Jahr 7: Kapitel 10 - Bitte, Severus

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Am Mittag des dreißigsten Junis informierte Albus die Lehrerschaft darüber, dass er am Abend weg sein und vermutlich erst zu einer späteren Stunde wiederkommen würde. Amina wusste, dass es so weit war. An diesem Tag würde Draco seinen Plan umsetzen und ihr Urgroßonkel sein Leben verlieren. Sie hatte es einfach im Gefühl. Dracos selbstzufriedenes Grinsen hatte sie beim Mittagessen auch noch darin verstärkt. Der Schüler musste es fast geschafft haben, was auch immer er schon das ganze Jahr versuchte. Ihr wurde schlecht bei dem Gedanken, dass bald etwas schreckliches passieren würde und sie es nicht aufhalten durfte. Es musste so kommen, wie es von Albus geplant war. Nur in einem Punkt waren sie sich nach wie vor uneinig. Sie wollte mit Severus fliehen und Hogwarts verlassen, doch Albus war strikt dagegen und Severus hielt sich weitestgehend zurück mit seiner Meinung. Amina vermutete, dass er Albus zustimmte und nur keinen Streit mit ihr anfangen wollte.

Kurz vor Sonnenuntergang bestellte Albus Severus und sie in sein Büro. Severus war bereits da, als Amina in das Büro trat und erst ihren Urgroßonkel und dann den Phönix begrüßte. Kaum hatte Amina sich wieder ihm zugewendet, nahm er sie fest in den Arm. „Pass auf dich auf, meine Liebe.", flüsterte er in ihr Ohr. „Ich werde immer bei dir sein. Zumindest hier drin.", sagte er als er sich von ihn gelöst hatte und zeigte auf die Stelle, wo ihr Herz in ihrer Brust schlug. Amina hatte Tränen ihrem funktionierenden Auge. „Ich hab dich lieb, meine Kleine.", flüstert Albus ebenfalls mit Tränen in den Augen. Dann wandte er sich Severus zu. Auch diesen nahm er in den Arm, was der schwarzhaarige Tränkemeister eher halbherzig erwiderte. Der Schulleiter flüsterte ihm noch etwas ins Ohr, woraufhin Severus nickte. Dann schickte Albus sie wieder fort. Amina wischte sich ihre Tränen von der Wange, während sie durch die Gänge in ihre Räumlichkeiten liefen. Theoretisch hätten sie auch den Spiegel benutzen können, doch sie brauchten die wenigen Minuten der Bewegung.

„Was werden wir jetzt tun?", fragte sie als sie ihr Wohnzimmer betreten hatten. „Warten.", antwortete Severus ihr. „Hier." Er reichte ihr ein kleines Fläschchen. Sie hob fragend eine Augenbraue. „Zur Beruhigung. Du wirst deine Nerven heute Abend noch brauchen.", erklärte er ihr und legte dabei seine Hände auf ihre Hüften. „Vermutlich hast du recht. Du bist wirklich auf alles vorbereitet, oder?", fragte sie mit einem schwachen Schmunzeln auf den Lippen. „Nicht auf alles aber auf diese Situation.", stimmte er trocken zu. Sie sah ihn amüsiert an und trank den Zaubertrank. Sobald sie das Fläschchen sinken ließ, küsste Severus sie. Amina erwiderte den Kuss zärtlich. Sie spürte den leichten rausch, den der Trank bei ihr auszulösen schien. Hoffentlich hielt diese Nebenwirkung nicht all zu lange.

Severus Lippen wanderten zu ihrem Ohr. „Du wirst dich jetzt in dein Bett legen und dich erst wieder bewegen können, wenn jemand sagt, dass Albus tot ist. Du darfst deine Augen bewegen, zwinkern und atmen.", hörte sie seine Stimme an ihrem Ohr und verstand, was für ein Trank er ihr da gegeben hatte. Erschrocken weitere sich ihr Auge. „Bitte, Severus, nicht.", versuchte sie ihn träge zu unterbrechen und von sich weg zu schieben, doch er verstärkte seinen Griff an ihren Hüften und fuhr fort: „Du wirst deine Legilimentik nicht einsetzen, um Hilfe zu holen und auch sonst nicht kommunizieren. Sollte dich innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden niemand aus diesem Befehl befreien, löst er sich von selbst. Hast du alles verstanden?" „Ja.", antwortete sie in ihrem tranceartigen Zustand. Sofort nachdem sich Severus von ihr gelöst hatte, lief sie auf das Schlafzimmer zu und legte sich in das Bett.

Ihre Seromentik und Okklumentik fuhr sie so weit hoch, wie sie es konnte. Sobald sie dies erledigt hatte, kehrte ihr eigener Verstand wieder zurück und sie begriff richtig, was genau gerade geschehen war. Severus hatte ihr den Trank gegeben, den er gebraut hatte, um den Dunklen Lord von seinem Einfluss über sie zu überzeugen. Er hatte ihn gegen sie eingesetzt. Mit diesem Befehl würde sie gezwungen sein in Hogwarts zu bleiben und konnte nicht mit ihm gehen, wenn er floh. Sie würde ihn beschuldigen müssen, sie unter den Einfluss eines Tranken gestellt zu haben, um sie aus dem Weg zu räumen. Was auch der Wahrheit entsprach, nur eben nicht der, von der die anderen später ausgehen würden. Sie sah, dass Severus sich über sie beugte. In seinen Augen schimmerten Tränen. „Es tut mir leid, Amina.", sagte er leise und strich mit seiner Hand über ihre Wange. „Ich habe es ihm versprochen. Es war sein letzter Wunsch an mich." Amina lief eine einzelne Träne über die Wange. „Ich werde jetzt in unser Labor gehen. Du bist hier in Sicherheit. Wir werden uns wiedersehen. Das verspreche ich dir." Er küsste sie ein letztes Mal auf die Stirn und verschwand aus ihrem Blickfeld.

Die Alchemistin - Bis in den TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt