Kapitel 37

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Vor uns war ein riesiger Zaun, ich schätzte auf vier Meter. Oben war ein Stacheldrat befestigt.
Ich wandte meinen Blick ab und starrte auf meine Füße. Hier konnte ich mir meine Flucht abschminken, außerdem hatte ich nicht die geringste Ahnung, wo wir waren.
Bell fluchte leise neben mir.
In der Zeit, als wir uns den Zaun angeguckt hatten, hatte ein Mann sich per Funkgerät informiert, was gleich passieren würde.
Jetzt verkündete er es auch an uns.
,,Gleich werden ein Paar Männer kommen und euch ein Mittel geben, das verhindert, dass ihr krank werdet. Mehr kann ich euch bis jetzt nicht sagen."
Ich war auch nicht besonders scharf darauf, es zu wissen. Eine Zeit lang warteten wir dort, bis sich ein riesiges Tor öffnete und fünf Männer hinaustraten.
Sie begrüßten sich und es wurde gesagt, dass es verdammt schwer war, die ganzen Sicherungssysteme auszuschalten.
Es war zum Kotzen. Alles.
,,Hey. Du da."
Ich richtete meinen Blick auf den Mann und wünschte, ich könnte ihn damit in die Hölle zaubern. Oder wenigstens verfluchen.
,,Was?!",zischte ich wütend.
Er runzelte die Stirn und man sah ihm an, dass er sich eine Bemerkung verkniff.
,,Gib mir deinen Arm.",fuhr er fort.
Ich rührte mich nicht.
,,Du scheinst nicht so gut draufzusein, was!?",fragte er knurrend und nahm meinen rechten Arm.
,,Die ist immer so.",kam es von hinten.
Als nächstes nahm der Mann ein Gerät, mit dem er eine Flüssigkeit in meine Ader spritzte.
Es piekste ein wenig, aber das galt für mich nicht als Schmerz.

Langsam merkte ich, dass ich aus der Fassung kam. Ich nahm kaum etwas wahr und es schien nicht real - als ob ich nicht anwesend wäre. Und das zum Thema Das Mittel verhindert, dass ihr krank werdet. Von wegen.

Der Mann wedelte mit seiner Hand vor meinen Augen, trotzdem forderte ich ihn nicht auf, aufzuhören. Es interessierte mich einfach nicht.
,,Alles klar!",rief er nach vorne, ,,Es kann losgehen!"
Sie brachten uns hinein. Ich vergaß alles um mich herum. Man konnte das Gefühl nicht verlieren, dass es nicht um mich ging. Es war wie einer der 7D Filme - man fühlte sich mitten drin, und doch wusste man, dass es nicht so war.

Nach ungefähr einer Stunde fing ich wieder an, klare Gedanken zu fassen. Ich konnte mich kaum noch an den Weg hierhin erinnern, nur an unwichtige Sachen. Zum Beispiel wusste ich, dass einer von den Männern, die an uns vorbeiliefen, an der Schläfe eine Wunde hatte. Und nach kurzem Überlegen stand für mich fest, dass sie uns keine Medikamente gegeben hatten. Es waren Drogen. Schon wieder.
Wütend stellte ich mir die Frage, wie oft sie mich noch unter Drogen setzten wollten.
Bell schien noch benebelt zu sein, und ich begann, mich umzuschauen. Wir waren in einem weißem Raum, erst später stellte man fest, dass die Wand ein bisschen gelblich war.
Jeder von uns trug ein Metallhalsband, an dem eine lange Stahlkette befestigt war. Das Halsband war schwer und sah aus, wie ein Teil von einer riesigen Handschelle. Ich versuchte, es irgendwie aufzubekommen oder zu ertasten, wo es vielleicht zu öffnen war. Das wäre echt ein Kinderspiel gewesen, hätte ich es geschafft, mich aus dem Halsband zu zwängen. Natürlich schaffte ich es nicht.
Mir fiel auf, dass sie großzügiger geworden waren. Der Raum war riesig, und sauberer. Hinten war sogar eine Toilette.
Ich wusste nicht, ob ich es gut oder schlecht finden sollte, dass uns keine Gitterstäbe trennten.
Sehr Wahrscheinlich blieben auch hier den ganzen Tag die Lichter an.
,,Wo sind wir...",murmelte es von hinten, es war nicht Bell. Es war ein Junge, ich kannte seinen Namen nicht. Auch er begann sich umzuschauen.
Ich sah auf mich hinunter. Sie hatten uns umgezogen.
Wir trugen alle einen weiße Hose und ein weißes Shirt. Ich wollte gar nicht wissen, wer mich umgezogen hatte.
Ich starrte auf meinen Arm runter. Das konnte nicht sein.
,,Was ist das?!",schrie ich auf. Ich ging eilig durch den Raum, wodurch die Kette am Halsband klimperte.
Damit weckte ich alle anderen.
,,Was ist los?",murmelte jemand. Ich drehte mich um.
,,In meinem Arm steckt ein beschissener Katheter! Das ist los!",brüllte ich.
Ich versuchte, das Teil aus meinem Arm zu reißen. Doch es war unerwartet fest. Ich schaute mir den Beutel daran an. Er war durchsichtig, in ihm war eine trübe Flüssigkeit, die in meinen Arm gepumpt wurde. Ich wollte das nicht.
,,Hat jemand irgendetwas spitzes bei sich?",rief ich wütend.
,,Du willst dir doch nicht den Arm abschneiden, oder?",fragte Bell ernst.
Es erschrak mich, dass sie so dachte.
,,Natürlich nicht. Ich mache ein Loch in das Scheißteil.",erwiederte ich und nahm den Beutel in die Hand, der ganze Zeit an meinem Arm baumelte.
,,Ich habe eine Spange.",sagte ein Mädchen leise. Vorher war sie mir gar nicht aufgefallen.
,,Gib her.'',sagte ich und hielt ihr meine Hand hin. Das Mädchen gab mir die Spange und ich versuchte, ein Loch in den Beutel zu bohren.

,,Das klappt nicht.",sagte ich nach einer Weile. Die Spange war einfach zu stumpf.
,,Der Beutel würde platzen, wenn jemand drauf springen würde.",schlug ein Mann vor.
,,Na Gut.",sagte ich.
Er stand auf und kam näher.
,,Aber nicht an mir.",fügte ich hinzu. Er schaute mich an, dann richtete er seinen Blick auf den Boden. Er setzte sich auf die weißen Fliesen und hielt seinen Arm auf den Boden.
,,Willst du draufspringen?",fragte er.
,,Nein... lieber nicht.",murmelte ich. Ich war nicht gut darin, mein Gleichgewicht zu halten. Nachher  sprang ich ihm auf die Brust oder fiel auf ihn drauf. Und das wollte ich nicht.
,,Komm mal her!",rief ich zu dem Jungen. Er richtete sich langsam auf.
,,Was ist?",fragte er leise.
,,Kannst du da draufspringen?",fragte ich und wies mit dem Kinn auf den Beutel des Mannes.
Der Junge schaute mich überrascht und entsetzt an.
,,Das ist so als ob man auf einen Luftballon springen würde. Bitte!",flehte ich ihn an. Der Junge wischte mit seinen Arm den Schweiß weg und schaute traurig auf den Mann. Der Mann kniff die Augen zusammen und der Junge sprang auf den Beutel.

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