Kapitel 8

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Verdammt aber ich musste ihn vergessen! Ich zerknüllte den Zettel mit einer langen Nummer, die man sich unmöglich merken konnte, stand auf und warf ihn in den kleinen Mülleimer in der Ecke.
Ich hatte nicht einmal darauf geachtet, ob irgendetwas mit seinen Augen los war. Auf jeden Fall hatten sie ein dunkles grau, das ist mir sofort aufgefallen.
Ich ging zu meinem Platz zurück und setzte mich auf den schwarzen Stuhl.
Was sollte ich jetzt nur machen?
Mir war tot langweilig und mein Onkel wartete.
Vielleicht sollte ich es einfach riskieren. Verdammt, ich hatte keine andere Wahl!
Ich stand auf und ging nach vorne zu der Theke.
Die Frau telephonierte gerade und füllte ein Dokument aus.
Ihre dunkelbraunen, lockigen Haare hatte sie sich zu einem strengem Zopf nach hinten gebunden, wodurch sie eine sehr große Stirn bekam.
Ihr Gesicht war überseht mit Falten, sie hatte sehr feine Augenbrauen.
Ihre Wimpern waren kurz, und sie hatte mittelgraue Augen. Ich wartete, bis sie das Gespräch beendete.
,,Wie oft habe ich Ihnen schon gesagt, dass diese Option nicht möglich ist? -Entweder sie spenden die Körperteile Ihrer verstorbenen Frau, oder sie lassen sie verbrennen! - Schon seit 3058 können verstorbene nicht vergraben werden! - Nein, das geht nicht! - Verstehen sie dass doch, das ist... - Sie haben sich also entschieden. - Sind sie sicher? - Gut, ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag. - Tschüss."
Sie legte das Blatt Papier weg und schaute mich an.
,,Was kann ich für Sie tun?"
Die Stimme hörte sich eintönig an, als ob sie das um die hundert Mal am Tag sagen würde. Vielleicht tat sie das auch, ich wusste es nicht.
,,Hallo ich spreche mit Ihnen!"
Jetzt war sie ein wenig genervt, ihre Falte zwischen ihren feinen Augenbrauen war stark in ihre Haut markiert, ohne, dass sie zornig guckte.
,,Ich möchte mit Dr. Ollivs sprechen.",sagte ich. Ich hörte, wie mein Herz begann, das Blut schneller zu pumpen. Sie hatte nur halb geöffnete Lieder, und Augenringe. Und sie sah sehr müde aus. Hoffentlich verkürzte ich ihr Leben nicht.
Sie tippte auf dem Tisch vor ihrem Computer auf der Laser-Tastatur herum. Ihr Gesicht bekam durch das Gerät einen grünlich-blauen Schein.
,,Ich nehme an, dass du einen Termin hast also sag mir bitte deinen Nachnahmen."
Plötzlich war mir unbehaglicher zu Mute als schon davor. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie mich Duzte.
,,Sparks. S-P-A-R-K-S.",buchstabierte ich.
Sie schaute mich an, als ob sie sagen wollen würde Ich bin nicht doof! und senkte ihren Blick dann wieder auf den Bildschirm.
,,Ich kann dich hier nicht finden... Du bist sicher, dass einen Termin hast?",fragte sie nach einer Weile ohne mich anzugucken.
Klar, ich hatte keinen. Aber wenn ich das sagen würde, würde ich sicher noch Stunden warten, bis ich dran komme.
,,Aha... Du hast also keinen.",sagte sie mit einer gehobenen Augenbraue und mit einem schnippischen grinsen.
,,Ich kann dir einen machen, morgen um 00:16 Uhr."
00:16, das war Nachmittags. Seit der Zeitepoche New World wurden die Zeiten verdreht, keine Ahnung warum.
,,Aber ich muss jetzt mit Dr. Ollivs sprechen!",sagte ich laut und setzte eine Betonung auf das Wort jetzt. Ich merkte, wie Blicke sich in meinen Rücken bohrten.
,,Was du musst, ist die Praxis verlassen. Das ist leider so, wenn man keinen Termin hat."
,,Was? Aber-"
,,Tut mir Leid.",sagte sie in einem leichtem Singsang und wies mit ihrem Kinn zum Ausgang.
,,Verflucht!",knurrte ich, und stampfte auf. Im nächsten Moment war es mir ziemlich peinlich, also nahm ich mir vor, die Praxis schnell zu verlassen.
Als ich mich umdrehte, lief ich gegen eine Person. Ich sog den Bekannten Duft ein.
,,Onkel!",rief ich. Er legte seine Hand auf meine Schulter und schaute in die Richtung von der miesen Krankenschwester.
,,Enna, Wissen sie, wenn dieses Mädchen da ist, kann sie mit mir sprechen, egal ob sie einen Termin hat oder nicht.",erklärte er ruhig. Enna stand auf.
,,Aber dieses... Kind hat mich beleidigt und sie-"
,,Seit wann haben wir die Regel, dass Patienten ohne Termin die Praxis verlassen müssen?",fragte er.
,,Ja, aber-"
,,Kein aber, Enna. Wenn sie selbst die Regeln aufstellen, hat das alles hier keinen Sinn. Die Regeln stelle ich, und sie wollten dieses Kind rauswerfen!",sagte er jetzt schärfer.
,,Nur, weil-"
,,Lassen wir das Enna. Ich werde nach Ihrer Schicht mit Ihnen sprechen, haben wir uns verstanden?!"
Sie sah auf einmal nicht mehr müde sondern schockiert aus. Ihre Augen waren weit aufgerissen ihr Mund halb geöffnet.
,,Komm Reece.",sagte er fast tonlos und Schritt los.
Er öffnete die Tür und hielt sie auf, ich ging hindurch.
,,Wir sehen uns noch, Enna!",rief er und ein wenig später schloss sich die weiße Tür.
,,Verdammt Reece! Wie könntest du nur?!",rief er sehr zornig.
,,Was?"
Wie meinte er das?
,,Ich bin sehr enttäuscht von dir. Hast du denn gar nichts gelernt?!"
,,Hä? Sie wollte mich rausschmeißen!",rief ich.
,,Das ist nicht das selbe. Sie wurde programmiert, aber wenn du sie einfach beleidigst... Du hast einen eigenen Willen und du kannst denken!"
,,Ich habe ich nicht sie beleidigt, sondern nur geflucht! Außerdem hätte sie mich auch fast beleidigt.",sagte ich.
Er machte ein Geräusch wie Tzz oder Pff .
,,Nein, Reece. Die Hersteller würden nie eine Beleidigung dulden, vor allem nicht bei Angestellten an einer Praxis. Maximal noch Dummkopf, aber das was du gesagt hast... Du hast sie um etwa einen Tag schneller getötet, wenn du Pech hast."
,,Na und?"
So schnell wie ich es gesagt hatte, wollte ich es auch schon zurücknehmen.
,,Was? Du willst, dass jemand stirbt?!"
Er bog ein und ging in einen Raum, ohne die Tür aufzuhalten. Ich fing sie auf und ging schnell hinein.
,,Nein..."
Ich wusste nicht was ich sagen sollte.
,,Ich muss dir noch vieles beibringen, Reece."
,,Es tut mir Leid.",murmelte ich.
,,Du bringst dich am Meisten damit in Gefahr."
,,Was? Wieso?"
,,Du fällst auf. Und das nimmt Meistens kein gutes Ende."

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