Kapitel 91: Überlebenskampf

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• Lucia •

Es sind ein paar Tage ins Land gestrichen, heute ist der zweite Tag des vierten Monats. Und das bedeutet, dass die drei angehenden Jungvampire äußerst dringend ihre Verwandlung überstehen müssen.

Mein Sohn beschert mir mittlerweile eine sichtbare Kugel und ich kann es kaum erwarten, dass Mutter endlich erwacht.

Aber sie regt sich einfach nicht.

Vater hält sie mittlerweile unter Tränen in den Armen, selbst Großvaters Sorge nimmt Oberhand. Und auch Großmutter sitzt wie versteinert daneben, es ist einfach so sehr schlimm.

Mutter soll endlich erwachen, warum nur tut sie das nicht?

• Delian •

Unter maximaler Anspannung stehe ich am Rand von Taavis vorübergehendem Gästegemach, in dem noch immer Simeon und Valerie um ihr Überleben kämpfen. Jore steht wie ein Geist neben Valerie, er hat wirklich tiefe Angst.

Das ist aber nichts im Vergleich zu Taavi, der nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Warum genau ich hier sein soll, verstehe ich nicht. Ich kann doch auch auf einem Stuhl vor der Tür warten, da höre ich es auch, wenn Taavi mich wegen meiner Teleportationsdienste herbei ruft.

Stattdessen stehe ich nun hier.

Still und leise, ruhig und friedlich.

Und dann kriege ich den Schreck meines Lebens, weil Simeon sich ruckartig zusammen krampft und sich leicht unbeholfen an seinen Brustbereich packt.

Scheiße, davon werde ich Albträume kriegen!

Taavi ist sofort zur Stelle, hilft ihm sich hinzusetzen und verabreicht ihm frisches Menschenblut. Bei Simeon will er dann wohl auf die Blutsverbindung verzichten, aber das verstehe ich.

Im nächsten Moment sehe ich, wie Adan fürsorglich die Vorhänge vor zieht und es nun recht dunkel im Raum wird. Taavi verabreicht Simeon eine Spritze, weshalb dann die Krämpfe nachlassen.

„Ganz ruhig, Simeon. Shhh, du leidest an einer Reizüberflutung. Bleib erst einmal ganz ruhig und ich erkläre dir alles, sobald die Reize nachlassen. Ja, so ist es gut", redet Taavi auf ihn ein.

Simeon sieht wirklich überfragt und verwirrt durch den Raum.

„Ich ... meine Fähigkeiten fühlen sich wie ein Bruchteil meiner bisherigen Fähigkeiten an. Wurde ich vergiftet? Regeneriert das?", kommt es besorgt aus ihm heraus.

Das wäre wieder so ein Moment, wo ich als Mediziner kündigen würde. Taavi klärt Simeon nun nämlich über die neuesten Geschehnisse auf und auch über den Fakt, dass er kurzzeitig Mensch war und nun wieder Jungvampir ist.

Diese Dinge sind für ihn wie ein Schlag ins Gesicht, das sehe ich bis hier, aber er sieht auch sofort voller Sorge zu Valerie herüber.

„Was ist mit Prinzessin Valerie? Wie steht es um sie?", fragt Simeon nun angsterfüllt nach.

Er mag zwar einen merkwürdigen Trainingsstil haben, aber seine Schlossprinzessin ist ihm heilig.

„Sie reagiert noch nicht", erklärt Taavi niedergeschlagen.

Dann breitet sich ein Schweigen aus und Simeon bleibt nichts anderes übrig, als sich auszuruhen und sich seinem neuen Jungvampir Dasein zu ergeben.

„Was wird nun aus mir?", hakt Simeon schließlich besorgt nach.

„Du wirst zu uns ins Schloss kommen müssen, Simeon. Und ich kann dir so unter keinen Umständen den Prinzentitel nach der Verwandlung aberkennen, du wirst nicht länger den Posten des Hauptmanns belegen können. Du wärst eine offene Zielscheibe, das lasse ich nicht zu. Es tut mir leid", erwidert Taavi verhalten.

Kronprinz Silas IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt