Kapitel 32

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,,Hey.",sagte er. Ich schluckte. ,,Hi Alex."
Er guckte mich überrascht an, da er sicher nicht wusste, woher ich seinen Namen kannte.
Er hatte hellbraune Haare und blaue Augen.
Er räusperte sich.
,,Gehen wir dann los?",fragte er. Man konnte erkennen, dass er sich verstellte; auf nett machte. Wahrscheinlich vor El.
,,Viel Spaß, ihr beiden.",saüselte sie. Den werde ich ganz sicher nicht haben.
Dean sagte nichts.
Wir gingen los.
,,Weißt du, ich hab gar kein Bock auf die Scheiße!",knurrte er, sobald El weit genug entfernt war. Ich schaute ihn seitlich an.
,,Toll, da sind wir einer Meinung."
,,Pff, du bringst doch nur Ärger.",sagte er. Was sollte ich sagen?
,,Ich weiß.",grinste ich.
,,Halt dein Maul."
Okay, er hatte keinen Sinn für Humor.
,,Jeder kennt deinen Namen, und du bist mit Abstand die bekannteste Gefangene.",sagte er.
,,Ehm... Danke?"
,,Träumst wohl. Als ob das Lob wäre.",grummelte er.
Für mich stand fest, dass ich nichts mehr sagen werde. Jedenfalls nicht allein mit ihm.
Wir kamen an der gläsernen Tür an. Er wollte seinen Arm um meine Hüfte legen.
,,Ich möchte nicht.",sagte ich entschlossen.
,,Toll, da sind wir einer Meinung.",äffte er mich nach. Er hatte seine Stimme verstellt, sodass sie sich hoch und kratzig anhörte.
Ich warf ihm einen bösen Blick zu. Dann ging ich einfach los, und schob die Tür auf.
,,Reece!",zischte Alex. Ich ging langsam die Treppen herunter, Alex kam mir nachgelaufen. Er ging an meine Seite und legte seinen Arm nervös lächelnd um meine Hüfte. Ich streifte ihn ab. Ich wusste ganz genau, dass der Präsident diese Bewegung und generell alles andere schwarf beobachtete. Doch es war mir egal. Mir wurde früher ständig gesagt, dass ich einen eigenwilligen Charakter hätte und mir alles gleichgültig sei. Unter anderem auch, dass ich sehr schnell ausflippte. Dem konnte ich nur zustimmen. Ich bin halt nicht die Art von Person, die sich einschüchtern lässt. Wir kamen unten an.
,,Guten Abend Alex.",sagte der Präsident scharf.
,,Guten Abend.",sagte Alex. Er war ziemlich nervös, und auf seiner Stirn war der Schweiß deutlich zu sehen.
,,Hallo Reece.",sagte der Präsident mit seiner metallisch kratzenden Stimme, als ob ich ihm erst jetzt aufgefallen sei.
Ich schaute ihn finster an, er schaute mich ungefähr genauso an. Wenn nicht schlimmer.
,,Hallo."
Er drehte sich von mich weg.
,,Das ist Luisa Gerrants, eine Publikanerin aus Anissare."
,,Hallo.",sagte sie und reichte mir die Hand.
Ihre Haut war so glatt, dass es sich unecht anfühlte.
,,Was ist das?",dachte ich laut, unbeabsichtigt. Der Präsident warf mir abermals diesen Blick zu. Diesen Blick, der nichts gutes hieß.
,,Reece, ist Ihnen bewusst, dass-"
,,Ach das ist schon in Ordung. Das werde ich oft gefragt.",lächelte Luisa.
Ich sah sie dankbar und erwartungsvoll an.
,,Das ist atmungsaktiver Plastik.",sagte sie und strich über ihren eigenen Arm.
Mir wurde automatisch schlecht. Ich hoffte nur, dass sie das trug, weil sie eine Krankheit hatte. Aber gegen welche Krankheit ist Plastik schon gut?
,,Und Sie tragen es überall? Ich meine an den Körperteilen.",sagte ich. Meine Stimme wirkte heiser und schrill.
,,Ja, fast überall. Es wird ein Mal im Monat gewechselt."
Ich versuchte, zu lächeln. Wahrscheinlich war es eher eine Grimasse.
,,Setzten wir uns.",sagte der Präsident. Ich war ihm dankbar, dass er unser Gespräch unterbrochen, hoffentlich auch beendet hatte. Kurz darauf wollte ich es schon zurücknehmen. Er gehörte zu den letzten Menschen, denen ich je dankbar sein werde.
Der Präsident schüttete mir Wein ein, ohne, dass ich danach verlangte.
,,Rize, hätten Sie Lust sich etwas von Büffet zu holen? Ich möchte nicht alleine Essen.",sagte Luisa immer leiser werdend.
,,Ich heiße Reece.",korriegierte ich. Wieso nannten mich alle immer Rize? Okay, ich wusste warum. Schließlich konnte ich nichts dafür, dass ich einen Jungennamen trug. Aber ich war es Leid, immer so genannt zu werden.
,,Entschuldigung, Reece.",sagte sie und betonte meinen Namen, damit mir auffiel, dass sie es richtig sagte.
,,Es gibt hier ein Büffet?",fragte ich dann. Sofort lief mir die Spucke vor Hunger im Mund zusammen.
,,Aber ja doch!",antwortete Luisa anstelle des Präsidenten. Wir alle wussten, dass die Frage an ihn gerichtet war.
Wir standen auf und gingen zum Büffet. Es gab alles mögliche. Von Fineé-Suppe bis zum Schweinebraten.
Ich nahm von allen ein bisschen und wir gingen dann zurück zum Tisch. Als nächstes fiel mir auf, dass mehrere Leute hier waren. Sie saßen an Tischen und ihre Stimmen wurden von der Melodie der Geigen übertönt. Als Luisa und ich ankamen, setzten wir uns.
Ich schaute verlegen auf ihren Teller. Dort war nur ein hauchdünnes Kuchenstück, mein Teller war randvoll. Aber ich durfte doch wohl normal essen!
Ich aß langsam, da ich nicht vorhatte, wie ein Schwein rüberzukommen. Ich glaube, wegen dem Büfftet hatte Dean mir nichts mitgebracht. Es tat unglaublich gut, zu essen. Alles schmeckte intensiver und total lecker. Egal, was es war.
,,Ich sehe, sie haben richtig hunger. Aber ich kann ihnen meine geben.",sagte Luisa. Ich schluckte den Matsch in meinem Mund runter.
,,Was geben?",fragte ich.
,,Eine Tablette.",sagte Luisa und schüttelte mit einer Schachtel vor meiner Nase.
,,Ich glaube, das wird sie nicht brauchen.",sagte Alex schnell. Der Präsident beobachtete mich nur.
,,Nein. Warte.",sagte ich als ich sah, wie Luisa die Tabletten in ihre Tasche legen wollte.
,,Was ist das denn genau?",fragte ich. Alex schaute auf den Boden.
,,Du weißt schon. Damit du mehr essen kannst.",sagte sie.
Ich verstand nicht ganz.
,,Also werde ich davon brechen?"
Ich lachte nervös. Das war nicht ernst gemeint, ich versuchte Luisa mehr oder weniger auf die Sprünge zu helfen.
,,Ja. So kann man das sagen."

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