Kapitel 78: Der Wille des Dämonenbabies

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• Fenja •

Ich stehe nun allen ernstes mit dem Minidämon am seitlichen Rande des Kriegslager Quartiers und schmiede einen Plan, um mit Shade ins Quartier einzubrechen. Weil ein Baby das will!

Was zum Geier mache ich hier eigentlich?

„Ich, ähm, also ... Ich frage dich die Räume ab und du lächelst einfach, wenn ich den Raum nenne, wo du hin willst, ja?", schlage ich vor.

Das erste Mal in meinem Leben wünsche ich mir, dass Jaron, Benedikt oder Khojin mich erwischen und mich daran hindern. Ich will das eigentlich gar nicht, kann aber auch nicht „Nein" zu Shade sagen. Er ist zu niedlich und zu sehr Baby, verdammt. Und ich kann nicht damit umgehen, wenn er Babytränen weint!

Was ein Dilemma!

„Eingangsbereich? Nein, wäre auch zu einfach gewesen. Einer der Flure? Auch nicht. Das Hauptbüro vom Befehlshaber? Nein. Der Aufenthaltsraum der Soldaten? Den auch nicht. Das Waffenlager? Eine der Waschkammern? Eine der Unterkünfte? Echt gar nichts?", klappere ich eins nach dem anderen ab.

Seit zehn Minuten überlege ich nun schon, welche Räume es noch gibt und Shade wartet echt voller Geduld.

„Shade, ich habe keine Ahnung, welchen Raum du meinst, es gibt nur noch die Kerkerzellen unten, die extra in den Boden ... Nein, Shade, da kann ich nicht einbrechen! Spinnst du?", kommt es vollkommen entgeistert aus mir heraus.

Nun sieht er mich an und bekommt die ersten Tränchen in den Augen.

„Das ist Erpressung!", raune ich ihm verhalten zu.

Und dann beginnt er ganz leise zu weinen und sieht dabei so aus, als wäre ich schuld daran, dass seine kleine Welt gerade zerbricht.

Der weint eiskalt lautlos vor sich hin und sieht mich dabei verheult an!

Schließlich lasse ich mich erweichen, nehme augenrollend den Minidämon auf den Arm und schleiche weiter an dem Rand des Quartiers entlang.

Ich halte dann an der Zeltwand, wo der Gang mit dem Abgang zum Kerker ungefähr sein sollte, inne und strecke meine Wahrnehmung in den Bereich vor uns. Blöd, dass die Luft rein ist. Mit ein paar geschickten Erdmagie Kniffs räume ich eine kleine Kuhle aus und klettere unten hindurch, Shade schiebe ich dabei voran.

Mich überkommt bereits jetzt das ungute Gefühl des Jahres ...

Auf Zehenspitzen schleiche ich nun den Gang entlang und gebe echt alles, um nicht aufzufliegen. Ich komme dann vor einer provisorischen Holztür an, die einen nun befestigten Weg hinab markiert. Der schmalen Wendeltreppe aus kühlen Stein folge ich runter und stehe schließlich am Fuße der Treppe vor dem T-Stück, was drei Gänge der kleinen verstärkten Zellen beherbergt. Was soll ich nur sagen, wenn uns einer über den Weg läuft?

Ja, hallo, du auch hier?

Schönes Wetter hier unten, findest du nicht?

Ich suche Kuchen, bin ich hier richtig?

Entschuldigung, wo ist das Klo?

Das Kunstzimmer ist woanders, kann das sein?

Neue Bettdecken finde ich wo genau?

Ist hier das Lager für Babykleidung?

Alle Ausreden fühlen sich nicht gerade wie die Lösung des Problems an. Ich bin aber zunehmend gespannt, was Shade hier unten eigentlich will.

„Zeig mal in die Richtung", trage ich dem Minidämon auf und dann tut er das zu meinem Erstaunen.

Das Baby ist offiziell kaputt, ich schwöre es.

Kronprinz Silas IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt