Lektion 7: Ein paar Schläge haben noch nie geschadet!

4.2K 208 22
                                    

Liena erwachte erfrischt wie nie am nächsten Morgen. Sie fühlte sich zum ersten Mal seit gefühlten Ewigkeiten nicht noch ausgelaugter als am Abend davor. Und wenn sie überlegte- sie war diese Nacht tatsächlich nur einmal aufgewacht. Aber ohne Albtraum und sie hatte sich sofort wieder umgedreht und weitergeschlafen.

Sie fühlte sich gut. Sie fühlte sich sicher. Nachdem sie gestern so viele neue Menschen kennengelernt hatte, konnten Johanna und Marina ihre Zweifel endgültig aus dem Weg räumen. Zusammen mit den beiden und Raph hatten sie noch lange Karten gespielt und sich unterhalten. Auch Priscilla hatte sich zu einer Runde hinreißen lassen.

Liena hatte das Spiel anfangs nicht gekannt, fand sich aber sehr schnell zurecht und gewann sogar einige Runden.

Als sich die Runde auflöste, verabschiedeten sich auch Liena und Raphel. Sie hatte ein wenig Angst, ihre Unterkunft nicht wiederzufinden – "ihr Haus" wollte sie es nicht nennen. Zum Glück war es doch nicht allzu schwer, da sie sich an der Mensa orientierte und Johanna ihr zusätzlich noch Wegweisungen gegeben hatte.

Raph war ein wenig angesäuselt. Er hatte ein oder zwei Bier zu viel gehabt und war deshalb bester Laune gewesen. Er hatte richtig anschmiegsam einen Arm um Lienas Schultern gelegt und ihr irgendetwas ins Ohr gesäuselt, dass Liena erstens nicht richtig verstanden hatte und sie zweitens auch gar nicht wissen wollte.

Jetzt lag Raph im Bett neben ihr auf dem Bauch und schnarchte friedlich. Sie fragte sich, wie er es aushielt, im Schlafen auf dem Bauch zu liegen. Sie bekam dann meist keine Luft mehr und fühlte sich, als würde ein unsichtbares Gewicht sie in die Matratze drücken.

Sollte sie ihn wecken? Sie wollte wirklich zu gern wissen, ob er einen Kater hatte. Das wäre nämlich zu komisch. Die Frage erübrigte sich in diesem Moment, da Raph einmal schmatzte und dann die Augen aufschlug.

"Guten Morgen, Sonnenschein.", triezte Liena. "Du bist wahrlich nicht schön anzusehen beim Schlafen."

"Und trotzdem bewunderst du mich, während ich schlafe. Oh mann, ich glaube ich habe Kopfweh. Ich vertrag diese Scheiße nicht mehr."

"Wie viel hattest du denn?" Liena verzog das Gesicht, als eine unangenehme Bierfahne von Raphs Bett herüberzog.

"So zwei? Das erste und das letzte. Haha. Au!" Er schloss schnell die Augen und hielt sich die Stirn. Liena konnte sich das Grinsen nicht verkneifen.

"Alles klar. Sollen wir frühstücken gehen?"

Sie stand auf und zog ihre Schuhe an. Sogar die hatte sie gestern Abend ausgezogen und säuberlich neben das Bettende gestellt. Es war schon ein großer Schritt für sie, ihre Schuhe zum Schlafen auszuziehen. Sie ließ sie normalerweise immer an, um im Notfall zur Flucht bereit zu sein. Bei einem Angriff von Zombs konnte man nicht schnell sagen: Kleinen Moment noch, ich muss erst meine Schuhe binden.

"Mach doch nicht so schnell.", jammerte Raphel.

"Ach so... Entschuldigung, mein Ärmster. Brauchst du eine Kopfschmerztablette? Ich glaube, ich habe in meinem Rucksack noch eine "Mimimi"-Pille." Lachend verließ sie das Zimmer und ging hinunter ins Schlafzimmer.

Liena hatte keine Ahnung, ob hier in Tumbler Town auch Frühstück in der Mensa serviert wurde, darüber hatte sie niemand informiert. Aber schon auf dem Weg dorthin trafen sie auf Johanna und Marina, die vom Künstlerhaus kamen. Auch die beiden konnten sich ein Grinsen bei Raphels Anblick nicht verkneifen.

"Es hat übrigens super viel Spaß gemacht gestern.", sagte Marina, als sie alle miteinander am Tisch saßen. Liena hatte Porridge mit frischen Früchten. Das beste Frühstück, dass sie seit langem gegessen hatte.

Signs of CainTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang