Jahr 4: Kapitel 13 - Das nächtliche Gespräch

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„Sie müssen zu ihr und mit ihr reden.", sagte der Schulleiter mit ernster Stimme zu seinem Tränkemeister. Dieser stand mit verschränkten Armen und zornigem Blick vor ihm. „Warum sollte ich? Ich habe ihr nichts zu sagen. Der Trank hat sie aufgeweckt. Sie sollte froh sein.", sprach dieser trotzig. „Sie leidet. Sie spricht nicht mehr. Sitzt nur noch da und starrt in die Luft. Sie sind der Einzige, der ihr vielleicht noch helfen kann. Sie haben es geschafft, dass sie aufwacht, jetzt müssen Sie sie zum Leben überreden." Dumbledore sah ihn durch seine Halbmondbrille scharf an. „Sie lebt und sie ist wach. Mehr kann und will ich nicht tun.", spie Severus aus.

„Es war nicht ihre Schuld, Severus. Ich habe ihr verboten, mit Ihnen darüber zu reden. Machen Sie sie nicht für meine Taten verantwortlich. Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass sie sich gegen diese Entscheidung gewehrt hat." „Und trotzdem musste ich von einem Mörder erfahren, dass sie ihm mehrfach zur Flucht verholfen hat und mich dabei auch noch direkt vor seinen Augen ablenkte, indem sie mich verführte." Der Schwarzhaarige funkelte ihn wütend an. „Sirius ist kein Mörder. Sie sollte Sie ablenken. Egal wie. Wir wissen beide, dass Sie es ihr nicht geglaubt hätten, wenn sie Sie hätte fortlocken wollen." Die Stimme des Schulleiters war ruhig.

Severus war so wütend wie schon lange nicht mehr. Er fühlte sich verraten von Amina. Der Person, der er mehr als allen anderen traute. Die so viel von ihm wusste, was sonst niemand tat. Und jetzt verlangte der Schulleiter ausgerechnet von ihm, dass er sie zur Vernunft bringen sollte. „Hören Sie sie an. Sie wird Ihnen alles erklären können. Ich bitte Sie nicht als Schulleiter darum, sondern als Aminas Onkel und auch im Namen ihres Urgroßvaters." Severus schnaubte wütend. „Ich werde darüber nachdenken.", versprach er dann.

Dumbledore nickte zufrieden. „Und bitte erklären Sie ihr, was Sie ihr gegeben haben, wenn Sie es sonst keinem verraten. Unter dem Verlust ihrer Legilimentik leidet sie wahrscheinlich genauso wie unter Ihrer Abwesenheit, Severus." Der Schulleiter sah ihn betrübt an. Noch nie hatte der Tränkemeister den Direktor so sorgenvoll erlebt. Severus nickte knapp und verlies mit wehendem Umhang das Schulleiterbüro.

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Mitten in der Nacht schreckte Amina aus dem Schlaf. Sie wusste nicht, was sie geweckt hatte, es war ihr aber auch egal. Sie starrte in die Dunkelheit, ohne etwas zu sehen. Es würde wohl einige Zeit dauern, bis sie wieder einschlief.

„Du solltest mehr essen. Du bist ganz dünn.", durchbrach eine dunkle Stimme die Stille im Krankenflügel. Erschrocken zuckte sie zusammen und sah in die Richtung, aus der die Stimme kam. Sie konnte in der Dunkelheit eine Bewegung erahnen und starrte auf die Gestalt, die auf dem Stuhl neben ihrem Bett saß. Sie musste träumen. Warum sollte er nach über einer Woche plötzlich mitten in der Nacht zu ihr kommen?

„Wann hast du das letzte Mal gesprochen?", fragte er weiter. Seine Stimme war ausdruckslos. Sie zuckte mit den Schultern und starrte ihn weiter an. Ob er echt war? Er strich ihr eine Strähne ihres Haars aus dem Gesicht. Als seine warme Hand ihre Wange streifte, zuckte sie erneut zusammen. „Du bist hier.", flüsterte sie und erschreckte, als sie ihre brüchige Stimme hörte. „Offensichtlich.", antwortete er ihr kühl. „Es tut mir leid, Severus. Ich wollte nicht..." Ihre Stimme brach und ihr stiegen Tränen in die Augen.

„Du hättest es mir sagen müssen.", sagte er in ernstem Ton. „Ich wollte. Als ich bemerkte, dass Weasley mit Pettigrew und Black an der Peitschenden Weide war, lief ich ins Schloss. Ich wollte Remus und dich holen und dir alles erklären. Egal was Albus davon hielt.", erklärte sie ihm immer noch flüsternd. „Warum warst du dann im zweiten Stock?", fragte er misstrauisch. Sie sah ihn verwundert an. Sie hatte nicht gewusst, dass Filius sie ein Stockwerk über ihrem Ziel gefunden hatte.

„Ich hatte solche Kopfschmerzen und muss die Orientierung verloren haben. Etwas hat nicht mit Potter und Granger gestimmt. Ich habe sie nicht orten können und da ist meine Seromentik ausgestiegen. Ich konnte sie nicht mehr aufrecht halten. Es waren so viele Gedanken." Sie setzte sich auf, ohne ihn aus den Augen zu lassen. „Was hast du mir gegeben? Ich höre nichts mehr, spüre nichts mehr." „Den Imperius-Trank.", antwortete er trocken. Sie sah ihn verwundert an. „Aber wie...?" „Ich habe dir befohlen, deine Kräfte zurückzuhalten, bis es dir wieder besser geht und sie dann schrittweise wieder zu verstärken." Sie nickte. So würde sie ihre Seromentik auch besser kontrollieren können.

Die Alchemistin - Bis in den TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt