Kapitel 99: Was ist mit dem Baby?

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• Lucia •

Was, wie, wo und überhaupt wann genau hier alles passiert, schneide ich nicht mit. Und wie lange man nun schon mitfühlend auf mich einredet, keine Ahnung.

Ich weiß nur: Das Baby ist verdammt groß, weil Val seine bescheuerten Gene nicht bei sich behalten hat!

„Pressen, Kleines. Du hast es bald", ermutigt Vater mich, hält meine Hand und tupft mit einem kühlen und nassen Tuch die Schweißperlen von meiner Stirn ab.

Wobei Stirn großzügig formuliert ist, mein ganzer Körper ist klitschnass und meine Stimme heiser von dem Geschrei und den Tränen.

Es tut so verdammt weh!

Ich will nie wieder ein Kind bekommen!

Habe ich schon erwähnt, dass es verflucht groß ist?

„Mein Kleiner, du hättest ruhig später wachsen können, du bist echt nicht nett zu deiner Mutter", redet Val schon leicht amüsiert mit unserem Sohn.

Und wieder kommt eine heftige Wehe, bei der ich gefühlt sämtliche Fingerknochen von Val und Vater zerquetsche, die das aber brav über sich ergehen lassen. Großvater hat in medizinischer Hinsicht alles im Blick und sorgt immer für Nachschub des Schmerzmittels.

Auch wenn davon gefühlt 90% nicht ankommt.

Wehe um Wehe, Schrei um Schrei und ein komplett verschwundenes Zeitgefühl später sagt Großvater endlich Worte, bei denen ich das erste Mal Erleichterung verspüre.

„Ich kann den Kopf sehen, nur noch ein bisschen, Soraya. Endspurt, du schaffst das. Ja, schön weiter machen", ermutigt Großvater mich.

Nach einer gefühlten Ewigkeit spüre ich dann, wie Großvater das Baby zu fassen bekommt und vorsichtig aus mir heraus holt.

Das ist umgehend so befreiend, dass ich direkt die Augen zu mache und vor enormer Erschöpfung einschlafe.

Mein Schlaf ist dann sehr tief und überaus erholsam, nicht zuletzt sicher wegen haufenweiser Medikamente, mit denen Großvater es mir leicht macht.

„Soraya, Kleines. Du kannst nicht ewig schlafen, nun wach schon auf. Ich weiß, dass du mich hörst. Komm schon, wach auf", drängt Großvater mich dann.

Ich versuche ihn abzuschütteln, aber natürlich lässt er das nicht mit sich machen. Dann höre ich auch Val bei mir, der mich liebevoll überredet endlich wach zu werden. Das scheint auch etwas zu dauern, denn beim nächsten Mal, als ich was wahrnehme, ruht Großvater sich auf dem Sofa aus.

Noch immer fühle ich mich ausgelaugt, aber schon wesentlich besser als vor dem Schlafen.

Dann erst werde ich richtig wach und sehe dann Vater, wie er mit einem Stoffbündel neben uns steht. Val hält mich nun halb in seinen Armen und Vater überreicht uns das Baby.

Oha, mein Kind ist endlich draußen!

Ja!

Ich schaue nun in ein richtig niedliches Gesicht, dass uns aus dunkellila Augen planlos anstarrt. So, wie Babies das eben tun. Und auf seinem Kopf ist ein ganz kleiner Flaum schwarzes Haar.

Scheiße, ist der süß!

„Sieh nur, unser Sohn, meine liebste Lucia", sagt Val dann mit dem stolzesten und verliebtesten Lächeln, was er je hatte.

Dem Kind wird nie jemand krumm kommen können, Val wird wir ein gigantisches Unheil dahinter stehen. Und ich liebe das!

Neben uns sehe ich dann Großvater, der echt auf dem Sofa zusammen gekauert liegt und scheinbar eingeschlafen ist. Immerhin liegt noch eine Decke auf seinem halben Körper.

Kronprinz Silas IIWhere stories live. Discover now