Kapitel 44

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Ich schloss die Augen und kuschelte mich an Blake. Er hielt mich warm und gab mir das Gefühl nicht allein zu sein und dafür war ich ihm wahnsinnig dankbar.

"Was ist passiert?", fragte er mich leise.

"Mein Bruder ist spurlos aus dem Krankenhaus verschwunden", antwortete ich leise. "Carmen hat mich gerade angerufen und hat mir das erzählt."

Blake griff nach meiner Hand und hielt sie. "Was haben ihr die Ärzte gesagt, wie es ihm ging, bevor er verschwunden ist?", wollte er von mir wissen.
Ich wusste, dass er wissen wollte ob die Chance bestand, dass Rokuro das Krankenhaus selbst verlassen hatte.

Das wäre das Beste und das Beruhigendste.

"Höchstwahrscheinlich wurde er entführt", murmelte ich und legte meinen Kopf an Blake seine Schulter. Ich merkte wie er mir über den Hinterkopf strich.

"Bring mich hier weg", flüsterte ich ihm zu und ließ ihn langsam los.

Blake legte meinen Arm um seine Schulter und führte mich in sein Zimmer.

Er brachte mich zu seinem Bett und ich setzte mich drauf.

"Wir müssen etwas machen", murmelte ich. "Ich will das nicht mehr."

"Denkst du das war Chrysis?", fragte Blake mich.

Ich nickte.

Diese Gruppe ruinierte mein Leben und dafür würde ich mich rächen.

"Versuch zu schlafen", befahl Blake mir sanft. Ich sah ihn an und nickte. Er half mir dabei mich hinzu legen und legte sich neben mich.

Ich kuschelte mich an ihn und merkte, dass ich irgendwann einschlief.

•~~×~~•

Mitten in der Nacht wachte ich auf. Ich konnte nicht erklären warum, doch ich stand langsam auf. Blake schlief noch tief und fest.

Ich schlüpfte in meine Schuhe und schlich leise aus Blakes Zimmer.

Irgendwie konnte ich nicht einfach im Bett liegen bleiben.

Wie immer nachts war das Schulhaus leer und es herrschte Stille.

Ich ging in Richtung Treppe, einer dummen Ideen folgend. "Wann ist es jemals schon gut ausgegangen als du nachts hier herum geschlichen bist?", murmelte ich vor mich.

Meine Füße trugen mich nahezu lautlos die Treppe herunter, ich versuchte möglichst leise zu atmen und blieb am Fuß der Treppe kurz stehen um auch wirklich sicher zu gehen, dass ich alleine war.

Ich hörte nichts verdächtiges.

Langsam ging ich weiter in Richtung meines Ziels. Ganz dumme Idee, sagte meine Vernunft.

Ich öffnete die Tür zu der Halle. Das Vollmondlicht kam silbern durch die Fenster, knapp unter dem Dach, gekrochen und ich hatte zumindest etwas Licht. Auf meiner Seite der Halle hingen alle möglichen Waffen und auf der anderen Seite konnte ich die dunklen Umrisse der Zielscheiben ausmachen.

Es war eine extrem schlechte Idee, dorthin zu kommen wo mein Bruder angegriffen und verletzt worden war.

Ich ging zu den Waffen und holte mir Bogen und Pfeile.

Nachdenklich stellte ich mich auf und kniff die Augen zusammen. Ich legte an und zielte...

Genau in dem Moment traf ein Pfeil, die Mitte der Zielscheibe. Instinktiv sah ich mich schussbereit um. Wer auch immer noch hier war, seine Augen waren besser als meine.

Die Erkenntnis traf mich wie einen Schlag.

Ich sollte hier weg.

SOFORT.

Panik breitete sich wie dunkle Fäden in mir aus, wies mich an mich schussbereit zu machen und meine möglichen Kräfte zu materialisieren oder weg zu rennen.

"Komm raus", hörte ich mich stattdessen mit fester Stimme rufen.  "Ich weiß, dass du da bist."

Als keine Antwort kam ging ich langsam und wachsam auf die Zielscheibe zu, um sicher zu gehen, dass der Pfeil echt war, weil ich wirklich an meiner Wahrnehmung zweifelte. Meine Hand schloss sich um den Pfeil.

Also war er echt.

Ein Pfeil bohrte sich neben meinem Kopf in die Zielscheibe und erwischte ein paar Haare von mir.

Nach allem was ich bis jetzt über den Attentäter von Chrysis gehört habe, soll er dafür bekannt sein, sein Ziel nicht zu verfehlen, kamen mir die Worte von Grigorios wieder in den Sinn.

Ich befand mich also mitten in dem Spiel von Chrysis.

Eine dunkle Gestalt tauchte mitten in dem Mondlicht auf.

Sein Bogen fiel zu Boden und der Attentäter kam langsam und bedrohlich auf mich zu.

"Du wirst nicht auf mich schießen", bemerkte er mit einer kalten Stimme. Ich erkannte die Stimme, konnte sie aber nicht zu ordnen.

Ich spannte meinen Bogen noch mehr und ließ den Pfeil fliegen. Weit daneben.

Doch ich hatte ihm klar gemacht, dass ich nicht scherzen würde.

"Ich weiß wer du bist", knurrte ich als er schon fast vor mir stand und verstärkte meinen Griff um meinen Bogen.

"Gut, dann können wir uns die stumpfsinnige Begrüßung sparen, Ivory", entgegnete er und seine Stimme wurde sanft. "Immerhin etwas."



**Große Ankündigung: für nächstes Wochenende ist ein bisschen mehr geplant, weil ich schon ein paar fertige Kapitel habe.

Was macht der Attentäter von Chrysis in der Schule?

Und noch eine Frage: mögt ihr den Winter?

Liebe Grüße,
Julia**

School of Warriors - Rising Flame (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt