Kapitel 79: Die Belagerung der Stadt

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• Fenja •

Mich überkommt direkt die Furcht und meine Augen werden groß, so wie der oberste Befehlshaber des Kriegslagers mich gerade ansieht. Shade sagt kein Ton und regt sich nicht, ich habe aber gerade größere Sorgen, als dass es Shade hier genehm ist.

Ich bin kurz davor eine Panikattacke zu bekommen.

„Ganz ruhig, Prinzessin Fenja. Bitte habt keine Angst und sorgt euch nicht, bei mir seid Ihr zu jeder Zeit sicher und könnt euch in meine Obhut flüchten", haut der nun fast schon sanft raus.

„Du siehst aber nicht danach aus", platzt es aus mir heraus.

Ich kann es nicht verhindern, ich beginne am ganzen Leib zu zittern und die Furcht kriecht meine Knochen hinauf.

Das scheint den Befehlshaber zu animieren, zur Tat zu schreiten. Ich spüre nun seinen Umhang um meinen Schulter und mit einem Ruck hebt er mich mitsamt Shade wahnsinnig geschickt in seine Arme. Und ehe ich mich versehe, finde ich mich plötzlich in dem Büroabteil des Befehlshabers wieder. Behutsam setzt er mich auf einem bequemen Sessel ab und heizt sogleich den kleinen Ofen weiter an. Shade hockt nun auf meinem Schoß.

„Ich bin Tinon, bitte bleibt ganz ruhig, ich bereite euch einen beruhigenden Tee zu. Danach erkläre ich euch, was hier vor sich geht", meint der Vampir und werkelt bereits mit einem Kessel an der Feuerstelle herum.

Shade sagt noch immer kein Ton und krallt sich einfach nur in mein Oberteil. Um uns herum wärmt uns aber der Umhang von Tinon.

Und der kniet sich nun neben uns auf den Boden, sodass sein Blick auf meiner Höhe ist. Zeitgleich reicht er mir den wohlriechenden Tee nach frischen Kräutern und legt beruhigend seine Hand auf meinen Rücken.

„Erdmagie", rät er mir leise mit einem Schmunzeln.

„Jaron ist echt überall", kommt es augenrollend aus mir heraus.

Tinon fängt nun herzhaft an zu lachen und grinst mich breit an. Dann stimmt er dem mit einem wohlwissenden Nicken zu.

„Prinz Jaron hat bei uns damals im Rekrutentraining die eine oder andere Einheit übernommen. Da war er nie so freundlich und zuvorkommend, wir hatten alle Angst vor ihm", verrät Tinon mir amüsiert.

„Nein, echt?", frage ich nun verblüfft nach.

Sanft umschließt Tinon mit seiner Hand den Becher mitsamt meiner Hand und führt den warmen Tee zu meinem Mund, damit ich auch brav trinke.

„Nur das Training von Prinz Sorin war gefürchteter und das kam erst später. Aber selbst als Jungvampir war der schon so", bestätigt er belustigt.

Unglaublich, dieser Tinon schafft es in kurzer Zeit sehr effektiv meine aufkommende Panikattacke in den Griff zu bekommen. Er hockt nun weiter neben mir und hält einfach weiter meinen Rücken und meine Hand. Worüber ich echt dankbar bin, ehrlich gesagt.

„König Vittorius sprach mir vor Aufbruch strenge Maßnahmen zum Durchgreifen zu, falls ein Mitglied des Königshauses aus der Reihe tanzt. In so unruhigen Zeiten wie diesen brauchen die Schützlinge besonders viel Halt. Prinz Mattheo wird zum Anbruch der Nacht wieder rausgelassen, keine Sorge. Aber eine Weile wird er noch ausharren und darüber sinnieren müssen. Erziehungsmaßnahme, wenn Ihr versteht", verrät Tinon mir.

Ja, ich verstehe ja, was er meint.

Und dann kommt das nächste Highlight, denn Shade löst sich von mir und will den armen Tinon hauen.

„Shade, hör auf, verdammt!", tadele ich ihn direkt und will ihn zurück halten.

Der Minidämon reißt sich aber los und holt wieder aus, um Tinon eine scheuern zu wollen. Shade sieht ihn dabei auch echt grantig und stocksauer an.

Kronprinz Silas IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt