Jahr 1: Kapitel 4 - Das Abendessen

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In der Großen Halle war nicht viel los. Bis auf Amina waren von den Lehrkräften lediglich die vier Hauslehrkräfte, der Schulleiter, Professor Trelawney und noch der neue Professor für Verteidigung gegen die Dunklen Künste im Schloss.

Die Wahrsagelehrerin würde allerdings kaum aus ihrem Turm kommen, nur wegen der Mahlzeiten. Amina selbst hatte Wahrsagen nie belegt, doch kannte sie die Lehrerin, die kurz vor ihrem Schulabschluss in Hogwarts angefangen hatte zu unterrichten, aus unzähligen Erzählungen ihrer Mitlernenden.

In der Mitte der Halle war ein runder Tisch aufgebaut, welchen Amina noch aus der Zeit kannte, in der sie selbst als eine der wenigen Lernenden über Weihnachten in Hogwarts geblieben war. Es war kurz nach halb sechs, als sie die Halle betrat. Die vier Hauslehrkräfte und Professor Dumbledore waren bereits anwesend. Der Schulleiter lächelte der neuen Lehrerin entgegen.

„Ah, Amina. Schön, Sie so schnell wieder zu sehen. Sie haben den Blutigen Baron bereits getroffen, wie ich sehe.", begrüßte er sie auch gleich und zog somit die Aufmerksamkeit der anderen auf die junge Frau. Diese nickte den Anwesenden zur Begrüßung kurz zu und setzte sich auf einen freien Platz.

„Es freut mich ebenfalls, Sir. Wir sind uns auf dem Weg hier her zufällig begegnet.", antwortete sie ihm. „Miss Tahnea. Es ist schön, Sie wieder zu sehen. Haben Sie sich schon etwas eingerichtet?" Ihr ehemaliger Hauslehrer, Professor Flitwick, sah sie mit neugierigen Augen an. Mit einem kurzen Nicken erwiderte sie: „Ja, die Regale und Schränke müssen noch eingeräumt werden, der Rest ist jedoch schon so weit eingerichtet."

Sie sah sich die Anwesenden genauer an. Die Professoren und Professorinnen Dumbledore, McGonagall, Flitwick und Sprout kannte sie bereits. Bei ihnen hatte sie sieben Jahre lang Unterricht gehabt. Den in schwarz gekleideten Professor, der kaum älter sein konnte als sie selbst, kannte sie jedoch nicht. Er saß ihr gegenüber und schien sie ebenfalls zu mustern. Sein Blick war kühl und berechnend. Amina konnte spüren, wie sein Geist versuchte, in ihren zu gelangen. Doch, wie Dumbledore auch, konnte er nicht hinein. Er war also auch ein Legilimentor. Vermutlich nicht so stark wie der Silberhaarige, aber auch nicht unfähig. Wie sie annahm, waren der Schulleiter und der dunkle Professor nicht mit dieser Gabe geboren worden. Dafür waren ihre Versuche in Aminas Geist zu blicken zu schwach.

Sie wandte sich von dem Schwarzhaarigen ab und fing an, sich dem Essen zu widmen. „Sagen Sie, Miss, wie haben sie denn die Verletzung im Gesicht bekommen? Als Sie Ihren Abschluss gemacht hatten, konnten Sie noch auf beiden Augen sehen.", stellte Professorin Sprout auf ihre manchmal zu direkte Art fest. Kurz zögerte Amina, doch dann erklärte sie in ruhigem Ton: „Ich wurde in einem Kampf mit schwarzer Magie getroffen. Das Auge wurde dabei geblendet. Es war nicht mehr zu retten. Die Narbe ist ebenfalls davon." Sie strich gedankenverloren über ihre Nabe, welche senkrecht über ihr linkes, blindes Auge verlief.

„Ja, gegen schwarze Magie kann man nicht viel machen. Muss schlimm für sie gewesen sein.", plauderte Professorin Sprout weiter. „Die Magie war in diesem Kampf nicht das Schlimmste. Die Gegner waren es. Ich kämpfte damals gegen meine Eltern.", erklärte die junge Lehrerin sachlich.

Die meisten der Anwesenden starrten sie erschrocken an. „Ihre Eltern haben Ihnen das angetan?", quiekte ihr ehemaliger Hauslehrer entsetzt. Sie nickte kurz zur Bestätigung, bevor sie sich schweigend wieder ihrem Essen widmete.

Eine erdrückende Stille herrschte am Tisch. Amina konnte die verschiedenen Gefühle mehr als deutlich spüren. Schock, Mitleid, Verlegenheit, Neugier. Wieder spürte sie, wie jemand versuchte in ihren Kopf zu gelangen. Nein, nicht jemand. Gleich zwei Geister konnte sie spüren. Sie sah von ihrem Essen auf und merkte, wie Dumbledore und der Professor in schwarz sie mit durchdringenden Blicken musterten. Dachten sie, dass ihre geistige Mauer bröckelte, wegen der Gefühle, die hier am Tisch herrschten? Offensichtlich. Sie schmiss beide aus ihrem Kopf raus und schickte ihnen ein leichtes Gefühl des Schmerzes hinterher, welches beide Männer dazu brachte, ihre Gesichter kaum merklich zu verziehen.

Die Alchemistin - Bis in den TodWhere stories live. Discover now