Kronprinz Silas II

Kapitel 94: Zusammenführung der Familie

• Silas •

Heute ist der dritte Tag des sechsten Monats, was bedeutet, dass meine Zwillinge bald ihren allerersten Vampirgeburtstag haben.

Ahhh, sie werden Eins!

„Wusstet ihr schon, dass ihr bald Eins werdet?", richte ich meine Frage an Shade und Enya, die gerade zusammen auf dem Boden mit einer Decke im Wohnbereich hocken und spielen.

Shade friemelt begeistert an einem Holzkasten Spielteil herum, in dem man verschiedene Formen in eine Box mit den entsprechenden Löchern manövrieren muss. Das bekommt er mittlerweile auch ohne Probleme hin, aber er beschäftigt sich gerne damit.

Und Enya hat ihren Beißring in Bearbeitung, während sie die Seiten eines Kinderbuches bestaunt. Damit hat meine Kleine vor einem guten Monat angefangen, aber nur, wenn einer ihrer Bezugspersonen in der Nähe ist. Ansonsten weint sie und fühlt sich scheinbar, warum auch immer, allein gelassen.

Oh und Enya hat nun schulterlanges Haar, was ich immer in einen süßen Minizopf binde! Und Shade bekommt bald exklusive Taavi Zeit, denn seine Haare gehen leicht bis über seine Ohren und zu seinem Geburtstag muss er natürlich seinen ersten Haarschnitt bekommen!

„Du erwähnst es jeden Tag, aber bestimmt haben die Zwei das vergessen", belehrt Mutter mich lachend.

Sie sitzt gerade mit Aaru am Brettspiel und versucht gegen ihn anzukommen. Nicht, dass sie das jemals geschafft hätte. Aaru meint aber immer, dass Mutter sich in den letzten Jahren verbessert hat.

Mutter hat seitdem den Ehrgeiz, Aaru einmal so richtig fertig zu machen in dem Spiel.

„Hört nicht auf eure Großmutter, die gönnt euch das nicht", schaltet Vater sich ein, der dem armen Shade einen richtigen Schrecken einjagt.

Er krallt sich Shade nämlich und wirft ihn einfach in die Luft. Mit einem breiten Grinsen fängt er meinen Sohn aber wieder auf, der findet das noch immer enorm witzig. Sein zuckersüßes Lachen hallt von den hölzernen Wänden der Wohnhalle wieder.

„Also, Shade, der Inneneinrichter ist mit deinem Gemach fertig. Willst du es dir ansehen?", hakt Vater dann nach.

Shade nickt einfach, was uns immer wieder tief erstaunt. Irgendwas ist doch mit dem!

Nun stellt Vater Shade auf seine Beine und lässt los. Dann geht Vater bis zur Treppe und dreht sich Shade mit fragendem Blick zu.

„Wenn du dich nicht beeilst, gehe ich wieder und du kannst es dir alleine angucken", haut Vater selbstgefällig raus.

Lustigerweise würde Vater das genau so machen, wenn Shade nun bockig reagieren würde. Aber in solchen Fällen ist meinem Sohn die Aufmerksamkeit lieber, weshalb er nun auf die Treppe zu läuft. Darin ist er zwar optisch noch nicht ganz lauffest, aber er wird echt immer besser darin. Wenn ich bedenke, dass Enya noch nicht mal das Gemöge hatte, ihre Beine zu benutzen ...

Apropos, Enya hält nun inne und streckt dann ihre Ärmchen nach mir aus. Ich sitze gute vier Meter weiter weg von ihr, aus gutem Grund.

„Du willst da mit, richtig? Komm her, Kleines", sage ich und öffne meine Arme.

Vater, Mutter und ich versuchen wirklich alles, meine kleine faule Tochter zum Bewegen zu kriegen, aber die ist noch sturer als Shade in manchen Dingen. Und der kann schon richtig bockig und dickköpfig sein.

Das erste Wimmern ertönt und Enya streckt weiter ihre Arme aus.

„Enya, du kannst das. Nun komm zu mir, dann trage ich dich auch", versuche ich es weiter.

Und schon rollt ein dickes Tränchen über ihre Wange, gefolgt von einer vorgeschobenen Lippe und weiteren Tränen.

„Bleib stark, Silas", meint Mutter verhalten.