Kapitel 45

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Ich war total aufgeregt, ich konnte kein Auge zutun. Deans Plan musste funktionieren! Ich wälzte mich auf dem kalten Boden herum, bis ich mich entschloss, nicht weiter zu schlafen. Ich fragte mich, wie lange es noch dauern würde, bis Dean hier auftauchen würde. Fünf Stunden? Oder weniger? Endlich würde ich hier raus sein. Früher war mir gar nicht bewusst, wie viel es bedeutete frei zu sein. Wir lebten alle unsere Leben vor uns hin, doch kaum jemand kannte es zu schätzen. Es war wertvoll, wenn man alles hatte. Und einfach Scheiße, wenn man nichts hatte. Vielleicht musste ich einfach versuchen, es gut zu machen, und alles würde sich irgendwie hinbiegen. Alles würde seinen Weg gehen. Nur wusste ich nicht, ob der Weg gut war. Gut genug, um jeden Tag als wertvoll zu empfinden.
Trotzdem war es nicht richtig so, so wie jetzt. Wir waren auf dieser Welt, um das Leben zu genießen. Wir sollten selbst darüber entscheiden, was wir taten. Einige Menschen wurden von sich selber, beziehungsweise von den Chips völlig bloßgestellt. Doch diese Person könnte jemand ganz anderes sein, hätte sie ein eigenes Leben. Wäre der Präsident nie zum Präsidenten geworden, wäre alles anders. Aber niemand kann die Vergangenheit verändern, unsere Taten beeinflussen nur die Zukunft.
Ich schloss meine Gedanken ab. Anders gesagt versuchte ich, an etwas anderes zu denken, da es für mich eigentlich nichts mehr gab, vorüber ich zum Thema nachdenken könnte. Außerdem wollte ich nicht, dass mein Hirn heiß läuft und ich einen Kurzschluss kriege. Okay, der war schlecht.
Dean kam rein. Dean. Ich schien süchtig nach ihm zu sein, als sei er mein Sauerstoff.
Er zwinkerte mir zu, was mich zum lachen brachte.
Dann wurde er ernst und schloss die Zellentür auf. Die jenigen, die schliefen, wachten auf. Alle schauten auf Dean. Er ging zu mir und kettete mich an den Handschellen an.
Ich erntete viele skeptische Blicke, Bell sah mich fragend an. Dean half mir auf und zusammen gingen wir zur Tür, Bell folgte mir.
,,Was ist los?",fragte ich sie leise.
,,Ich komme mit."
Ich lachte nervös und schüttelte den Kopf.
,,Das ist nicht unsere Flucht."
,,Verarsch mich nicht."
Ich sagte nichts mehr und drehte mich um. Dean öffnete die Tür und zog mich hinaus.
Er versuchte die Tür schnell zu schließen, doch Bell schob ihren Fuß zwischen den Spalt. Sie sah mich und Dean bettelnd an, niemand wagte etwas zu sagen. Schließlich war Bell es, die anfing zu reden.
,,Reece, Dean... bitte.",flüsterte sie fast den Tränen nahe. Dean sah mich an, wir wussten beide, dass es mein Teil war, es ihr zu erklären.
,,Sorry Bell." Mehr konnte ich nicht sagen, meine Stimme versagte. Gerade, als ich ihr erzählen wollte, dass wir sie bald hier rausholen würden, öffnete Dean die Tür. Ich sah ihn verwirrt an.
Sie nickte dankend und versuchte an Dean vorbeizugehen. Er hielt sie fest.
,,Das geht nicht, Bell."
Bevor sie realisierte, was er überhaupt gesagt hatte, schubste er sie mit so einer Wucht nach hinten, dass sie fast umfiel. Das kam unerwartet. Eilig schloss er die Tür.
,,Und jetzt schnell.",sagte er zu mir und wir eilten davon. Ich hörte Bell uns etwas zurufen, aber ich konnte sie nicht deutlich verstehen. Ehrlich gesagt wollte ich es auch nicht.
Wir gingen die Treppen hoch, die Luft war frisch. Sofort rechts von uns war ein Zimmer, und Dean führte mich rein.
,,Reece! Was eine Freude!"
Ich unterdrückte ein Seufzen.
,,Ich bin den ganzen Weg hier hin gekommen, dann wollte mich einer von diesen Männern hier nicht reinlassen und..."
Ich hörte El gar nicht mehr zu, mal wieder quellten die Wörter aus ihrem Mund, als würde es um ihr Leben gehen. Und es schien kein Ende zu nehmen.
,,Reece, setzt du dich?",fragte El und sah mich erwartungsvoll an. Achso, wir waren jetzt beim anderen Thema.
Ich nickte, robbte zu ihr und setzte mich.
El entfernte zu erst den Beutel an meinem Arm, mal wieder verstand ich nicht, wie. Aber ich musste mich nicht darum kümmern, und falls, war ich mir sicher, dass Dean wusste wie das geht.
Dean räusperte sich.
,,Der Präsident hatte einige Wünsche."
,,Ja?",fragte El überrascht.
,,Er wollte einen dunkleren Hautton und Locken. Ich glaube, Sie wissen, was ich meine.",erklärte Dean. Locken also?
,,Sie meinen den West-Style?"
Die Leute aus West Stellone sahen alle ähnlich aus, dunklere Haut, Lockenköpfe, graue Augen. Sie hatten sich alle ähnlich entwickelt, alle hatten ähnliche Merkmale. Deshalb nannte man es auch West-Style.
,,Ja."
El nickte langsam. Der West-Style war gerade ziemlich unmodisch, da die Leute aus dem Kontinent arm waren und wenig besaßen. Manchmal würde es sogar als Beleidigung benutzt.
Sie sagte nichts mehr und fing an, meine Haare zu machen. Sie band sie straff zurück und setzte mir eine Perücke mit haselnussbraunen Locken auf. El war manchmal anders, als ob sie zwei Gesichter hätte. Manchmal war sie nachdenklich, ein anderes Mal redete sie pausenlos. Ich wusste noch nicht einmal, ob sie einen Chip trug. Sie hatte blaue Augen, es könnten aber auch Kontaktlinsen sein.
Nach einer gefühlten Ewigkeit war El fertig. Ständig hatte ich das Gefühl, mir würde die Zeit wegrennen. Deshalb wunderte ich mich auch, wie Dean so entspannt warten konnte. Ich hatte ein enges, dunkelblaues Kleid an. Dean hatte El gesagt, es soll nicht schwarz sein. Nachdem El mit kunterbunten Stoffkleidern gekommen war, nahm ich mir ein dunkelblaues. Jetzt sah ich mich im Spiegel.
Meine brustlangen Haare standen in kleinen Löckchen in alle Himmelsrichtungen ab und meine Haut war viel dunkler, aber nicht zu sehr, eher bräunlich.
Ich trug einen schwarzen Lippenstift und sehr dunkles Makeup.
,,Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Präsident das so wollte.",murmelte El. Dean nahm schützend die Hände in die Luft.
,,Ich bin nur der Überbringer der Botschaft.",lachte er. Sie sah ihn skeptisch an.
,,Na, dann glaube ich dir mal."

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