Kronprinz Silas II

Kapitel 97: Einjährige Minidämonen

• Silas •

Zusammen mit Enya habe ich hier einen richtig gelassenen Morgen und ich frage mich kurz, warum Shade so ruhig und friedlich in seinem Gemach nächtigt.

Dass er das nicht tut, finde ich nach dem Aufstehen heraus. Enya und ich sind noch in Schlafkleidung und ich will Shade für ein Bad abholen, aber er ist nicht da.

„Prinz Shade ist mit König Vittorius im Musikzimmer. Ihr könnt euch aber in aller Ruhe fertig machen, das hat der König mit seinem Enkel vorhin schon erledigt. Die Einzelheiten erfragt Ihr besser bei eurem Vater", informiert Mikul mich.

Er ist dann wohl gerade im Regierungszimmer bei der Arbeit gewesen, denn dort geht er nun wieder hin. Leider kann ich mir schon lebhaft vorstellen, was hier passiert ist. Und damit Shade bei seinen ganzen Wutanfällen keinen weckt, geht Vater mit ihm immer woanders hin.

Ohne Vater, der keine Nachtruhe braucht, wäre ich echt aufgeschmissen und dauermüde. Ich bin ihm echt dankbar!

„Dann bekommst du ja wieder viel exklusive Vater-Zeit, meine Kleine", rede ich schmunzelnd auf meine Tochter ein.

Enyas Antwort ist ein zufriedenes Gurren und Anschmusen. So suche ich dann in aller Ruhe unsere frische Kleidung heraus und bringe alles in das Bad. Leider ist Enya noch immer ganz faul, ihre Schwingen beachtet sie nicht und zum Plantschen oder so kann ich sie nicht animieren.

Dabei hat Mutter extra hölzerne Schmetterlinge als Badespielzeug angefertigt, die nun in bunten, wasserfesten Farben den Badeschaum um uns herum verschönern. Stattdessen guckt Enya die einfach nur an, als wäre das eines ihrer geliebten Bilderbücher.

Und dann fallen mir die Augen aus dem Kopf.

Zwei kleine Wasser Schmetterlinge erheben sich und brechen durch die Schaumdecke, um fröhlich über den Schaumbergen ihr kleines Unwesen zu treiben.

Und Enya streckt ihre Händchen kichernd danach aus.

„Enya? Bist du das?", frage ich fassungslos nach, wobei ich gar nicht nachfragen brauche, weil ich es definitiv nicht bin.

Und auch sonst ist niemand hier.

Eine ganze Weile sitze ich einfach nur immens schockiert da und gucke meiner Tochter dabei zu, wie sie mit Eins das erste Mal ihre Wassermagie benutzt.

Scheiße, Menschen benutzen die erste Magie allerfrühestens erst mit drei Jahren! Der Großteil erst mit vier oder fünf Jahren!

Schließlich schnappe ich mir Enya, mache uns ausgiebig sauber und kleide meine Kleine dann in ein schwarzes Alltagskleid mit süßen, leichten Rüschen. Es hat auch kleine Schleifen an den Trägern und ihr schulterlanges Haar bekommt natürlich auch eine Schleife.

Aaah, sie ist so niedlich!

„Komm, Kleines. Wir suchen nun deinen Großvater auf, dein bockiger Bruder soll auch da sein", rede ich schmunzelnd auf Enya ein.

Wieder schmiegt sie sich an mich und genießt die Aufmerksamkeit. Schnellen Schrittes eile ich hinab in den Musikraum und sehe Shade dann wütend auf eine Trommel einhauen. Hinter ihm Vater, der staunend die Ausdauer des kleinen Sonntagsbratens beobachtet.

„Vater!", beginne ich aufgebracht, er sieht mich auch sofort fragend an.

„Ich kann es nicht erklären, aber Enya hat gerade kleine Wasser Schmetterlinge durchs Bad fliegen lassen", kommt es ungehalten aus mir heraus.

Shade haut weiter auf die Trommel ein und ignoriert uns, Enya nimmt nun ihren Beißring in Beschlag und sabbert den gurrend voll.

Und Vater fällt direkt die ganze Kinnlade bis hinunter zum Kern der Erde.