Kapitel 50

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Ich rammte die Tür auf und rannte Dean hinterher. Er durfte jetzt nicht weggehen. Nicht schon wieder.
Dean hatte den Wagen an einem Waldrand geparkt. Ich schaute mich um. Wo war er hin?
,,Ich bin hier.",sagte eine Stimme, Deans Stimme. Er stand am Kofferraum. Ich lächelte nervös.
,,Komm her.",sagte er ruhig.
Wieso? Wieso sollte ich zu ihm? Ich ging einfach los und stellte mich neben ihn. Dean nahm meinen Arm und begann ihn mit watteähnlichem Stoff abzutupfen. Es brannte.
,,Ist das diese blaue Flüssigkeit, die Wunden verschwinden lässt?",fragte ich. Ich wollte nur, dass diese peinliche Stille zwischen uns aufhörte.
,,Dir ist schon klar, dass das Teil sauteuer ist. Ich würde es nicht für dich ausgeben."
Autsch. Es war wie eine Ohrfeige. Ich spürte es, aber nicht im Gesicht.
Ich sagte nichts mehr.
,,Du vertraust mir immer noch nicht.",stellte Dean fest.
,,Doch.",murmelte ich. In dem Moment war ich mir gar nicht sicher, ob es eine Lüge war.
,,Du hast mich gerade gesucht. Du dachtest, ich hätte mich aus dem Staub gemacht. Nein, Du vertraust mir nicht."
,,Was willst du eigentlich?! Nur weil Aaron dieses bekloppte Spiel gespielt hat, musst du mir jetzt keine Predigt über Vertrauen halten.",erwiederte ich.
,,Nach dem, was ich alles für dich getan habe-"
,,Ich kann auch nichts dafür, wenn du deine Meinung ständig änderst."
Er klebte ein Pflaster auf die Wunde.
,,Du hast das ganze Make-Up von meinem Arm weggemacht!",zischte ich empört, als wir zum Wagen gingen. Dean sah sich meinen Arm an, dann begann er zu fluchen.
,,Versuch ihn zu verstecken. Wir sind gleich da.",murmelte er.
Wir stiegen wieder ein, die Fahrt verging ruhig.
Endlich kamen wir an. Ich sah die Praxis meines Onkels, ich konnte es kaum erwarten. Sobald der Wagen nicht mehr fuhr öffnete ich die Tür und rannte in die Praxis. Ich ignorierte die Rufe der Frau an der Theke, ich vergaß alles um mich herum. Im Gang angekommen riss ich eine Tür auf. Mein Onkel saß da, mit dem Rücken zu mir. Er behandelte eine junge Frau, schließlich drehte er sich zu mir um.
,,Was wollen Sie hier?",fragte er genervt und sah mich an. Erst verstand Ich nicht, wieso er mich nicht erkannte. Doch in der nächsten Sekunde fiel mir auf, dass El mich mit Makeup zugekleistert hatte.
,,Ich bin's.",wollte ich sagen, doch es kam nur ein leises flüstern aus meinem Hals. Ich war den Tränen nahe, ich hatte einen Kloß im Hals. Endlich sah ich ihn wieder, es schien wie ein Traum.
,,Reece.",sagte mein Onkel nur und umarmte mich. Danach wandte er sich an seine Patientin. ,,An der Theke werden ihnen Medikamente gegeben. Sie können jetzt gehen.",sagte er freundlich, es hörte sich an, als wäre ihm die Situation peinlich. Die Frau bedankte sich und ging.
,,Ich komme gleich wieder.",sagte ich schnell zu meinem Onkel und rannte heraus um Dean zu holen. Aaron und Dean standen da und unterhielten sich.
,,Ich hab den Jungen.",sagte ich zu ihnen, oder eher zu Aaron, und beide folgten mir.
Wir kamen im Behandlungszimmer an, Dean und Aaron schauten sich um.

,,Wer ist das?",fragte mein Onkel und deutete auf Dean. Gave, beziehungsweise Aaron, kannte er schon.
,,Er hat mich befreit.",erklärte ich und lächelte ihm zu. Sie begrüßten sich. Ich stellte mich an die Wand, Aaron kam zu mir.
,,Woher kennt er dich?",flüsterte er mir zu und schaute auf meinen Onkel. Ich sagte nichts.
,,Wir verarschen den Alten, oder?",fragte er als nächstes.
,,Nein.",antwortete ich scharf, ,,Wir haben dich verarscht."
Aaron sah mich verwirrt an.
Ich erwiederte seinen Blick, dann riss ich mir die Perücke vom Kopf. Dean und mein Onkel hörten auf, sich zu unterhalten.
,,Ich bin diese Reece, von der du gesprochen hast. Und Dean hat mir rausgeholfen."
Es wurde leise, niemand sagte etwas. Aaron schaute mich geschockt an.
Dann ging er auf Dean los.
,,Du bist ein Verräter!",brüllte er herum. Er schlug Dean in den Bauch, Dean trat ihn in den Rücken.
Ich stellte mich zwischen die beiden.
,,Hör auf, Gave!",schrie ich Aaron an.
,,Wer ist Gave.",knurrte er.
,,Gave bist du!",antwortete ich. Aaron schüttelte den Kopf, dann versuchte er an mir vorbeizugehen.
,,Hey!",kreischte ich und gab ihm eine Ohrfeige.
,,Ich kann auch Mädchen schlagen.",zischte Aaron und ging auf mich zu. Als er nur noch einige Zentimeter von mir entfernt war, hob ich mein Knie und schlug es direkt in seinen Schritt. Aaron entfernte sich von mir, gleichzeitig stellte Dean ihm ein Bein und er fiel auf den Boden.
Wir ließen Aaron dort liegen, ich ging zu meinem Onkel.
,,Tut mir Leid.",wisperte ich und deutete mit dem Kinn auf Aaron.
,,Ich habe deinen Vater von Anfang an gesagt, dass dieses Training nichts für Mädchen sei.",sagte mein Onkel nur, lächelte aber trotzdem.
,,Das mit Gave ist eine lange Geschichte. Er ist nicht mehr der selbe.",erklärte ich. Mein Onkel nickte nachdenklich.
Bevor ich ihm erzählen konnte, wo ich die ganze Zeit war, rappelte Aaron sich auf und stürmte hinaus. Dean rannte hinterher, ich folgte ihm. Doch wir waren zu langsam, als wir draußen waren, sahen wir Aaron, wie er in den Wagen einstieg. Ich zerrte an der Tür des Wagens, doch sie war verschlossen. Dean stellte sich vor den Wagen. Alles ging blitzschnell. Während ich die Tür losließ und zu Dean rennen wollte, drückte Aaron aufs Gaspedal. Der Wagen fuhr in Höchstgeschwindigkeit davon, Dean wurde erst gegen die Windschutzscheibe und dann in die Luft geschleudert. Ich verfluche Aaron. Ich verfluchte Dean, weil er sich vor den Wagen gestellt hatte. Ich kniete mich vor ihm nieder, sein Kopf blutete, er spuckte Blut. Dean murmelte etwas unverständliches, dann sank er in sich zusammen, sein Kopf fiel zur Seite.
Erst jetzt merkte ich, dass Tränen über mein Gesicht rannen.

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