Kapitel 65: Mitten im Krieg

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• Delian •

In meiner vollen Pracht als vier Meter großer, schwarzer Drache bekomme ich ziemlich schnell ziemlich viel Aufmerksamkeit. Ich steuere im Sturzflug auf die ersten Schiffe zu, die ich kunstvoll in meiner schwarzen Flamme einhülle.

Die Segel des Feindes, bestehend aus dunkelblauem Stoff mit einem strahlend weißem Ziegenkopf mit seitlich herunter gebogenen Hörnern und einer goldenen Krone, geht lichterloh in Flammen auf und nimmt den ersten Schiffen die Möglichkeit voran zu kommen.

Immerhin: Bei so großen Schiffen muss ich nicht zielen können, von der Flamme kriegen die so oder so was ab.

Die Schiffe des Feindes, die aussehen wie eine Mischung aus einer römischen Galeere und eines Wikingerschiffs, beginnen nun nacheinander in schwarzen Flammen aufzugehen. Das Feuer frisst sich durch das robuste Holz und die Besatzung hat alle Mühe damit, meine gigantische Ansammlung an Flammen zu löschen.

Aber genau das ist der entscheidende Vorteil, denn ich sehe nun Taavi und Jore als Duo wie Torpedos aus dem Wasser hervor schnellen und auf den Schiffen im schwarzen Flammenmeer landen. Jore ist ganz vorbildlich in seiner Halbdämonenform und metzelt sich nun durch die Besatzung, die mit der gesamten Situation sehr überfordert ist. Taavi trägt normalerweise lieber seine Lederrüstung, aber für den Kampf muss auch er sich in schwarzen Stahl hüllen. Das Drachenablenkungsmanöver erfüllt seinen Zweck, denn auch Taavi hat praktisch freie Bahn.

Unsere eigene Flotte sieht aber auch schon leicht dezimiert aus, überall ertönen knackende Geräusche von berstendem Holz und sinkenden Schiffen. Unter mir herrscht ein lautes Stimmenwirrwarr, in dem der eine oder andere den letzten Laut seines Lebens verkündet.

Sowohl auf der Seite der Feinde, als auch bei uns.

Eine Weile brenne ich mich so durch die Vielzahl der Schiffe, die kein Ende zu nehmen scheinen. Der Feind muss wesentlich mehr Kontakte zu den Ländereien hinter dem Meer haben, als angenommen. Immer wieder versuchen die Soldaten des Feindes halbherzige Angriffe gegen mich zu starten, die an meiner robusten Drachenhaut nur so abprallen.

Dieses Grauen auf den Gesichtern ...

Schließlich ist es aber soweit, ich brauche nach einer guten Stunde meine erste Pause und gebe Val das abgesprochene Zeichen. Er begleitet meinen Raubzug von seiner Flugkreatur aus und nutzt seine Wasseraffinität, um Schiffe zum Kentern zu bringen, wenn die Besatzung durch mich stark beschäftigt ist.

Kurz darauf fliege ich über eines der hinteren Versorgungsschiffe in unsere Aufstellung, dass uns als Aufenthalt dienen wird. Noch im Flug verlasse ich die Drachenform und lande sicher auf meinen Füßen. Val landet direkt neben mir und wird nun für die Zeit meiner Vampirgestalt für meine Sicherheit verantwortlich sein. Das hier ist praktisch die hinterste Reihe der Front, zu der auch Yara bald gerufen werden soll.

„Du machst das wirklich hervorragend, Delian. Jetzt leg dich aber bitte direkt hin, ich hole das Blut aus der Versorgungskammer", spricht Val mir zu und schiebt mich in die Richtung der Offiziersquartiere des Schiffes zu.

Selbst hier hat alles seine Ordnung, ein paar Gruppen der Hauptmänner teilen sich bestimmte Offiziersquartiere, weil nicht alle zeitgleich Pause machen werden. Zumal die meisten Vampire eh keine Pause brauchen, die Zeiten nutzen die eher zum Sammeln und Berichte zusammen tragen.

Ich gehe schnellen Schrittes auf die erste Kabine zu, weil mir gesagt wurde, dass ich mich in alle reinlegen kann. Vorzugsweise die Erste, damit man immer weiß, wo ich bin.

Luxus sucht man hier vergebens, aber das ist auch nicht mein Ziel. Leicht abgekämpft lege ich mich auf die halb in die Wand eingebaute Koje und lege die Füße hoch. Ganz so kaputt bin ich noch nicht, aber da mehrere Einsätze geplant sind, soll ich dringend diese Pausenzeiten einhalten und nutzen.

Kronprinz Silas IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt