Kapitel 1

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Wir saßen in der Mitte und tauschten nervöse Blicke. Alle atmeten schwer, die Kleinste, Emmily, zitterte sogar.
Ivan summte irgendein ruhiges Lied, aber jeder wusste, dass er nicht ganz dicht wahr.
Seine ausdruckslosen Augen wanderten durch den Boden, als ob er einen durchsichtigen Käfer dort verfolgen würde, dann schaute er auf und sah mich mit seinen silbergrauen Augen an.
Ich wandte mich ab, ein wenig erschrocken über seine Reaktion.
Mein Blick wanderte zu Jorgia. Während sie Atmete, pfiff sie ihren viel zu langen, blond-orangenen Pony nach oben, der kurz darauf wieder sank.
Ein wenig später hörte man einen Knall.
Es hallte in der Halle, und alle drehten ihre Köpfe fast gleichzeitig zu den Fenstern, da aus dieser Richtung der Knall gekommen ist.
Es war wie Hypnose und sogar Ivan hatte aufgehört, sein krankes Lied zu summen.
Jetzt konnte man genau beobachten, dass ein Stein gegen das Fenster prallte, und das selbe Klirren hinterließ.
Niemand wagte sich, etwas zu sagen. Manche hielten sogar die Luft an.
,,Das ist doch nur ein Stein. Vor so was braucht man doch keine Angst zu haben! Es ist sicher irgendein Idiot, der Ärger will.", meldete sich Jon zu Wort und stieß ein nervöses Lachen aus. Seine Keckheit war anscheinend zurückgekehrt.
Ich achtete nicht auf ihn, ich stimmte ihm nicht zu.
Während andere über sich selbst lachten und sagten stimmt genau, Jon, starrte ich wahrscheinlich als einzigste weiter zu den Fenstern.
Das konnte kaum Zufall sein.
War es nie.
Schließlich wandte ich mich ab und starrte meine Schuhe an.
,,Und, glaubst du mir, Reece?",fragte Jon.
Ich bin wohl aufgefallen, indem ich weiter auf die Fenster geguckt hatte.
Unsere Blicke trafen sich, doch sein grinsen ließ mich kalt.
,,Nein.",konterte ich und schaute weg.
Aus meinen Augenwinkeln konnte ich erkennen, dass er mich verdutzt anguckte, aber das interessierte mich nicht.
,,Du denkst doch nicht wirklich, dass-''
Doch Jon würde unterbrochen. Wieder vielen ein Paar Steine auf die Fensterscheiben. Und wieder starrten alle gebannt auf die Glasfenster. Im nächsten Moment konnte ich erkennen, wie Tausende von Steinen, manche Fingergroß, andere schon wie Fäuste oder Köpfe, auf die Fenster fielen.
,,Komm schnell, Emmily!",schrie ich.
Ich stand als erste auf, griff Emmily an ihrem Arm, und rannte so schnell wie möglich an die hinterste Wand der Halle. Emmily durfte heute nicht verlieren, es war ihr letzter Versuch. Außerdem gab ich es nicht zu, aber sie ist mir ans Herz gewachsen.
Kurz darauf hörte ich ein Ohrenbetäubendes Klirren.
Ich drehte mich um, um zu sehen, wie es aussah.
Während die Anderen gerade erst dabei waren, aufzustehen, teilten sich die Fenster in Millionen Splitter, die in der Sonne glitzerten und funkelten.
Es war wunderschön, aber trotzdem gefährlich.
Denn dieses Game durfte ich einfach nicht verlieren.
Und solange Emmily mich nicht überholte, half ich ihr.
Bisher war sie nicht schneller als ich, und heute tat ich ihr einen Gefallen, indem ich ihr half. Denn heute war der letzte Tag für mich und ohne mich wäre sie schlechter dran.
,,Reece, ich kann nicht mehr!",kreischte Emmily außer Atem.
Ich antwortete nicht.
Es war klar, dass wir es nicht schaffen würden. Keiner von uns beiden, niemand von allen Anwesenden hier konnte eigentlich gewinnen. Aber es musste doch eine Möglichkeit geben!
,,Überhol' mich!",schrie ich Emmily zu. Es tat weh, es zu sagen. Aber ich hatte einen Plan. Auch wenn Emmily am Schluss dann vielleicht mehr Punkte bekam.
,,Aber-"
,,Mach schon!"
Ich ließ sie los und sie sprang nach vorne. Ich schubste sie in ihrem Sprung ein wenig nach vorn.
Die Glassplitter waren jetzt sehr nah, vielleicht acht oder sieben Zentimeter entfernt.
Dann schmiss ich mich auf sie.
Erst schrie sie, doch ihr Schrei brach unvermittelt ab.
Wir rutschten noch ein ganzes Stück über den Parkettboden.
Ich kniff fest die Augen zu. Dann hörte man, wie die Splitter gegen die Wände oder auf den Boden fielen und sich wieder verhundertfachten.
Endlich war es still.
Ich öffnete langsam die Augen.
Ich konnte es nicht fassen. Keiner der Splitter hatte mich oder Emmily getroffen. Es wirkte fast wie ein Wunder.
An allen Game-Bands von den Anderen stand Game Over.
Ich stand von Emmily auf.
Sie guckte verwirrt ihr Game-Band an und dann mich.
,,Wir haben es geschafft.",flüsterte ich.
,,Danke!",sagte Emmily laut und lachte.
Ich reichte ihr meine Hand und half ihr, aufzustehen.
Alle starrten uns an.
Dann standen die ersten auch auf und folgten uns raus zur Tür.
Doch als ich den Knopf drückte, geschah nichts.
,,Das Quiz ist nicht beendet.",sagte ich zu den Anderen.
Bevor jemand reagieren konnte, quetschte Jon sich an mir vorbei und drückte den Knopf.
Bestimmt hätte er erwartet, dass ich falsch lag. Doch die Tür ging nun mal nicht auf, und daran konnte auch er nichts ändern.
,,Liebe Schüler, Liebe Schüler! Ihr Quiz wurde erfolgreich abgeschlossen! Bitte begeben Sie sich in die Mitte des Raumes, Ihnen werden sofort ihre Dokumente über ein Horolog geschickt. Bitte gedulden Sie sich!",sagte eine Computerstimme. Man nannte diese Stimme Era oder Ara, weil Computerstimme einfach viel zu lang war.
Ich seufzte und setzte mich neben Emmily in den Kreis.
Jon grinste mich mit seinem Ich-hatte-Recht-Blick an und setzte sich dann zwischen seine Freunde.
Als ich sah, dass jeder sein Horolog vom Arm genommen hatte und draufstarrte, nahm ich meins auch ab.
Es war genau so, wie das Game-Band, aus metall.
Nur dicker, und der Bildschirm leuchtete bläulich.
Plötzlich ertönte ein Geräusch, dass sich anhörte, wie das Platzen einer Kaugummiblase, dann mehrere auf einmal.
Es waren die Signaltöne der Horologe.
Aus dem blauem Licht formte sich ein Papier mit meinem Durchschnitt.
,,Hey, Red Death, was hast du für einen Durchschnitt?",fragte Jon laut und kicherte wie ein Kind.
Ich hasste es, wenn jemand mich so nannte. So nannten mich die Kinder in den unteren Stufen. Am meisten in Stufe 3, 4 und 1.
Und das nur, weil ich die Beste in meinem Jahrgang war. Jon tat es allerdings, um mich zu provozieren.
,,Du denkst doch nicht wirklich, ich würde es dir sagen, Little Jonny."
Alle lachten, während Jon puterrot wurde.
,,Halt die Klappe!",zischte er.
,,Und, was hast du, Emmy?",flüsterte ich ihr zu, demonstrativ von Jon abgewandt.
Sie schaute mich an, dann richtete ihr Horolog mir zu.
4,8 stand da. Währe sie ein wenig schlechter, hätte sie es nicht geschafft.
,,Was hast du?",fragte sie mit ihrer pieksiegen Stimme.
,,1,4",sagte ich knapp.
Sie lächelte mich an, dann sagte sie:,,Danke für alles."

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