Kapitel 5

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,,Was... was ist das?",fragte ich. So etwas hatte ich noch nie gehört.
,,Das weißt du doch, Reece.",sagte mein Onkel nur. Doch ich hatte keine Ahnung, was er meinte.
,,Was meinst du?",fragte ich nach einer Weile, als er keine Anspielung darauf machte, weiter zu reden.
Endlich sah er mich an.
Seine Augen waren zwar gerötet, aber er hatte nicht geweint. Sie waren schön, seine Augen. Olivgrün...
,,Yames hat es dir nicht erzählt?"
Er wirkte überrascht und enttäuscht. 
,,Nein. Nein, ich glaub' nicht. Was denn?",fragte ich und strich mir eine braune Haarstähne aus dem Gesicht.
,,Feigling. Du bist ein Feigling, Yames!",knurrte mein Onkel nur.
Ich hielt es nicht mehr aus. Es kam mir vor, als würde er ständig um das Wesentliche herumreden.
,,Was denn? Was ist denn?!",fragte ich jetzt lauter und schaute ihn böse an.
,,Ich glaube, ich sollte vom Anfang anfangen... welche Augenfarbe hatte dein Vater?",seufzte mein Onkel nach einer Weile. Was hatten Augenfarben damit zu tun?
,,Braun."
Das war leicht.
,,Und deine Mutter?"
,,Äh... silber?",meinte ich.
,,Genau... wenn du in Prozent sagen müsstest, wer eine graue Augenfarbe hat, von allen Leuten, die du kennst, wie viele währen es?",fragte er als nächstes. War das ein Quiz?
Ich überlegte.
Jon hatte graue Augen, Emmily auch. Plötzlich fiel mir auf, dass fast alle eine graue Augenfarbe hatten, und das machte mir in einer bestimmten Art und Weise Angst.
,,So etwa... 90 Prozent.",schätzte ich.
,,Ich werde dir jetzt sagen, wieso. Dein Vater hat in einer Fabrik gearbeitet, Namens NC, National Chip. Darin werden Chips hergestellt, die Menschen dann mit einer Spritze in den Hinterkopf implantiert werden. Das geht, weil diese Chips nur einen Millimeter groß sind, wenn nicht kleiner. Und diese Chips, sie kontrollieren die Menschheit - steig aus." Das war zu schnell. Mein Vater hat nie über seine Arbeit geredet. Jedenfalls nicht wenn ich dabei war.
Er stieß eine Tür auf und wartete auf mich. Als ich endlich neben ihm stand, Schritt er mit großen Schritten in seine Praxis. Ich konnte kaum mithalten.
Er drückte die große, weiße, gläserne Tür auf, und schon wurden wir von Gerräuschen umhüllt.
,,Hallo Enna.",begrüßte mein Onkel jemanden, ohne den jenigen anzugucken. 
,,Hallo Doktor.",antwortete eine Frau mit einer großen Brille und lockigen Haaren, wahrscheinlich Enna. Sie schaute mich und meinen Onkel abwechselnd prüfend an.
Mein Onkel ging einfach gerade aus, und drückte eine andere schlichte, weisse Tür auf.
Ich folgte ihm, wir waren jetzt in einem schmalen Gang, wo man nur unsere Schritte hören konnte.
Dann bog er spontan Links ab, öffnete die Tür und hielt sie für mich auf.
,,Danke.",sagte ich leise.
Aus meinen Augenwinkeln konnte ich erkennen, dass er leicht nickte, aber ich war mir nicht sicher.
Er schloss die Tür hinter sich und wandte sich an mich.
,,Setz dich."
Ich tat, was er sagte.
Er stemmte seine Arme gegen den Tisch und schaute nach unten.
,,Reece, du hast nicht die geringste Ahnung, von der Welt wie sie heute ist."
Ich schaute ihn an und wurde nervös. Was meinte er damit?
Ich hasste es so sehr, wenn andere etwas wussten von dem ich keine Ahnung hatte.
,,Wie meinst du das?",fragte ich tapfer und zu meiner Verwunderung zitterte meine Stimme nicht.  
,,Es gibt einen Chip, Reece. Man nennt ihn Chip, oder auch Matic Chip.",seufzte mein Onkel, ,,Er wird genau hier inplantiert."
Er zeigte auf ein Bild von dem Umriss einer Person auf einem Plakat.
,,Genau hier.",erklärte er und tippte zwischen genau da hin, wo der Haaransatz begann. Das war doch wohl ein Scherz. Aber ich sah keinen Grund, warum mein Onkel mich anlügen sollte.
,,Hat jeder so einen Chip?",fragte ich leise. Jetzt zitterte meine Stimme.
,,Ja, jeder.
Jeder außer du. ",erklärte mein Onkel und warf einen Blick auf mich.
,,Du auch? Aber ich dachte, dass-"
Ich konnte nicht weiterreden, weil ich den Tränen nahe war.
,,Ich bin immun.",sagte mein Onkel und rieb sich das Kinn.
Ich schaute auf.
,,I... immun?"
,,Das ist so was wie eine Allergie. Der Chip sendet Elektronische Wellen mit einem maximal Wert von 0.5q, während der höchste Wert vom Gehirn 0.34q ist.
Doch durch die Jahrhunderte entwickelte sich eine Allergie, die man einfach nur Immunität nennt. Diese Allergie führt dazu, das der Chip so zu sagen ignoriert wird. Das funktioniert, indem die Nervenzellen des Menschlichen Körpers nur eine maximal Stärke von geschätzt 0.39q erreichen können. Die restliche Energie wird dann als Wärme freigegeben oder in den Zellen gespeichert.
Und dieser Verlauf führt dazu, das der Chip ignoriert wird, verstehst du?",erzählte mein Onkel.
Ich nickte.
Es war nicht gruselig, eher faszinierend.
,,Bin ich auch immu-"
,,Nein."
Ich dachte nach und geriet in Panik. Hatte ich etwa auch einen Chip?!
,,Du hattest nie einen Chip. Dein Vater hat dich davor beschützt, weil er, der Hersteller der Chips, wusste, was dann passieren würde.",sagte mein Onkel, als ob er meine Gedanken gelesen hätte.
,,Aber er hat mir immer gesagt, er hätte ihn entfernt, als ich 2 war!",rief ich. Hatte mein Vater mich angelogen?
,,Das geht gar nicht, Reece. Chips können nicht entfernt werden.",beteuerte mein Onkel ruhig.
,,Und woran ist meine Mutter gestorben?",fragte ich traurig.
,,An einem Kurzschluss. Das passiert, wenn zu viele Abschnitte nicht so sind, wie sie sein sollten oder ihre Gültigkeit verlieren, durch zum Beispiel den Tod einer Person."
Meine Augen weiteten sich.
Menschen starben, weil andere Menschen, die den Chip nicht besaßen oder immun waren, sich anders verhielten?
,,Und merkt man das? Ich meine, wenn ein Abschnitt nicht stimmt. Merkt man das dann?",fragte ich vorsichtig.
,,Die Augen flimmern nur, aber sonst kann man nichts feststellen."
Ich musste ständig an Jon denken. Und ich kam mir vor, als hätte ich ein Messer in seine Brust gerammt.
,,Wie ist es, einen Chip zu haben?",fragte ich fast flüsternd. Wenn ich andere Leute mit meinem nicht vorhersehbaren Benehmen in Gefahr brachte, könnte ich auch mit Chip leben.",gestand ich vorsichtig, immer leiser werdend. Lion seufzte.
,,Die Augenfarbe ändert sich, man sieht die Farben grauer, fast in schwarzweiß. Man kann nichts riechen, allerdings kann man mit der Zunge die Geschmäcke süß, sauer, scharf, mild und bitter noch ganz gering unterscheiden.
Ja, der einzige Vorteil ist, dass man durch die hohen Stöße aus Strom eine Berrührung hervor sehen kann, bevor sie eintrifft."

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