Kapitel 44

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Dean schüttelte den Kopf.
,,Ich bin mir sicher, dass er das nicht kann."
,,Aber wie... haben sie das gemacht?",wisperte ich. Es hätte mein Leben verändert. Es hätte mich verändert. Es hätte alles verändert.
Ich stand auf, da ich dieses kribbeln in den Beinen hatten. Ich entschloss mich, mehr über Dean zu erfahren.
,,Was hast du gestern gemacht?"
Er schien zu überlegen.
,,Gestern hatte unsere Truppe ein Gespräch mit dem Präsidenten.",sagte Dean knapp.
,,Worum ging's?"
,,Es wird ein neuer Chip hergestellt. Außerdem hatten wir einen Auftrag und haben verkackt.",erzählte er. Ich nickte, es war gut, dass sie es nicht geschafft hatten, mehr Leute hier hinzuschleppen. Aber ich fragte mich, wieso der Präsident  eine ganze Truppe losschickte. 
,,Es war eine Gruppe voller Chiplosen, sie sind alle abgehauen. Wir haben wirklich niemanden  erwischen können.",seufzte er, als ob er meine Gedanken gelesen hätte. Ich nickte zufrieden. Ich dachte kurz über seine Worte nach. Es gab Gruppen von Chiplosen? Das hieß, dass es viel mehr von uns gab, als ich zu denken glaubte!  Ich beendete meine Gedanken und bombardierte ihn mit einer weiteren Frage.
,,Wo ist deine Mum? Oder dein Dad?"
Er schaute mich an und zuckte dann mit den Schultern.
,,Ich habe keine Ahnung. Ich kann mich nicht an sie erinnern.",gestand er. Meine Augen weiteten sich. Die NC stahl also Chiplose Jungen und bildete sie aus. Oder sie behielten die Jungen schon als Säuglinge bei der ersten Impfung bei sich und erzählten den Eltern, dass sie tot seien. Schrecklich. Ekelhaft. Und ich dachte, sie würden nur die Zukunft von Leuten wie mir zerstören.
,,Das... tut mir Leid.",flüsterte ich. Dean schüttelte den Kopf.
,,Braucht es nicht. Es geht mir gut.",seufzte er und lächelte leicht.
,,Wieso machst du das? Ich meine, wieso hilfst du mir?", lautete die nächste Frage. Vielleicht würde ich nichts über ihn erfahren, aber ich wollte es endlich wissen. Ich wollte einen Grund. Erst zuckte mit den Schultern, dann begann er zu reden.
,,Sind wir hier bei einem Verhör?",ich lachte, ,,Du bist wirklich die Person, die es geschafft und verdient hätte, hier rauszukommen. Die anderen haben sich schon längst damit abgefunden, doch du kämpfst weiter.",murmelte er. Diese Worte trafen mich wirklich, ständig hallten sie in meinem Kopf wieder. Ich war sprachlos.
Dean räusperte sich.
,,Jetzt bin ich dran mit Fragen stellen.",meinte er und grinste mich schief an. Ich lächelte.
,,Du hast einen Trainingsabschluss, oder?",fragte er. Ich schmunzelte.
Viele Jugendlich machten das, um sich zu verteidigen, gelenkiger zu werden und gute Noten in Sport zu bekommen, außerdem hatte man mit solch einem Abschluss eine größere Chance, einen Job zu bekommen, der etwas mit Sport zu tun hatte. Die Anmeldung war teuer, doch die Bewunderung war es wert.
,,Ja."
Dean nickte.
,,Darf ich raten, welchen Durchschnitt?"
Ich nickte.
,,1,8?", fragte er. Ich lachte und schüttelte den Kopf.
,,1,4.",antwortete ich. Er sah mich entgeistert an.
,,Das heißt aber, dass du-"
,,Ja, ich hatte einen Namen."
Jeder, der jedes Mal mehr als 1,5 hatte, bekam einen Namen von den Anderen. Meistens spielten ihre Fantasien freien lauf.
,,Sicher so etwas, wie Miss Pusteblume.",lachte Dean mich aus. Ich lachte mit.
,,Vor dir steht Red Death.",sagte ich albern, als wir uns wieder einkriegten.
,,Oh, jetzt habe ich aber Angst.",brach Dean wieder in Gelächter aus, ich stimmte ein.
Nach einer Weile wurden wir wieder ernst und es herrschte eine Stille zwischen uns.
,,Was ist mit deinen Eltern?"
Ich hatte gehofft, dass mir diese Frage erspart werden würde. Ich nahm tief Luft und begann zu erzählen.
,,Sie sind an einem Kurzschluss gestorben.",presste ich herraus. Dean sah mich mit gehobener Augenbraue an.
,,Dein Dad?",sagte er ungläubig.
,,Nein. Er wurde erschossen. Deshalb ist meine Mom an einem Kurzschluss gestorben."
Dean nickte langsam.
,,Weißt du, wer ihn erschossen hat?",fragte ich leise. Der Präsident wollte es mir nicht sagen. Jetzt würde Dean es tun.
Er presste die Lippen zusammen.
,,Nein. Weiß ich nicht."
Er hat gelogen. Das hat man gemerkt.
,,Ich sag's auch niemandem. Bitte.",sagte ich.
Dean schüttelte den Kopf.
,,Glaub mir, es ist besser, wenn du es nicht weißt. Ich sag's dir später.",murmelte er. Ich wollte anfangen zu protestieren. Was würde passieren, wenn ich erfahren würde, wer es war? Schlimmer konnte es nicht kommen.
,,Gib mir einen Tipp.",grummelte ich. Dean runzelte die Stirn, dann seufzte er lange.
,,Ich kann dir keinen Tipp geben. Es tut mir Leid.",murmelte er. Was tat ihm Leid? Dass er es mir nicht verraten wollte? Meinen nächsten Gedanken sprach ich laut aus.
,,Wenn es dir leid tut, dann sag's mir endlich!"
Er schaute mich verwirrt an.
,,Mach dir keinen Kopf. Ich muss jetzt gehen.",sagte er. Jetzt war ich diejenige, die verwirrt guckte. Es kam mir vor, als sei er plötzlich jemand anderes.
,,Ich komme morgen, dann läuft alles nach Plan.",meinte er noch an der Tür.
Mit diesem Satz war er wieder der alte Dean. Ich nickte, dann ging er davon. Morgen. Ich konnte nicht länger warten. Nur noch ein Tag.

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