Kapitel 18

2.2K 203 10
                                    

Sein Atem war so kalt, dass es mir vorkam, er würde alles einfrieren lassen. Ich runzelte die Stirn. Wieso wollte er nicht sagen, wie er hieß?
,,Aber kommen wir nun zu einer viel wichtigeren Person: Addam Defflithon, ein Senator aus West Stellone."
,,Sehr erfreut.",sagte Addam und kräuselte die Lippen.
Auch er nahm meine Hand und küsste sie. Aber anders als der andere, tat Addam nur so. Dann schüttelte Addam Deans Hand.
Mir war alles ein wenig unangenehm.
,,Setzt euch. Möchtest du Kristallwein, ehm..."
,,Reece.",wiederholte ich meinen Namen.
,,Reece.",beendete der namenlose. Er sprach den Namen so anders aus, als ob er verflucht wäre.
,,Nein Danke.",antwortete ich. ,,Ach kommen Sie. Der ist wirklich gut.",drängte Addam jetzt. ,,Na Gut. Aber nur ein wenig.",erwiederte ich lachend. Dean schaute mich seitlich an.
Die Geigen begannen zu spielen.
Der Mann schüttelte mir den Wein ein, und ich nahm das Glas und trank einen Schluck. Er war einfach nur scheußlich, aber vielleicht lag es daran, dass ich zum ersten Mal Wein trank.
,,Sie haben wirklich wunderbare Geigenspieler",sagte Dean langsam. ,,Reece, haben Sie Lust, mit mir zu tanzen?"
Ich erstarrte.
Langsam stellte ich das Glas ab.
Ich wollte nicht mit ihm tanzen, am Liebsten hätte ich ihn angebrüllt. Doch auf die bohrenden Blicke von Dean, Addam und dem Namenslosen konnte ich nicht anders, als zu bejahen.
,,Selbstverständlich.",sagte ich heiser und versuchte, zu lächeln.
Dean stand auf, ich auch. Dann gingen wir zur Mitte des Saals und Dean nahm meine Hand. Sofort durchfuhr mich Wärme, irgendwie tat es gut.
Dann begann er, sich langsam zu bewegen, doch ich blieb auf der Stelle stehen.
,,Was ist los?",fragte er nach einer Weile. Ich schaute in seine tiefbraunen Augen.
,,Ich weiß nicht, wie das geht.",sagte ich leise und nervös. Ich hatte Angst, dass Addam und der Andere es hören würden.
Erst runzelte Dean die Stirn, dann grinste er.
,,Du musst einfach folgen.",sagte er.
Ich schaute ihn fragend an.
,,Du musst einfach, wenn ich mein Bein nach hinten bewege, deins nach vorne Bewegen.",erklärte er.
Ich nickte.
,,Den Rest mach' ich.",fügte er hinzu.
Einige Male hatte ich mich vertan, aber nach einer Weile hatte ich den Dreh raus.
Deans Hand spührte ich deutlich an meinem Rücken. Ich hielt meine Hand an seiner Schulter.
Alles drehte sich um uns, ich konnte nur sein hübsches Gesicht sehen.
,,Du hast hübsche Augen.",sagte Dean.
,,Ach sei still.",neckte ich ihn und grinste breit. Er grinste auch. Ich war glücklich, ich wusste nicht, warum.
,,Weißt du seinen Namen?",fragte ich.
,,Von wem?",fragte Dean.
,,Du weißt, wen ich meine. Er wollte ihn nicht sagen. Weißt du seinen Namen?",drängte ich.
,,Ach von ihm. Man sagt eigentlich nur er. Oder Präsident. Niemand weiß seinen Namen. "
,,Wieso? Wer ist er?",fragte ich und schaute in Deans Augen. Sein Blick verfinsterte sich, dann lächelte er wieder.
,,Er ist der Erfinder der Chips."
Ich war sprachlos.
,,Wie alt ist er?",fragte ich nach einer Weile.
,,376.",antwortete Dean.
,,Was?",zischte ich.
Dean blieb gelassen.
,,Er ist der älteste Mensch, der je gelebt hat.",fuhr er fort. ,,Aber wie macht er das?",fragte ich.
,,Niemand weiß das. Aber von denen, die oft hier sind-"
,,Wie du?",unterbrach ich.
,,Ja, wie ich. Man sagt sich, er würde einen Chip besitzten, der unendlich freien Spielraum hat. Aber niemand weiß, wann sein Tod eingraviert ist.",erklärte Dean.
,,Und wie viel kostet dieser Chip?",fragte ich. Wenn meine Mutter so einen gehabt hätte, wäre sie nicht gestorben.
,,10 Milliarden Faves und das Leben eines engen Verwandten, wie das der Eltern, Geschwister oder Kinder."
Ich konnte nicht fassen, was Dean gesagt hatte. Wieso wollte er, der Hersteller der Chips, dass Menschen starben?
Ich wollte nichts mehr sagen. Mir war schlecht. Ich wollte hier raus, wegrennen. Und das, obwohl ich gerade erst begann, Dean zu mögen.

,,Gehts dir nicht gut?",fragte Dean. Er grinste nicht. Er war wirklich besorgt. Dachte ich jedenfalls.
,,Doch, mir geht es ausgezeichnet! Ich unterhalte mich nur ständig mit dem Mann, den ich am liebsten töten würde und-"
,,Meinst du das Ernst?"
,,Was denn?",fragte ich genervt.
,,Mit dem töten?",fragte Dean. ,,Er ist Schuld daran, dass meine Mutter gestorben ist! Wenn jemand den Tod verdient hat, dann er!",sagte ich heißer und so leise wie möglich.
Dean nickte.
,,Willkommen im Team.",sagte er.
Ich verstand es nicht genau.
,,Dean, was machst du hier?",fragte ich.
,,Ich arbeite hier.",antwortete er.
,,Lügner.",zischte ich und trat Dean auf den Fuß. Daraufhin ließ er mich drehen.
Mein Kleid sah wunderschön aus, während ich Piruetten drehte.
,,Wow.",flüsterte Dean grinsend.
Addam und der Präsident klatschten. Ich versuchte, es zu ignorieren.
,,Du arbeitest hier nicht.",sagte ich, als ich wieder näher an Dean war.
,,Doch."
,,Mein Vater hat hier gearbeitet und er war ganz sicher nicht so ein... Nicht so wie du.",korrigierte ich mich.
,,Dann hat dein Vater in der Südhälfte gearbeitet. Dort stellen sie die Chips her.",erklärte Dean.
,,Und die Andere?"
,,Die der Nordhälfte. Da sind Leute wie ich, und noch ganz viele andere."
,,Und wo komme ich hin, wenn ich hiermit fertig bin?",fragte ich. Deans Augenbrauen zogen sich zusammen.
,,Das findest du am Besten selbst herraus." Ich sagte nichts mehr, da ich sah wie eine Person sich und näherte.
,,Darf ich?"
Sofort erkannte ich die merkwürdige Stimme.
,,Sicher.",sagte Dean und ließ mich los.
Er ging zum Tisch, ich schaute ihm hinterher.
Dean warf er mir einen besorgten Blick zu und beobachtete alle meine Beobachtungen scharf.
Er nahm meine Hand.
Sofort fühlte sich alles in mir an, als würde es einfrieren. Ein scharfes stechen in meiner Brust. Innerlich schrie ich.
Und der Präsident lächelte einfach, mit seinen kalten Augen.

CODE - Ungewisse Zukunft Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt