei Jahre der Entwicklung gekostet hatte und mit über zwanzig Schutzzaubern versehen war.

Doch die Arbeit lohnte sich. Schon viele Male war sie froh, ein solches Kleidungsstück zu besitzen.

Mit einem Seufzen legte sie sich ihren dunkelblauen Umhang um. Dieser verdeckte nicht nur ihre nackte Schulter - ihr Oberteil bedeckte nur eine Schuler - sondern auch ihre ebenso nackten Füße.

Den Schuhen hatte sie schon seit Askaban abgeschworen. Sie hatte das Gefühl der Enge nicht ertragen können und hatte deshalb nach ihrem Gefängnisaufenthalt auf Schuhe verzichtet. Inzwischen mochte sie das Gefühl der Freiheit viel zu sehr, um nochmal welche tragen zu wollen. Zudem erspart es ihr die Frage nach der Schuhwahl am Morgen.

Mühsam zog sie ihre langen blonden Haare unter dem Umhang hervor und flocht sich mit geübten Händen eine Strähne auf ihrer linken Seite. Sie war bereit, einen neuen Abschnitt in ihrem Leben anzufangen. Ein Leben als Lehrerin für Arithmantik und Alchemie. Ein Leben an der Seite ihres - unwissenden - vielleicht-Urgroßvaters.

Mit schnellen Schritten lief sie zu dem geöffneten Fenster. Sie wollte aus ihrer Wohnung per Flohnetzwerk in die Drei Besen reisen und von dort aus zum Schloss laufen. Sie schnappte sich den Vogelkäfig, über dem sie ein dunkles Tuch warf, damit Bess, ihre Schleiereule, im Inneren des Käfigs weiterschlafen konnte und schloss das Fenster.

Aus ihrer Hosentasche zog Amina eine kleine Kugel. Diese schmiss sie in dem Kamin, der ihr Wohnzimmer zierte. Sofort züngelten Flammen an der Feuerstelle. Die Flammen würden nach einigen Minuten wieder erlöschen, damit es nicht zu einem Brand kam. „Dann kann es ja losgehen." Sie warf das Flohpulver in das Feuer und trat in die grünen Flammen. „Die Drei Besen.", sprach sie mit klarer Stimme. Eine halbe Minute später standen sie und ihre tierische Begleitung auch schon im beliebtesten Pub von Hogsmeade. Mit einem Nicken begrüßte sie die überrasche Wirtin und trat, den Vogelkäfig hinter sich herschwebend, aus dem Gasthaus.

Es war ein angenehmer Sommertag und perfekt für einen kleinen Spaziergang zum Schloss. Die Sonne schien mild auf das riesige Schulgelände und den dazugehörigen See. Amina konnte sich noch an das Staunen erinnern, das sie erfüllt hatte, als sie in ihrem ersten Schuljahr in einem der Boote zum Schloss gefahren wurde. Jetzt lag der See still dar, nicht einmal der Riesenkrake war zu sehen.

Am Himmel kreisten einige Vögel und Amina erinnerte sich an das eine Mal in ihrem sechsten Schuljahr, wo auch sie das Schloss und seine Ländereien von oben gesehen hatte. Hogwarts von oben war ein wundervoller Anblick. Ihr damaliger Freund, Daniel, hatte sie einmal auf seinem Besen mitgenommen. Vielleicht war dieser Ausflug auch einer der Gründe, weshalb Amina Flugreisen verabscheute. Daniel war kein sonderlich guter Flieger gewesen. So landeten sie damals nach einem nicht gerade guten Flug mitten im See, anstatt am Ufer. Amina hatte noch nie einen festen Boden mehr geschätzt als an diesem Tag.

Die Alchemistin - Bis in den TodWhere stories live. Discover now