Kronprinz Silas II

Kapitel 104: Auftakt zur Jahreswende

• Silas •

Endlich ist es soweit, nach einer langen Durststrecke der Feierlichkeiten steht morgen die Feierlichkeit zur Jahreswende an!

Für mich steht nun aber Shade an.

Und natürlich ist Vater auch mit dabei, denn er überwacht penibel jedes Training, in dem ich mit Shade an seinen Schwingen arbeite. Leider hat Noctis nicht ständig Zeit, die Grundlagen für meinen Sohn hat er mir aber mit auf den Weg gegeben.

Shade ist echt sicher beim Laufen geworden, mittlerweile ist er dank dem strengen Umgang fast schon pflegeleichter als Enya geworden. Er spricht sogar schon leichte Sätze und bringt deutlich zum Ausdruck, was er will. Meine Tochter hingegen wird immer mehr zum Sorgenkind, denn sie ist noch immer überaus faul.

Außer es ist Mikul, der ihr Wasser Schmetterlinge und Meerschweinchen zaubert. Und es dürfen nur die von Mikul sein, den Rest findet sich nicht wertvoll genug für eine Interaktion.

Enya spielt aber gerade mit Mutter am Klavier, denn für Shade brauchen Vater und ich volle Konzentration. Vom Fakt, dass Enya bereits leichte Stücke spielen kann und mich das zum stolzesten Vater der Zeit macht, einmal abgesehen.

„Nun spring schon, sonst hast du doch auch keine Angst", ermutige ich meinen Sohn.

Ich stehe mit verschränkten Armen neben ihm auf dem gigantischen Felsvorsprung in den Bergen vor der Stadt, der uns meterweit hinunter auf Vater blicken lässt.

Und der steht mit offenen Armen unten.

Ein Vorgehen, was sich etabliert hat, denn unter dem Vorsprung hat Shade genug Platz für seine Flügel. Sollte er sich versehentlich damit zur Seite schwingen, ist da nichts, weil Vater extra alles zur Seite manövriert hat.

Seufzend packe ich Shade an den Seiten und werfe ihn dann hinunter, manchmal braucht mein trantütiges Kind eben eine Extraeinladung.

So hat Shade genug Zeit, um seine Schwingen zu spannen und das Gefühl der Luft darin zu erkunden. Ich springe natürlich direkt hinterher und behalte Shade im Blick, so wie Vater auch.

Immerhin: Allmählich schafft er es, seine Schwingen offen gespannt zu halten, um langsamer auf den Boden zu fallen.

Vom aktiven Lenken ist er aber noch weit entfernt.

„Haaallooo", ruft Shade grinsend und landet dann mit einem Lachen in Vaters Arme, der Shade herum reißt und durch die Luft wirbelt.

„Du sollst nicht herumalbern, sondern dich auf deine Schwingen konzentrieren!", belehrt Vater den Kleinen dann mit strengem Blick.

„Aber hab dich lieb", sagt Shade in seinem kindlichen Ton und drückt seine Wange fest auf Vaters Brust.

Falsche Adresse.

Vater streckt den Minidämon nun streng von sich, der sich nun Mühe gibt besonders niedlich zu gucken. Shade wackelt leicht mit den Füßen und den Schwingen. Und er streckt seine Hände hilfesuchend nach vorne, um zurück in Vaters Arme zu gelangen.

„Wann merkst du dir endlich, dass das bei deinem Vater vielleicht funktionieren mag, aber bei deinem Großvater nicht!", belehrt Vater ihn unbeeindruckt.

„Bester Großvater", sagt Shade dann und setzt einen verliebten Blick auf.

Verratet es keinem, aber ich bringe Shade heimlich solche Dinge bei. Und ich sage ihm, er soll das bei seinem Großvater ausprobieren, weil ich wissen will, ob er sich erweichen lässt.

Vater sieht den Minidämon nun streng an.

„Wer lehrt dich solche Verhaltensweisen?", fragt Vater ihn nun prüfenden Blickes.