Kapitel 75: Der Untergang

258 30 96
                                    

• Delian •

Gerade so bringe ich meine Route zu Ende, da verwandle ich mich schon im Flug zurück und schaffe es nicht mal mehr, die Luftmagie zu sammeln.

Mission: Schneise in den feindlichen Ansturm schlagen und dem König so die benötigte Zeit für die medizinische Versorgung schaffen - Check!

Mission: Heile wieder auf dem Deck landen - Nicht Check!

Val übernimmt das aber für mich, er erwartet mich bereits und fängt mich in der Luft ab. Sanft stellt er mich auf dem Schiff ab und wartet, bis ich wieder von alleine stehen kann.

Es funktioniert nicht, Val muss mich stützend bis zur nächsten Sitzgelegenheit bringen.

„Ich kriege demnächst keinen weiteren Dracheneinsatz mehr auf die Reihe, tut mir leid. Aber sag, wie geht es Daryun und Benedikt?", hake ich nun voller Sorge nach.

Alessia und Leonhard landen nun auch wieder auf dem Schiff, die Zwei sehen auch stark nach Erholungsbedürfnis aus. Im Hintergrund sehe ich immer wieder Vampire herum eilen, die noch Verletzte versorgen.

Eine Antwort lässt Val vorerst aus, dafür hält er mir einen Trinkschlauch vor die Nase. Der Geruch des frischen Menschenblutes steigt mir in die Nase und so gierig, wie ich es nun hinunterkippe, ist die Blutaufnahme bitter nötig.

Schließlich packt Val mir auf die Schulter und sieht mich ernst an.

„Daryun ist nicht ansprechbar und hat sehr viel Blut verloren. Er muss dringend aufs Festland gebracht und umgehend intensiv behandelt werden. Wie er wegen seines Beins reagieren wird, kann keiner abschätzen, aber wenn er erwacht, sollte dringend Derya in der Nähe sein. Und Benedikt ist soweit stabil, sein gesamter rechter Arm zeigt allerdings eine Lähmungserscheinung. Sorin kann ihm spontan nicht helfen, auch er muss dringend fachmännisch behandelt werden", schildert Val mit belegter Miene die Lage.

Ich weiß echt nicht, wo ich hingucken soll, so betroffen lässt mich diese ganze Situation innehalten. Val legt nun seine Hand auf meine Schulter und deutet mir, ihn anzusehen.

„Du hast uns vor allem in den letzten Minuten den Arsch gerettet, Delian. Als Vampirmeister macht mich das sehr stolz!", betont er nun und sieht mir eindringlich in die Augen.

„Höre auf deinen Meister, er spricht wahre Worte", ertönt Vittorius' Stimme.

Er steht plötzlich bei uns und sieht mich wohlwissend an, aber die Sorge bekommt er nicht aus seinem Gesicht vertrieben.

Dann sieht er in die Richtung des Horizonts, der passend zum Sonnenaufgang um uns herum immer heller wird. Mit der Sonne werden aber auch zahlreiche Schiffe sichtbar, die unverkennbar den weißen Ziegenkopf zeigen.

Vittorius' und Vals Mienen verfinstern sich augenblicklich. Neben uns landen nun auch Thorne, Jore und Mikul, die allesamt ziemlich abgekämpft aussehen und auch mal eine kurze Erholungsphase brauchen.

Bekommen tun sie die aber nicht.

„Delian, unser Schiff ist kampfunfähig und verloren. Du musst so viele Vampire wie möglich in Lucans Stadt teleportieren, ehe uns die Verstärkung des Feindes erreicht. Schaffst du das?", weist Vittorius mich mit einer eher rhetorischen Frage an.

Ich fühle mich jetzt schon enorm schuldig, dabei kann ein jeder verstehen, dass meine Kraftreserven wirklich aus dem letzten Loch pfeifen und ich seine Frage nur mit Nein beantworten kann.

Es sind viel zu viele Hauptmänner und Mitglieder des Königshauses an Bord.

„Ich", beginne ich meinen Satz, doch werde unterbrochen.

Kronprinz Silas IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt