Kapitel 63: Das Kriegslager

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• Delian •

Seufzend laufe ich entlang des edlen und hellen Ganges, der mich auf direktem Wege in das Gemach von Isajah und meiner Mutter führt. Der weiße Marmorboden und die hellen Holzwände strahlen wirklich jedes Mal eine herzliche Einladung aus, sich in diesem Schloss wohl zu fühlen. Kein anderer der Vampirbrüder mag es so hell und freundlich. Nicht, dass es bei denen unfreundlich wäre.

Am Ende des Ganges klopfe ich an der prunkvollen Tür, die eindeutig in das Gemach des Schlossherrn führt.

„Mama? Darf ich reinkommen?", hake ich nach.

„Aber natürlich, mein Schatz!", ruft sie sofort und öffnet mir freudig die Tür.

Im nächsten Moment betrete ich den Raum und finde meine Mutter dann an mir festgeklammert wieder. Ein Blick durch das Gemach verrät mir, dass sie noch genau gar nichts gepackt hat.

„Isajah soll nicht an die Front gehen! Ich erlaube das nicht, aber er tut es trotzdem! Das ist echt das einzige Mal, in dem ich als Ehefrau wirklich etwas ganz bestimmtes will und er ignoriert das! Er ist so doof und gemein!", sprudelt es aus ihr heraus.

Ich habe so die leise Vermutung, dass ihr niemand erzählt hat, dass auch ich an die Front gehen werde. Dabei war sie doch bei der Vorführung mit anwesend und hat mich danach sogar noch vollgequatscht damit. Weiter darüber nachgedacht scheint sie aber nicht zu haben.

„Ach, Mama. Dieser Vampir liebt dich aus tiefstem Herzen und er würde auch an dreißig Fronten gleichzeitig kämpfen, wenn es dein Leben schützen würde", rede ich ihr schmunzelnd zu.

„Ich ... verstehe das. Aber ich habe Angst ihn zu verlieren. Ich liebe ihn so sehr!", betont meine Mutter nun leise.

Ihren Kopf drückt sie besonders fest an mich und ich tröste sie einen Moment lang. Helfen tut ihr das nur bedingt weiter, aber so ist das nun mal. Ich bin schließlich auch kein Psychiater oder sowas.

„Du hilfst ihm am meisten weiter, wenn du dich von deiner braven und kooperierenden Seite zeigst. Wenn er auf dem Kampffeld an dich denken muss, wird er abgelenkt sein", rate ich ihr ruhigen Wortes.

„Mein kleiner Delian ist so weise geworden. Ich bin wirklich froh, dich wieder getroffen zu haben", sagt sie schließlich und hat kurz ein leichtes Lächeln auf den Lippen.

Ich beschließe meinen Bericht über meine eigene Stellung an der Front versehentlich zu vergessen, das bekommt sie noch zeitnah genug mit.

„Soll ich dir helfen beim Packen?", biete ich ihr dann an.

„Nein! Männer können das nicht!", kommt es sofort aus ihr heraus und sie stürmt zurück zum Schrank, wo in bekannter Ansicht die zahlreichen Kleidungsstücke davor verstreut liegen.

Ich hebe abwehrend meine Hände, muss aber auch herzhaft lachen. Schließlich ist meine Mutter dann fertig und drückt mir ihre prall gefüllte Tasche in die Hand.

„Wehe du sagst was, das brauche ich alles!", erklärt sie sich direkt und ergreift dann einen von Isajahs Umhängen, in den sie sich, wie in eine Decke, gemütlich einhüllt.

Zufrieden geht sie nun voran aus dem Gemach und so treten wir in das Regierungszimmer, wo alle schon leicht ungeduldig auf uns warten.

Und so beginne ich mit der Teleportation.

• Lucia •

Endlich sind alle Vampire im Kriegslager, die auch hier hin gehören. Inklusive der Angehörigen, die hier besonders sicher sein sollen, laut den ganzen Visionsmagiern.

„Ich will, dass du immer schön brav zeitig ins Bett gehst und dich in meine drei Umhänge einrollst, damit unser Sohn auch ja immer meinen Geruch um sich herum hat. Und du sollst schön viel Blut trinken, wenn ich nicht da bin, unser Sohn soll keine Mangelerscheinung bekommen. Und, Lucia verflucht, bleib hier! Ich rede mit dir und bin noch nicht fertig!", betont Val nun ganz strikt, umfängt vorsichtig meine Taille und zieht mich zurück zum provisorischen Doppelbett unserer Zeltkabine.

Kronprinz Silas IIWhere stories live. Discover now